Jakob überlegte einen Moment und sah dann zu Ethan. "Also... um das zusammenzufassen. Du gehts davon aus, dass er bestochen wird, damit er die Klappe hält und bei einigen Leuten nicht zu genau hinsieht?" Jakob schüttelte den Kopf. "Aber... es würde doch auffallen, wenn es jemanden in der Truppe gibt, dem er viel zu viel durchgehen lässt..." Danach wandte sich Jakob wieder seinem Essen zu und wartete ab, was die beiden Frauen dazu zu sagen hatten.
"Sag das nicht, Jakob", entgegnete Lou nachdenklich. "Ich hab doch erzählt, dass es Gerüchte gibt, dass Rodriguez sich seinen Posten nicht erarbeitet hat. Und wenn das stimmt, dann hat er Freunde mit Einfluss nach ganz oben. Und wen genau sollte es dann interessieren, ob er bei bestimmten Dingen wegsieht oder nicht?" "Ich kann mir dann eher vorstellen, dass er von denen sogar gesagt kriegt, was er zu übersehen hat", meinte Holly missmutig. Ihr gefiel die ganze Sache sichtlich nicht. "Außerdem... Wenn er so viel über seine Leute weiß, dann weiß er auch, wie er jeden einzelnen treffen kann, wenn er das will." "Das ist eine gruselige Vorstellung...", musste Lou zugeben, ehe sie wieder zu Ethan sah. "Ich bin übrigens dafür, dass zumindest Cordes davon erfährt. Sie müsste doch wissen, was für die Situation ratsam wäre." "Kate könnte allerdings wissen, was für Infos man aus ihm rausholen könnte", schlug Holly vor. "Außerdem dürfte sie dieser Fakt doch auch interessieren, oder?"
"Ich bezweifle, dass er bei Personen wegsieht. Vermutlich eher bei irgendwelchen Vorkommnissen", widersprach Ethan dem Idioten und seufzte dann. "Cordes dürfte sich dafür interessieren, ja. Aber bei Kate geht es nicht nur darum, dass sie wissen könnte, wonach man fragen sollte... Wenn der Chief Freunde in hohen Positionen hat, kann das entweder irgendeine zwielichtige Organisation sein oder die AC. Und wenn Letzteres der Fall ist, könnte Kate durchaus mehr wissen."
Jakob nickte und schluckte dann seinen Bissen herunter. "Na gut... dann hat er wohl Freunde ganz oben. Das sollte Cordes definitiv wissen." Kurz überlegte er über Ethans Aussage. "Schon klar, dass Kate uns helfen kann... also könnte... also..." Der Teenager seufzte. "Es ist schwer mit ihr. Sie ist komisch. Eigentlich will sie uns ja helfen, aber wenn man diesem Riccardo jetzt vertrauen sollte, dann wird sie nichts über den Chief sagen wollen, oder? Also zumindest war sie bei den letzten Treffen auch immer kühler."
"Ich bin dafür, dass wir uns definitiv an Cordes wenden. Mag sie sein, wie sie will, aber sie war bisher immer auf unserer Seite. Bei Kate kann ich echt nicht sagen, ob sie jetzt auf unserer oder ihrer eigenen oder auf der der AC steht... Das ist schwierig", meinte Holly, war dabei allerdings nachdenklich. Cordes war auch schwierig von ihrer Persönlichkeit her, aber das ließ sich zumindest einschätzen. "Was Jakob sagt, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Kate ist im Moment sehr... undurchsichtig. Es scheint Dinge zu geben, die sie erreichen will und die sich mit unseren decken, aber dann macht sie so komische Dinge wie uns beispielsweise sagen, dass wir uns komplett raushalten sollen. Und die Sache mit Riccardo ist auch noch... Und das scheint sie auch ganz schön mitzunehmen. Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass es sie durchaus positiv überraschen könnte, wenn wir ihr das sagen und sie es auch noch nicht weiß. Das könnte einige Sachen vorantreiben", überlegte Lou laut, hob aber am Ende ein wenig unsicher die Schultern.
"Gut", willigte Ethan ein. "Dann rufen wir zuerst Cordes an. Vielleicht weiß sie mehr darüber oder hat sinnvolle Vorschläge." Er seufzte. "Kate sollten wir trotzdem informieren. Ich weiß nicht, auf welcher Seite sie steht - unsere ist es vermutlich nicht. Wahrscheinlich ist es ihre eigene." Er schüttelte resignierend den Kopf. "Aber wenn sie sagt, dass die Polizei notfalls als Informationsnetzwerk aufrechterhalten will, wenn ihr Vater sie abschafft, glaube ich ihr das tatsächlich. Und selbst wenn sie uns nichts zu Rodriguez sagen kann, ist es für sie zumindest eine wichtige Information, falls sie es noch nicht weiß."
Jakob zuckte die Schultern. Er fand es schade, dass Kate ihr eigenes Ding zu machen schien und deswegen nicht mit ihnen richtig zusammenarbeiten konnte. Zumindest hoffte er, dass es wirklich etwas bewirkte, Kate zu informieren. Er mochte sie und er wollte auch gerne mit ihr zusammenarbeiten. "Gut, also erst Cordes, dann Kate informieren." Er seufzte kurz. "Ich hoffe ja wirklich, dass sie dann wieder auftaut... und Cordes? Wollen wir sie dann gleich jetzt anrufen?"
