Der Anflug eines Lächelns trat auf Ethans Gesicht, als Lou sich an einer Erklärung versuchte. "Du musst das Wie ja auch nicht verstehen, solange das Was funktioniert", erwiderte er dann. "Und das Was funktioniert auf jeden Fall. Vielleicht sogar weil du das eher instinktiv machst und nicht darüber nachdenkst." Er hob kurz die Schultern, weil es letztlich egal war, wie Lous Empathie funktionierte. Und auch wenn er das nicht aussprach, war er definitiv froh darüber, dass sie so gut funktionierte. Bei ihrer Bemerkung zu dem Glumanda seufzte er letztlich. "Es ist gut möglich, dass es erst einmal vor allen Menschen Angst hat... Aber ja, je langsamer es zu sich kommt desto größer ist die Chance, dass es nicht in Panik verfällt..."
"Außer ich lasse mich ablenken... Das tut mir übrigens immer noch leid...", gab Lou dann zu. Sie nahm sich jedenfalls vor, dass ihr sowas nie wieder passieren würde. Aber für den Moment war das Glumanda am wichtigsten. "Gerade weil es Angst haben könnte, will ich hier sein. Ich meine... Wer sonst hat die Möglichkeit, möglichst viel Zeit hier zu verbringen? Es brauch einen Menschen, um ihm die Angst vor Menschen zu nehmen, oder? Jedenfalls nehme ich das an..." Lou hob etwas ratlos die Schultern. "Was ich mich frage... Ob die Professorin das Kleine sehen will? Sie müsste dann herkommen, nicht wahr?"
"Niemand ist immer bei der Sache", antwortete Ethan mit einem Kopfschütteln, als Lou sich erneut entschuldigte. "Außerdem hast du dich dafür schon entschuldigt." Und einmal war in seinen Augen definitiv genug. Als Lou allerdings das Glumanda und die Professorin ansprach, musste Ethan unwillkürlich an das Gespräch mit Kate denken. Vermutlich hätte sie der Professorin deutlich mehr sagen können und tat es nicht. Aus irgendwelchen Gründen, die er nicht kannte. Allerdings kam er darum herum eine Antwort finden zu müssen, da abrupt eine der Geräte zu piepen begann. Ethan sah zu dem Glumanda, hatte aber nicht die leiseste Ahnung, was das zu bedeuten hatte.
Lou erschrak, als eines der Geräte auf einmal begann auszuschlagen. Oder Alarm zu schlagen, Lou hatte keine Ahnung. "Was ist los?", fragte sie besorgt und stand auf, ehe sie besorgt vom Glumanda zur Tür und wieder zurück sah. Das Mädchen ging davon aus, dass gleich jemand kommen musste. "Hast du eine Idee was los ist?", wollte Lou dann von Ethan wissen, allerdings ging sie nicht von einer positiven Antwort aus.
Ethan war von Lous Reaktion als andere als überrascht, wenn das Geräusch ihn schon irritiert hatte, war es kein Wunder, dass Lou regelrecht aufsprang. Als sie ihn allerdings nach dem Piepen fragte, hob er ratlos die Schultern. "Ich weiß es auch nicht", räumte er dann ein, während das Gerät weiterhin piepte. "Aber ich nehme an, es kommt gleich jemand." Ethan warf einen Blick durch das Glas in den Gang, dann sah er wieder zu dem Glumanda, dessen Schweif leicht zuckte. Außerdem glaubte Ethan zu erkennen, dass sich die Augen des Feuer-Pokémon er den Lidern bewegten, fast so als würde es träumen.
Lou nickte. Es beruhigte sie, dass auch Ethan davon ausging, dass gleich jemand kommen musste. Stattdessen wandte sie sich dem Glumanda zu, das nun eindeutig unruhiger geworden war. Sie wusste nicht, ob es nun wach wurde oder aus einem anderem Grund angespannt war. Da Ethan die Tür im Blick behielt, wandte sich Lou dem Glumanda zu. "Es ist alles in Ordnung", sprach sie auf das Pokemon ein, wobei sie darauf achtete, ruhig zu bleiben. Sie musste, allein dem Kleinen zuliebe. "Keiner tut dir mehr weh. Ganz ruhig... Du bist hier sicher, versprochen", fügte Lou hinzu, achtete darauf, dass sie sanft sprach, um einen Kontrast zu den schlimmen Erfahrungen zu schaffen.
