Jakob stieß einmal kurz Luft aus, als Ethan die Sache noch einmal zusammenfasste. Seine Auffassung fand Jakob logisch, aber das machte die Gesamtsituation weniger aufschlussreich. Der Teenager war aber irritiert, als Ethan eine Weile lang das Bild ansah, das legte sich aber mit dem nächsten Ausspruch des Courtenays. Eigentlich wollte Jakob nachfragen, ob Ethan etwas an dem Gemälde seltsam vorkam, er verwarf diesen Gedanken aber wieder mit einem Kopfschütteln. "Okay, also hat Johnson potentiell mehr gewusst? Schön... dann können wir wohl nur darauf hoffen, dass er aufwacht..." Danach sah er sich kurz im Raum um und sein Blick hing an dem Bild fest. Ohne davon wegzusehen, fragte er: "Sollen wir dann gehen?"
"Ja, dass es die Hinweise nicht in die Akte geschafft haben, hab ich auch rausbekommen", erzählte Lou und seufzte kurz. Ethan hatte wahrscheinlich recht und Johnson war aus einem anderen Grund in den Tunnel gegangen. Das blieb also weiterhin ein Mysterium. "Wir sollten uns die Zettel vielleicht auch nochmal ansehen. Wenn wir nachher sowieso Infos zusammentragen, könnte das dazu passen", schlug Holly anschließend vor. "Vor allem da wir ja jetzt selbst auch mehr Infos haben." "Ich find die Idee gut", stimmte das Mädchen zu. Natürlich bestand die Gefahr, dass es nichts brachte, aber das war ihrer Meinung nach weniger schlimm als potentiell etwas zu übersehen. "Und ich würde mich Jakob anschließen und auch sagen, dass wir verschwinden sollten."
Alle: "Er muss etwas gewusst haben, ansonsten hätte man ihn nicht derartig befragt", antwortete Ethan mit einem düsteren Kopfschütteln, bevor er letztlich seufzte. "Wir sollten gehen." Die Wohnung brachte sie nicht weiter, nicht einmal ansatzweise. Sie hatten den Verdacht, dass jemand hier gewesen war, aber das was alles, was dieser Besuch ergeben hatte. Letztlich wandte er sich von dem Wohnzimmer ab und betrat den Flur. "Wo setzen wir uns zusammen, um alles Weitere zu klären?", fragte er dann die anderen.
Jakob folgte Ethan in den Flur. So aufregend es auch war, in einer fremden Wohnung zu sein, sie waren hier fertig und länger zu bleiben war nur gefährlich. Der Teenager zuckte auf Ethans Frage hin nur mit den Schultern. "Ich hatte jetzt gedacht, dass wir wieder ins Hotel zurückkehren... hier kennen wir uns ja nicht aus und ich bin sowieso gegen ein Gespräch in der Öffentlichkeit." Danach schüttelte er wieder den Kopf. "Johnson muss einfach etwas gewusst haben... die wollten ihn ja so oder so kidnappen."
"Das Hotel klingt gut. Viel Auswahl haben wir ja auch sonst nicht, oder? Alles andere wäre schon sehr öffentlich", meinte Holly auf Jakobs Vorschlag hin. "Aber etwas essen wäre schon echt gut. Inzwischen hab ich tierischen Hunger." "Dann könnten wir uns auch irgendwo was zum Mitnehmen holen und uns einen Platz abseits suchen. Im Park zum Beispiel", schlug Lou daraufhin vor. "Dann wäre es auch eine Idee, von hier aus zum Krankenhaus zu fahren, um in Erfahrung zu bringen, wie es da aussieht." "Das wäre dann ein Weg. Und dann müssen wir auch nicht vom Hotel aus nochmal los. Das spart potentiell wahrscheinlich eine Fahrt", musste Holly zugeben, obwohl ihr im Grunde beides recht war. Wichtig war nur, dass sie alles besprachen und etwas zu essen bekamen.