"Was Kate angeht, stimme ich jedenfalls Ethan zu", meinte Lou. "Gerade weil sie potentiell dieses Netzwerk aufbauen will, finde ich, dass es wirklich, wirklich wichtig ist, dass sie sowas weiß." "Stimmt schon", plichtete Holly ihrer Begleiterin bei. "Ich denke auch nicht, dass es schaden kann. Und wenn sie es wirklich noch nicht weißt, dann zeigt ihr das jedenfalls, dass wir nicht so unfähig sind, wie sie vielleicht glaubt." Lou hob daraufhin die Schultern. "Schwer zu sagen, ob das reicht, aber ich schließe mich an, dass es nicht schaden kann. Aber was ist mit Cordes?", hakte das Mädchen dann nach. "Ich fürchte, die wird immer noch schlechte Laune haben. Da macht es also wohl keinen Unterschied, wann wir sie anrufen. Sie hat zumindest gesagt, dass wir uns melden sollen, wenn es etwas Wichtiges gibt. Und ich denke, dass man das wohl definitiv unter wichtig verbuchen kann", meinte Holly während sie nebenbei wieder begonnen hatte, zu essen. Die junge Farmerin hatte wirklich Hunger. "Ansonsten denk ich, dass wir sie auch gleich anrufen könnten. Hier ist im Moment keiner, also macht das wohl echt keinen Unterschied."
"Gut, dann sollten wir am besten direkt mit Cordes sprechen", schloss Ethan und griff nach seinem AC-Phone, immerhin war er der einzige, der eines besaß. Dann sah er zu Holly. "Hat sich deine Laune mittlerweile gebessert? Wenn nicht, sollte jemand anders mit dem Chief sprechen."
Holly seufzte kurz, woraufhin Lou vorsichtig zu ihr sah, aber die junge Farmerin nickte nur. "Berechtigte Frage", räumte sie Ethan letztlich ein. "Aber ja, überlass sie ruhig mir. Vielleicht ist sie auch diesmal nicht ganz so kurz angebunden." Allerdings konnte man bei Chief Cordes nie genau wissen. Die Polizistin hatte es jedenfalls fast zu einer Kunstform erhoben, mürrisch zu sein. "Irgendetwas, was ich sagen oder nicht sagen soll? Also außer, dass wir wissen das Rodriguez korrupt ist?", hakte sie sicherheitshalber nach. "Ich wüsste nichts. In der Regel fragt Cordes doch eh nach, oder?", erwiderte Lou, woraufhin Holly zustimmend nickte und anschließend zu den beiden Jungs sah.
Jakob schüttelte den Kopf. "Nein, mir fällt jetzt auch nichts weiter ein..." Er sah einen Moment auf das AC-Phone, danach sah er sich kurz um. "Naja, wollen wir das riskieren, Cordes auf den lautsprecher zu stellen? Immerhin können wir dann alle mit ihr reden. Das würde das einfacher machen, falls niemand Einwände hat." Jakob warf einen kurzen Blick zu Holly. Es würde die Situation definitiv entschärfen, falls Cordes immernoch schlechte Laune hatte.
"Ich wüsste nicht, was wirklich dagegen spricht", erwiderte Ethan und sah sich sicherheitshalber noch einmal um. Dann hob er die Schultern. "Vielleicht ist es keine schlechte Idee", gestand er dem Idioten zu, bevor er erneut zu Holly sah. "Allerdings sollten wir uns darauf einigen, dass trotzdem nur einer das Gespräch führt, ansonsten wird das unter Garantie ein Chaos und dürfte Cordes' Laune nicht bessern." Abgesehen davon ging Ethan ohnehin davon aus, dass Cordes' Laune dauerhaft auf einem Tiefpunkt war.
"Das ist okay. Ich sage Cordes dann einfach, dass ihr auch da seid und falls Nachfragen sind, die einer von euch besser beantworten kann, kann derjenige dann antworten. Das dürfte doch am effektivsten sein, oder?", schlug die junge Farmerin dann ihrerseits vor. Sie hatte definitiv kein Problem damit, wenn das Gespräch laut gestellt wurde. Eher im Gegenteil, denn so war sogar gewährleistet, dass sie nichts vergaß. "Klingt für mich sinnvoll. So sollte eigentlich kein Durcheinander beim Gespräch entstehen", stimmte Lou zu.
Jakob nickte den anderen zu. Er fand es erfreulich, dass Ethan seinen Vorschlag angenommen hatte und ihn sogar als nicht schlecht bezeichnete. Immerhin würden sie es sich sparen können, danach das Gespräch noch einmal zusammenfassen zu müssen. "Okay, klingt doch alles gut soweit. Dann rufen wir jetzt mal an."
Ethan ignorierte die Tatsache, dass der Idiot ihm gerade indirekt vorschreiben wollte, was zu tun war, und wählte die Nummer des Chiefs auf seinem AC-Phone aus, um anschließend das Telefon auf laut zu stellen. Es klingelte eine ganze Weile lang, dann wurde der Anruf entgegengenommen. "Chief Cordes", meldete sich die wie üblich eindeutig unfreundlich klingende Stimme.