"Das war nur ein Tipp von Girl zu Girl", sagte Charly mit einem Zwinkern und wirkte ansnosten unbeeindruckt von Hollys Ausbruch. Nick trat derweil relativ eilig zu der Tür und öffnete sie. Ebenso eilig folgte Ethan dem Rekruten - er hatte keine Lust auf irgendwelche Auseinandersetzungen zwischen Holly und dem Wesen, das aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund und trotz des nicht vorhandenen IQs dazu in der Lage war zu reden.
Jakob schüttelte zu dem ganzen einfach nur den Kopf. Er wollte keinen weiteren Streit mit Holly haben und er mochte es auch gerade nicht, wie Charly Holly behandelte. Der Teenager seufzte noch einmal, nickte Holly zu und ging wortlos zu Nick. Eine weitere Auseinandersetzung konnte er sich heute sparen.
Holly ballte eine Hand zur Faust, schaffte es aber, einen weiteren Kommentar zu unterdrücken und stattdessen Ethan und Nick zu folgen. Lou warf noch einen Blick zurück zu Charly, als wollte sie sichergehen, dass es auch wirklich Charly war, die gesprochen hatte. Oder sie stellte sicher, dass diese Abart von Frau ihnen nicht folgte. Holly war es egal. Sie war jetzt erstmal bedient. Es blieb nur zu hoffen, dass das Treffen mit dem Chief besser laufen würde.
Ethan schüttelte missbilligend den Kopf, sobald Nick die Tür geschlossen hatte. "Das ist ein Armutszeugnis für die Polizei", merkte Ethan düster an. "Ja, schon...", erwiderte Nick und seufzte. "Wisst ihr, ich frage mich... Na ja, glaubt sie wirklich, dass sie gut aussieht? Ich meine... nichts an ihr ist echt, oder?" "Vermutlich glaubt sie das", kommentierte Ethan und verzichtete wegen der ohnehin schon schlechten Stimmung darauf, den Idioten vielsagend anzusehen.
Jakob überlegte kurz und atmete dann einmal tief durch. Charly hatte irgendetwas an sich, da war er sich sicher, aber das Make-Up war es nicht, dass ihn hat schwach werden lassen. Er blickte kurz zu Holly und nickte ihr daraufhin zu. "Hey... tut mir Lied dass ich dich gerade angefasst habe und so." Danach schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder an die beiden Männer. "Also ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass es so etwas wie zuviel Make-Up gibt, und sie hat die Schwelle überschritten." Er schüttelte kurz den Kopf. "Mal ganz im Ernst, was macht sie mit so einer Persönlichkeit bei der Polizei? Es muss doch sicher andere Dinge geben, die sie machen könnte."
"Passt schon", entgegnete Holly auf Jakobs Entschuldigung. Sie ging davon aus, dass der junge Mann ohnehin nicht wusste, was gerade ihr Problem gewesen war und sie würde es ihm bestimmt nicht erklären. Schon gar nicht jetzt. "An ihr ist absolut nichts echt", bestätigte Lou Nicks Frage. "Wobei ich erstaunt bin, dass jemand so... dumm sein kann. Das ist ja ganz eindeutig auch echt. Und es ist verstörend, wenn ich das so sagen darf." Nachdem Jakob ebenfalls geantwortet hatte, schaute Holly ihn einen Moment lang an. Eigentlich hatte sie Lou zustimmen wollen, aber Jakobs Antwort hatte sie dafür zu sehr überrascht. "Vor ein paar Tagen hast du dich doch auch nicht an ihrem Äußeren gestört. Ihr wart immerhin Party machen", meinte sie schließlich zu Jakob.
Jakob hörte Holly Ausspruch, der sich auf die Party bezog und der Teenager musste sich zurück erinnern. An das, was ihm so gut gefallen hatte, aber bei den anderen nicht so gut ankam. Es war ihm peinlich. Jakob errötete ein wenig und knuffte Holly auf den Oberarm. "Jetzt lass das", brummte der Teenager. "Mit dem Thema waren wir doch schon durch, oder? Ich weiß nicht... was... mich da geritten hat." Einen kurzen Blick warf er danach noch zu Lou. War Charly wirklich so falsch? Wieso hatte er das erst jetzt bemerkt?
"Du bist selber schuld, wenn du eine so gute Vorlage lieferst", entgegnete Holly unbeeindruckt. "Und das war schon das zweite Mal, dass du mich heute schlägst." Die junge Farmerin sah Jakob herausfordernd an, wobei sie allerdings grinste. Der junge Mann war definiiv keine Herausforderung für sie. "Jetzt sei doch nicht so", mischte sich Lou schließlich ein. "Wir sollten uns lieber auf die aktuelle Situation konzentrieren. Die ist nämlich wichtiger." "Ist ja schon gut. Ich hab es ja nicht böse gemeint oder so", rechtfertigte sich die junge Farmerin.
"Böse oder nicht - wir haben definitiv andere Probleme", merkte Ethan an. Nick hingegen seufzte derweil schwer. "Wisst ihr, ich bewundere es wirklich, dass ihr... dass ihr trotz allem noch scherzen könnt", stellte der Rekrut fest und schüttelte anschließend den Kopf. "Wir sollten den Chief suchen." Ethan war sich nicht sicher, ob die Aussage von Nick wirklich als Kompliment aufzufassen war. Er selbst fand es eher merkwürdig, dass der Idiot und Holly derartige Kommentare austauschten. Als sich Nick letztlich in Bewegung setzte, folgte Ethan ihm.