"Das Hotel ist gefühlt am anderen Ende der Stadt, es macht keinen Sinn, dorthin zu fahren, wenn wir noch zum Krankenhaus wollen", bestätigte Ethan. Zum Krankenhaus und potentiell noch einmal zu der Hauptwache, falls der Chief nicht am Telefon reden wollte. "Also suchen wir uns etwas Essbares und einen Park." Er durchquerte den Flur und trat zu der Eingangstür von Johnsons Wohnung, um sie zu öffnen.
Der Teenager folgte Ethan zur Wohnungstür. "Von mir aus. Was zu essen klingt in Ordnung." Jakob bemerkte, dass er schon etwas Hunger hatte, aber dieses Gefühl jetzt im Normalfall ignoriert hätte. "Und ein Park... ich denke, das ist in Ordnung."
"Müssen wir nicht eh zusehen, wie wir jetzt von hier wegkommen?", meinte Holly. "Hier ist immerhin nicht wirklich viel los, oder?" "Das ist ein Wohngebiet. Hier gibt es bestimmt einen Park in der Nähe oder zumindest irgendwelche öffentlichen Grünflächen. Und es würde mich überraschen, wenn wir hier nichts Essbares auftreiben würden. Gerade hier sollte es das eine oder andere kleine Restaurant geben, wo man sich auch was zum Mitnehmen bestellen kann", erzählte Lou. Das kannte sie aus Grital. Dort war der Park, in dem sie regelmäßig laufen gegangen war, auch nicht weit von ihrem Zuhause weg gewesen. "Wenn du recht hast, dann ist das okay. Jedenfalls für mich", entgegnete Holly und hob die Schultern. "Dann sollten wir uns jetzt beim Rausgehen nur leise und unauffällig verhalten."
Die Gruppe verlässt das Haus. Niemand spricht sie an, die Gruppe bemerkt nichts Merkwürdiges. Sie finden ein kleines Café-Dingens, kaufen belegte Brote und finden einen Park. Sie begeben sich zu dem Park und finden eine Stelle mit einigen Bänken.
Ethan ließ sich auf einer der Bänke nieder, nachdem er sich davon vergewissert hatte, dass außer ihnen niemand in unmittelbarer Nähe war. Dann begann er damit, sein Baguette aus dem Papier zu wickeln. "Was habt ihr erfahren?", fragte er dann in die Runde.
Jakob arbeitete auch an seinem belegten Baguette, als er zu Ethan aufsah und inne hielt. "Also der Hausmeister hat angeblich die Feuerlöscher ausgetauscht. Das waren große, schwere Dinger. Hätte er etwas anderes getan, wäre das sicher aufgefallen." Er machte weiter damit, sein Essen auszupacken. "Der Typ war sowieso seltsam. Er hat gerade die Überwachungsbänder kontrolliert, als ich zu ihm gekommen bin. Merkwürdig, dass das kein Polizist macht. Ansonsten hatte er eine sehr hohe Meinung vom Chief. Dass der sich immer einsetzen soll und seine Sache gut macht oder so. Das einzige, was der Hausmeister bemängelt hat, war, dass sie kein Geld haben, dass er sich ordentlich um das Polizeirevier kümmern kann." Mittlerweile war Jakob mit dem Auspacken fertig und sah sich das Baguette kurz an. "Die Feuerlöscher waren zum Beispiel schon ewig alt und abgelaufen." Dann entschied sich der Teenager dazu, abzubeißen und auf die anderen zu warten.
Holly streckte sich kurz, während Jakob redete und widmete sich anschließend ihrem belegten Brot. "Ich hab leider nicht sonderlich viel beizusteuern", meinte die junge Farmerin anschließend. "Charly hat mir erzählt, dass sie heute für den Chief eine Akte geholt hat. Ich hab keine Ahnung wann oder was das für eine war. Außerdem ist sie wohl nur selten da unten im Archiv. Nachdem sie mir erklärt hat, wie sie sortiert, überrascht mich das nicht." Holly seufzte und zuckte anschließend mit den Schultern. "Das war's dann auch", schloss sie und widmete sich anschließend ihrem Essen.