Ethan war sich nicht sicher, ob das Glumanda wirklich wahrnahm, dass jemand mit ihm sprach, aber er hielt Lou nicht davon ab. So übertönte sie zumindest ansatzweise das Piepen, das ihn durchaus nervös machte. Glücklicherweise bemerkte er nur kurze Zeit später durch die Glasfront (SL: Ja, liebe Julia, die Zimmer haben alle eine Glaswand. Man kann reinschauen. Auch wenn du das offensichtlich vergessen hast. Das habe ich irgendwo explizit geschrieben.) einen Arzt, der gemeinsam mit einer Krankenschwester auf das Zimmer zukam und es schließlich auch betrat. Der Arzt warf einen prüfenden Blick auf die Geräte und betätigte anschließend irgendeinen Schalter, was dazu führte, dass das Piepen aufhörte. "Das Pokémon träumt", erklärte er dann. "Das bedeutet, dass es nicht mehr in einem komaähnlichen Zustand ist und potenziell aufwachen könnte." Er sah zu der Schwester. "Sehen Sie zu, dass eines der Ohrdoch herkommt und hier bleibt." Die Schwester nickte und verließ das Zimmer wieder. "Unsere Ohrdoch sind dazu ausgebildet, Pokémon zu beruhigen, falls sie in Panik geraten", wandte sich der Arzt dann wieder an Lou und Ethan. "Wenn es träumt, bedeutet das, dass seine Hirnfunktionen normal sind, es braucht also demnach kein Atemgerät mehr, das könnte erst recht zu unangenehmen Reaktionen führen, wenn es wach wird." Der Arzt öffnete die Abdeckung des Inkubators, um anschließend den Beatmungsschlauch zu entfernen. Das Glumanda zuckte dabei, zeigte ansonsten allerdings keine weitere Reaktion. Nachdem der Schlauch entfernt war, warf der Arzt erneut einen prüfenden Blick auf die Gerätschaften, dann nickte er. Nur wenige Augenblicke später betrat ein Ohrdoch das Zimmer und stellte sich neben den Inkubator. "Sollte es trotz allem in Panik verfallen", fügte der Arzt seinen Erläuterungen hinzu, "müssen wir es sedieren, bitte betätigen Sie in diesem Fall sofort den Notfallknopf." Er nickte zu besagtem Knopf. "Haben Sie weitere Fragen?"
Lou hörte dem Arzt aufmerksam zu. Sie wusste, dass diese Erklärungen wichtig waren und Lou wollte nichts falsch machen. Sie sah zu dem Glumanda und verkniff sich die Bemerkung, dass es ihrer Meinung nach einen Alptraum hatte. Immerhin sah der Arzt das selbst und was hätte er auch dagegen tun sollen? "Kann man denn abschätzen, wie lange es jetzt noch dauern wird, bis es wach wird?", erkundigte sich das Mädchen dann interessiert. "Und... Ist es denn in Ordnung, wenn ich mit ihm rede? Ich meine, es ist toll, dass dem Kleinen besser geht, aber wenn es so... angespannt ist, würde ich ihm halt gerne versuchen Mut zuzusprechen. Kann es denn zu abrupt wach werden, wenn ich das tue?" Lou gab gerne zu, dass sie nicht wusste, was richtig war, aber aus genau diesem Grund nahm sie ja das Angebot des Arztes an und stellte Fragen. Sie wollte, dass es dem Glumanda so gut wie möglich ging und eigentlich wollte sie ihm ersparen, ruhig gestellt zu werden.
"Das kann eine Frage von Minuten, Stunden oder vielleicht sogar ein oder zwei Tagen sein", erwiderte der Arzt mit einem Kopfschütteln. "Es gibt keinen zuverlässigen Weg, das in irgendeiner Form vorherzusagen. Was das Reden angeht - ich weiß zwar nicht, ob das in irgendeiner Form helfen wird, aber schaden kann es nicht." Mit einem letzten, prüfenden Blick zu den Geräten verließ der Arzt das Zimmer. Wie angekündigt blieb das Ohrdoch dabei neben dem Inkubator stehen.
Lou bedankte sich bei dem Arzt, ehe dieser wieder seiner Arbeit nachging. Es war zwar schade, dass er es nicht genauer einschränken konnte, aber letztlich war es nur wichtig, dass das Glumanda überhaupt wach wurde. Immerhin bedeutete das, dass es mit ihm bergauf ging. "Das sind richtig gute Neuigkeiten", meinte das Mädchen dann, ehe es wieder zu Ethan sah. "Ab wann sollten wir Cordes bescheid geben? Immerhin wollte sie ja informiert bleiben..." Lou hob ratlos die Schultern, ehe sie ihren Blick doch wieder auf das Glumanda richtete. "Ich fürchte, dass ich mir vorstellen kann, wovon es träumt", meinte sie und seufzte kurz. "Hab keine Angst... Es ist alles gut. Du bist wirklich in Sicherheit."