Jakob wollte noch einen genervten Kommentar zu Holly sagen, als Ethan einschritt. Er räusperte sich kurz und nickte dann. Ethan hatte recht, sie sollten so nicht scherzen. Er blickte dann kurz zu Nick und zuckte mit den Schultern. "Hey, irgendwie muss man ja klarkommen, oder? Aber du hast recht, wir sollten den Chief suchen. Sollte ja eigentlich nicht so schwer sein, so ein Chief löst sich nicht einfach so in Luft auf." Immerhin war Jakob erleichtert, dass das Thema Charly vom Tisch war.
"Sowas nennt man Galgenhumor, Nick. Das ist so der Punkt, wo es nicht zum Heulen oder Verzweifeln reicht, also lacht man", erklärte Holly. Für sie galt das in jedem Fall. Die Situation war im Moment mehr als nur bescheiden und es war eigentlich gar nicht klar, wie genau es weitergehen sollte, aber für Holly war das kein Grund, um den Kopf in den Sand zu stecken. "Ich finde es schon ziemlich deplatziert. Das macht einen schlechten Eindruck, falls das jemand mitbekommen sollte", meinte Lou auf die Aussage der jungen Farmerin hin, welche daraufhin kurz seufzte. "In Ordnung. Ich nehm mich mehr zusammen", lenkte sie ein und sah dann zu Nick. "Hast du eine Idee, wo der Chief sein könnte oder müssen wir ihn auf gut Glück suchen?"
"Na ja, schon in der Schule hat man mir gesagt, ich wäre nicht der Witzigste, wisst ihr?", kommentierte Nick und wurde dabei leicht rot. Dann hob er eilig die Schultern. "Wenn der Chief in diese Richtung gegangen ist, dann wahrscheinlich zum Archiv. Also... ich würde zumindest vorschlagen, dass wir da nachsehen." "Das klingt sinnvoll", bestätigte Ethan, bevor er zu Holly sah. "Galgenhumor mag zwar nützlich sein, aber ich fürchte, die Polizei kann ihn aktuell nicht gebrauchen." "Zumindest nicht der Chief", murmelte Nick zugegebenermaßen kleinlaut. "Das Archiv ist am Ende von dem Gang."
Jakob sah kurz zu Nick. Er versuchte sich vorzustellen, wie er damals in der Schule auf ihn reagiert hätte. Das Problem war, dass er damals mit seinen Kumpels wahrscheinlich Nick wegen so etwas aufgezogen hätte. Er sah so aus wie der Typ, dem man mit Vorliebe Streiche gespielt hätte. Jakob schüttelte kurz den Kopf. An solchen Aktionen hatte er sich zwar auch beteiligt, war aber nie der Drahtzieher gewesen. Was das anging, war er auch fast ein Außenseiter gewesen, war also über die Existenz von Leuten wie Nick froh gewesen. Jakob schüttelte den Kopf, das Ganze war sowieso absurd. Bis auf ein paar Ausnahmen, die er bei den Kämpfen gesehen hatte, hatte er niemanden mehr aus seiner Klasse nach dem Abschluss zu Gesicht bekommen. Er blickte noch einmal zu Nick. Eigentlich schien er ein netter Kerl zu sein, er sah keinen Grund, ihn irgendwie zu hänseln. "Gut... dann geh voran würde ich sagen."
„Ich hab doch schon gesagt, dass ich mich zurücknehme“, verteidigte sich Holly. „Keine Sorge.“ Die junge Farmerin bemerkte, dass auch Lou ihr einen kurzen und prüfenden Blick zuwarf, aber zumindest sparte sich ihre Begleiterin einen Kommentar. „Das Archiv klingt nach einem guten Anfang“, meinte die jüngere der beiden Frauen stattdessen. Holly verkniff es sich, zu sagen, dass sie das ein wenig anders sah. Sie bezweifelte nämlich stark, dass der Tatort die Laune des Chiefs nennenswert verbessert hatte.
Ethan nickte kurz, als Holly bestätigte, dass sie sich zurücknehmen würde. Das war immerhin ein Anfang. Der Weg durch den Gang hingegen zog sich und verdeutlichte, dass das Gebäude doch erstaunlich groß war - abgesehen davon zweigte eine erstaunliche Anzahl von Türen und Nebengängen ab, was wiederum dafür sprach, dass die Polizei zumindest in der Vergangenheit deutlich besser finanziert worden war. Am Ende ds Ganges befand sich letztlich eine Doppeltür, neben der ein Kartenlesegerät an der Wand angebracht worden war. Tatsächlich stand abgesehen davon ein sichtlich gelangweilter Polizist daneben, dessen Blick sich auf Nick heftete. "Zum Chief?", fragte der Mann und nestelte an seiner Uniformtasche, um eine Zigarette hervor zu holen. "Ja", erwiderte Nick. "Nicholas Hughes und die Freiwilligen." "Mhm", brummte der Mann, steckte sich die Zigarette in den Mund und zündete sie an. "Sie stehen unter einem Rauchmelder", kommentierte Ethan dieses hochkompetente Verhalten. Der Polizist hob den Blick und zuckte mit den Schultern. "Schon lange kaputt", antwortete er dann. "Der Chief ist im Archiv. Geht ihm nicht auf die Nerven."