Lou:
Lou hörte den beiden anderen aufmerksam zu, aber leider hatten sie nicht wirklich viel herausgefunden. Wobei das bei Holly, die sich ja mit Charly auseinandergesetzt hatte, kein Wunder war. "Die Frau unten im Archiv hat auch sehr gut von Rodriguez gesprochen", erzählte das Mädchen anschließend. "Sie hat betont, dass er seine Leute gut kennt und generell ein sehr gutes Gedächtnis hat und dass das prinzipiell sehr hilfreich ist. Außerdem muss sie wohl nicht befürchten, dass man ihr nachsagt, dass sie schlampig gearbeitet hätte. Laut ihr weiß der Chief, dass das 'ihr kleines Reich' ist." Lou entschied sich dazu, ihr Brot noch einen Moment zu ignorieren. Immerhin hatte sie doch einiges zu erzählen. "Außerdem hat sie Charlys Aussage bestätigt. Charly darf nicht weiter als bis zum Tresen ins Archiv, weil sie keine Ahnung vom Sortieren hat. Und sie war heute wirklich da unten, um eine Akte für den Chief zu holen. Das war zur Mittagszeit", berichtete Lou, wobei sie sich wirklich konzentrierte, um nichts zu vergessen. "Ansonsten hab ich erfahren, dass Johnson kein gutes Thema in der Hauptwache ist, vor allem nicht dem Chief gegenüber. Es gibt wohl nur Gerüchte, warum sich die beiden nicht leiden können und es ist auch nicht bekannt, warum Rodriguez Chief geworden ist, obwohl Johnson der Stellvertreter des alten war. Es gibt nur Gerüchte, dass Rodriguez sich den Posten nicht erarbeitet hat. Der Frau ist allerdings nicht bekannt gewesen, dass es jemals einen offenen Streit gegeben hätte. Sie hat auch angenommen, dass Johnson es geahnt hat, dass er versetzt wird. Das ist auch tatsächlich erst ein knappes Jahr her", berichtete Lou von dem Verhältnis der beiden Polizisten. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung, ob dieses Wissen die Gruppe weiterbrachte oder ob es sinnlose Hintergrundinformationen waren. Allerdings hoffte das Mädchen natürlich, dass sich irgendetwas von alldem als nützlich erweisen würde. "Freunde hatte Johnson in der Wache jedenfalls wohl keine und es heißt auch, dass er kein Privatleben hat. Allerdings kann es auch einfach sein, dass er wirklich gut trennt. Ansonsten wurde er geschätzt, weil er kompetent war, aber er soll wohl auch sehr, sehr streng gewesen sein. Also im Grunde so, wie wir ihn auch kennengelernt haben", meinte das Mädchen und hob abermals die Schultern. Viel mehr gab es zu diesem Punkt wohl nicht zu sagen. "Was die Akten angeht, geht die Frau davon aus, dass die nicht wieder auftauchen werden. Außerdem hat sie bestätigt, dass es die Akten der letzten zwei Jahre waren. Also in Bezug auf die Pokémon-Diebstähle. Das heißt, dass die Polizei wieder bei Null anfängt. Allerdings hat sie auch gesagt, dass man bei Rodriguez' Gedächtnis hoffen kann, dass er sich noch an einiges erinnert. Außerdem soll er immer auf dem neuesten Stand gewesen sein." Ob das nun so stimmte, konnte Lou natürlich nicht sagen. Allerdings hatte der Chief gezeigt, dass er ein hervorragendes Erinnerungsvermögen besaß. Das Mädchen schloss es jedenfalls nicht aus. Letztlich stieß Lou ein wenig Luft aus. Sie hoffte, dass sie alles Wichtige genannt und dabei nichts vergessen hatte, denn das wäre wirklich ärgerlich gewesen. "Das müsste soweit alles gewesen sein, was ich rausgekriegt hab."