"Frühestens dann, wenn es aufwacht", erwiderte Ethan auf Lous Frage hin. "Wobei ich mir nich sicher bin, ob es dann nicht sogar sinnvoll wäre, auf mehr Informationen zu warten. Ich nehme an, wenn es wach ist, kann man genauere Tests durchführen oder zumindest voraussagen, wie es mit dem Glumanda weitergehen wird." Immerhin war da immer noch die Sache mit dem Immunsystem, die im Raum stand.
"Ja... Du hast recht", gestand Lou Ethan zu, aber sie war noch immer dankbar dafür, dass er bei ihr war und vor allem auch, dass er einen kühlen Kopf und damit den Überblick behielt. "Ich hoffe, dass es ihm bald besser geht, aber ich weiß, dass das auch etwas ist, wo wir einfach abwarten müssen." Lou seufzte abermals und sah das kleine Pokémon einen Moment lang einfach nur an. Ihr fiel auf, dass sie vergessen hatte, den Arzt nach der blauen Flamme zu fragen, aber das war vermutlich nicht weiter tragisch. Sie würde es nachholen, sobald sie den Arzt das nächste Mal sah. "Du träumst, Kleines...", meinte das Mädchen dann wieder mit sanftem Tonfall. "Es ist vorbei... Du bist hier sicher. Hier kümmern sich alle um dich und wollen, dass es dir wieder gut geht... Hab keine Angst."
Etwa zwei Stunden lang geschah nichts weiter. Ethan hatte sich wieder auf einen der beiden Stühle gesetzt, während Lou weiterhin auf das Glumanda einredete und das Ohrdoch noch immer stoisch neben dem Inkubator stand. Das Pokémon wirkte auf Ethan fast ein wenig gruselig, einfach weil seine gesamte Aufmerksamkeit auf dem Glumanda lag, aber das war letztlich wohl der Job des Ohrdoch. Schließlich bemerkte Ethan selbst aus seiner sitzenden Position, dass die Bewegungen des Schweifs deutlich stärker ausfielen, nur um dann abrupt innezuhalten. Er stand auf und sah, dass das Glumanda die Augen geöffnet hatte und starr gen Zimmerdecke sah. Es dauerte einen winzigen Moment, dann begann es erneut, sich zu bewegen, schien sich aufsetzen zu wollen, aber hatte ganz eindeutig nicht die Kraft dafür. Stattdessen zappelte es eindeutig panisch in seinem Inkubator.
Auch Lou bemerkte, dass die Bewegungen des Glumanda immer größer ausfielen und schließlich auch, dass es die Augen geöffnet hatte. Leider währte die Freude darüber nicht lange, denn das kleine Pokémon verfiel dann doch in Panik. "Es ist okay. Du brauchst keine Angst zu haben", sprach Lou das Glumanda an, versuchte dann sogar seinen Blick zu treffen. Es tat ihr weh, dass kleine Pokémon so zu sehen, aber sie wusste, dass sie jetzt nicht emotional werden durfte. Das würde nicht helfen. Ganz sicher nicht. "Keiner tut dir was. Du bist sicher, Kleines. Bitte bleib ruhig, du bist noch ganz geschwächt... Sieh dich um. Du bist woanders. In Sicherheit", versuchte sie zu ihm durchzudringen und hoffte dabei wirklich, dass das kleine Feuerpokémon auf sie hören würde.
Ethan bemerkte, dass Lou nahezu verzweifelt auf das Glumanda einredete, doch dieses zeigte keine nennenswerte Reaktion darauf, bis schließlich das Ohrdoch den Deckel des Inkubators öffnete. Irritiert starrte Ethan das Pokémon an und bezweifelte in diesem Moment, dass es auch nur ansatzweise wusste, was es da tat, aber das Ohrdoch zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von dem Glumanda und griff schließlich nach dem Feuer-Pokémon. Dieses verstärkte daraufhin seine Bemühungen, sich zu befreien - zumindest solange, bis das Ohrdoch sanft zu summen begann. Es war fast, als würde es dem Glumanda irgendeine Art von beruhigendem Lied vorsingen, auch wenn Ohrdoch als Pokémon natürlich nicht wirklich singen konnte. Nach und nach schien sich das Glumanda daraufhin zu beruhigen, zumindest hörte es auf, panisch zu zappeln. Der Monitor, der den Herzschlag anzeigte, machte allerdings auch weiterhin deutlich, dass das Herz des Pokémon regelrecht zu rasen schien.