"Das klingt, als wären die meisten in der Hauptwache nicht unbedingt unglücklich darüber, dass Rodriguez Chief geworden ist und nicht Johnson", stellte Ethan fest und runzelte dabei leicht die Stirn. "Bleibt die Frage, ob Rodriguez die anderen im Nachhinein davon überzeugt hat, oder ob doch mehr dahinter steckt. Wir wissen von Cordes nur, dass Johnson kompetent ist, aber ob er wirklich eine reine Weste hat, können wir eigentlich überhaupt nicht beurteilen." Er schüttelte kurz den Kopf. "Was ich allerdings definitiv beitragen kann, ist die Tatsache, dass der Chief seinen Posten unter Garantie durch irgendwelche wichtigen Freunde bekommen hat. Er ist bestechlich. Definitiv." Ethan schnaubte. "Er hat einen Schreibtisch aus Walnussholz in seinem Büro. So ein Ding kostet mit Sicherheit irgendetwas im höheren fünfstelligen Bereich und das sollte sich ein Chief bei der Bezahlung der Polizei nicht leisten können. Ich habe ihn darauf angesprochen, dass die restlichen Möbel in seinem Büro leider nicht aus dem passenden Holz sind, aber er war der Meinung, das könnte sich ändern. Dem habe ich dezent zugestimmt." Er hob kurz die Schultern. "Mit dem richtigen Angebot wird er sich auch von mir bestechen lassen. Allerdings ist das keine Garantie dafür, dass er ein Rotomurf ist. Es kann genauso gut bedeuten, dass er gute Freunde in der AC oder unter den Aktionären hat. Und so bestechlich er auch ist, ich bezweifle, dass er mir das spontan sagen wird."
Jakob aß, während er den Ausführungen der beiden Frauen und Ethan zuhörte. Bei denen der beiden Frauen dachte er sich nichts weiter, aber Ethans Aussage war schon etwas anderes. Schließlich schluckte er seinen Bissen herunter und sah zu den Courtenay. "Was... Chief Rodriguez ist also bestechlich? Echt jetzt?" Der Teenager wusste nich, ob er daraufhin mit dem Kopf schütteln oder einen Pfiff ausstoßen sollte. Schließlich entschied er sich für das Kopfschütteln. "Das ist irgendwie schwer zu glauben. Der Chief korrupt... das... das kann ich mir zwar nur schwer vorstellen... aber... puh..." Jakob kratzte sich am Kopf. "Und... und dein Plan? Was willst du von dem Chief?"
„Der Chief ist bestechlich?“, wiederholte Holly überrascht. „Das ist krass... Also so richtig. So streng wie er sich gegeben hat und alles... Das ist echt ein Hammer. Wenn es nicht von dir käme, würde ich das nicht glauben.“ Die junge Farmerin schüttelte ungläubig den Kopf. "Vor allem weil er ja doch in der Polizei recht angesehen ist und respektiert wird...", meinte Lou und schüttelte ebenfalls den Kopf. Lou hatte jedenfalls noch genau die Worte von Miss Malone im Ohr. Die Archivarin hatte den Chief jedenfalls in den höchsten Tönen gelobt. "Und außerdem... wer hat ihn bisher bestochen? Und was hat er dafür getan? Je länger ich darüber nachdenke desto heftiger finde ich das... Gerade ein Chief! Das ist echt die Höhe!", fügte Holly hinzu und stieß einen deutlichen Laut des Missmuts aus. "Krass... einfach nur krass..."
"Es war sehr eindeutig", merkte Ethan an, weil die anderen äußerst überrascht reagieren. "Die Frage ist, ob er etwas getan hat. Ich vermute aktuell eher, dass er sich bei gewissen Dingen schlicht dezent zurückhält und wegsieht." Er schüttelte kurz den Kopf und sah letztlich zu dem Idioten. "Und ich habe keine Ahnung, was ich will oder was Sinn macht. Deswegen wollte ich vorher auf jeden Fall Informationen austauschen." Er runzelte leicht die Stirn. "Vielleicht wäre es sogar sinnvoll, mit Cordes zu reden." Er seufzte. "Und mit Kate."