"Nein, aber ich hab ihn auch nicht gefragt. Er vorher schon gefragt, ob wir mit Kate gesprochen haben und hat das dann angemerkt, nachdem ich ihm gesagt habe, dass das überlebende Pokémon ein Glumanda ist. Daraufhin hat er nur was gesagt, dass er auf dem Laufenden gehalten will und dass wir zeitnah mit Kate reden sollen", beantwortete Holly dann Ethans Frage.
"Okay", erwiderte Ethan mit einem Schulterzucken. "Also hat er nichts dazu gesagt." Ethan runzelte die Stirn. "Vielleicht wäre es dann sinnvoll, sie direkt anzurufen." Auch wenn er das lieber alleine getan hätte, immerhin hatte er den Eindruck, als erzählte Kate umso mehr, je weniger Leute anwesend waren.
"Wahrscheinlich ist das besser", meinte Jakob und sah zu Holly. "So, wie das klang, wusste er etwas diesbezüglich, was er uns aber nicht sagen konnte... oder wollte." Auch wenn er es für unwarscheinlich hielt, immerhin war es möglich, dass Kate und Riccardo vielleicht vor nicht allzulanger Zeit miteinander gesprochen hatten. Vielleicht kam von ihm auch deshalb die Nachfrage, ob die Gruppe mit ihr bereits darüber geredet hatte.
"Schaden kann es jedenfalls nicht", stimmte auch Holly zu. "Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Cordes schon Zeit dafür hatte." Falls Cordes das überhaupt vorgehabt hatte. Aber gut, nur weil diese Kate nicht erwähnt hatte, hieß das nicht automatisch, dass die Polizistin nicht vorhatte, Kate zu kontaktieren. "Sollen wir ein bisschen zur Seite gehen oder so? Weil normalerweise redest du doch allein mit ihr, oder?", fragte die junge Farmerin dann nach.
"Ich gehe nach hinten", erwiderte Ethan und nickte zu einer doch eher verlassenen Ecke des Pokémon-Centers, bevor er sich in Bewegung setzte. In der Ecke angekommen wählte er schließlich Kates Nummer aus. Nach einer Weile wurde der Anruf entgegen genommen. "Mein Lieblings-Courtenay", kommentierte Kate den Anruf und brachte Ethan damit zumindest zu einem amüsierten Schnauben. "Mittlerweile stimmt diese ironische Begrüßung vermutlich sogar", erwiderte er dann, bevor er seufzte. "Wir waren bei dem Labor." Einen Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. "Ich bin ganz Ohr." "Es war verlassen. Man hat alles, was wichtig war, ausgeräumt und weggebracht. Alles, was wir dort gefunden haben, waren veraltete medizinische Geräte, Literatur über Implantate, OP-Berichte und..." Er brach ab, als er an die Quarantäne-Station dachte. "Und eine Menge toter Pokémon." "Ich bin mir nicht sicher, wo die anderen sind, aber vielleicht lässt sich das irgendwie herausfinden", antwortete Kate. "Hast du nicht zugehört?", hakte Ethan irritiert nach, weil sie nicht im Geringsten auf die toten Pokémon reagiert hatte. "Ich kenne meinen Vater, ich habe mit so etwas gerechnet", sagte Kate, klang dabei für Ethan allerdings zu gelassen. "Wir haben mit Riccardo telefoniert, er hat gesagt, dass wir zeitnah mit dir telefonieren sollten", fügte Ethan hinzu, erhielt aber keine Antwort, sodass er sich letztlich aus dem Fenster lehnte. "Du weißt, was dort gemacht wird." Kate schwieg. "Verdammt, es geht um hunderte, vielleicht um tausende toter Pokémon!", fuhr Ethan sie in gedämpfter Stimme an. "Du musst uns sagen, was du weißt!" "Gab es überlebende Pokémon?", fragte Kate, ohne auf seine Forderung einzugehen. "Kate, das..." "Gab es überlebende Pokémon?", fiel sie ihm ins Wort. "Ja", räumte Ethan ein, weil er davon ausging, dass das Gespräch ansonsten beendet gewesen wäre. "Ein Glumanda." "Interessant." "Du kannst uns auch einfach sagen, was..." "Nein, kann ich nicht", unterbrach sie ihn erneut. "Seht zu, dass so wenig Leute wie möglich von dem Glumanda erfahren." Sie machte eine kurze Pause. "Und wenn es überlebt... trainiert es." "Was?", hakte Ethan irritiert nach, erhielt allerdings keine Antwort, sodass er frustriert seufzte. "Und jetzt? Willst du dir das Labor ansehen?" "Ich dachte, es reicht, wenn Cordes das tut." "Und was ist mit dir?" "Ich habe mein Intensivtraining begonnen", erwiderte sie gelassen. "Wie kannst du jetzt für die Liga trainieren?", fragte Ethan spektisch. "Sagen wir... ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr besonders wichtig ist", antwortete Kate, schien seine Frustration aber durch das Telefon zu bemerken. "Hör zu, Ethan. Ich mache, was ich kann. Aber es gibt Abmachungen und Grenzen, die ich dir nicht erklären kann und die verhindern, dass ich mehr tun kann. Du kannst es nicht ändern, aber ich tu mein Möglichstes." Als Ethan nichts sagte, fügte sie hinzu: "Das Glumanda gehört zur Testgruppe positiv." Ethan starrte die Wand an. Um das sagen zu können, musste Kate sehr genau wissen, worum es bei den Experimenten ging und das wiederum war ein erschreckender Gedanke. Er erinnerte sich an Lous indirekte Frage - wie konnte Kate so etwas einfach hinnehmen? "Und was soll ich den anderen sagen?", hakte er dann nach. "Dass du alles weißt, es uns aber nicht sagen kannst? Ich bin mir sicher, das führt zu noch größerem Vertrauen." Er hörte Kate seufzen. "Sag ihnen, dass ihr das Glumanda verstecken solltet. Und dass ich mich nach anderen Standorten umhöre." "Ich soll sie anlügen?" "Du sollst nicht lügen. Du sollst nur nicht alles erzählen. Zumindest solange es nicht absolut notwendig ist." Ethan biss die Zähne aufeinander. Das Gespräch gefiel ihm immer weniger. Allerdings wollte er Kate diese Chance insofern geben, als dass er ihr zumindest glaubte, dass es Dinge gab, die eine aktivere Einmischung ihrerseits verhinderten. "Okay", willigte er schließlich ein und wiederholte dann ihre Formulierung: "Zumindest solange es nicht absolut notwendig ist." Er war sich nicht sicher, glaubte aber zu hören, dass Kate ausatmete. "Wir hören voneinander", sagte sie dann. "Bis bald." "Bis bald", erwiderte Ethan düster und beendete das Gespräch. Nun war zumindest klar, weshalb Riccardo gewollt hatte, dass sie mit Kate sprachen - und das wiederum bedeutete, dass er auch mehr wusste, als er zugegeben hatte. Vemutlich war er ebenso gut informiert wie Kate. Und es war in Ethans Augen mehr als erschreckend, dass es irgendwem gelang zwei derartig starke Trainer davon abzuhalten, sich mehr in die Dinge einzumischen.
Ethan seufzte, dann machte er sich wieder auf den Weg zu den anderen. Wieso musste die ohnehin schon komplizierte Lage noch komplizierter werden? und was zum Nocryph hielt Kate davon ab, mehr zu tun oder ihnen zumindest mehr zu sagen? "Kate weiß auch nicht viel mehr", berichtete Ethan dann. "Sie klang so, als hätte sie sich im Voraus mit Cordes abgesprochen. Außerdem will sie versuchen, mehr über weitere Standorte von Laboratorien in Erfahrung zu bringen." Er hob die Schultern, um ratlos zu wirken. "Und sie sagt, dass möglichst wenig Leute von dem Glumanda erfahren sollten. Vielleicht gibt es uns sogar irgendwelche Anhaltspunkte zu dem, was sie da eigentlich genau machen."
Jakob schüttelte ratlos den Kopf. "Gut, das ist schade, war aber auch eigentlich zu erwarten, oder?" Er winkte kurz ab und seufzte dann einmal. "Dass das Glumanda so geheim bleibt wie möglich, ist klar. Ich frage mich nur, was es für Anhaltspunkte liefern kann." Dann erschauderte er kurz. "Oder vielleicht möchte ich das nicht wissen."
"Wäre auch ein bisschen seltsam gewesen, wenn sie auf einmal deutlich mehr gewusst hätte, oder?", stellte Holly dann eine rhetorische Frage, ehe sie abwinkte. "Vielleicht lässt sich zumindest demnächst abschätzen, wie viele Einrichtungen es ungefähr gibt. Ich erinnere mich daran, dass Captain Baker was im Archiv gefunden hat. Irgendwas von wegen, dass das hier Station Beta ist und dass die überlebenden Pokémon zu einer Station... Johto? Keine Ahnung, irgendwie so ähnlich klang es. Jedenfalls sind die dahin gebracht worden." Holly hob kurz ratlos die Schultern. Sie war nur froh, dass sich jemand damit beschäftigte, der aus solchen Sachen schlau wurde. Ganz im Gegensatz zu ihr. "Wir müssen eh gucken, wie es mit dem Glumanda weitergeht, oder? Also auch, wenn es denn durchkommt. Die Frage ist halt, was ein gutes Versteck ist und dann ist da ja auch noch die Belegschaft des Centers, oder? Klingt so, als ob Cordes da auch noch einiges zu tun bekommt", meinte die junge Farmerin daraufhin.
Ethan runzelte die Stirn, als Holly offenkundig Länder und Sprachen vermischte. "Wenn diese Station Beta hieß, dann ist die andere vermutlich Iota. Das ist Ellinisch." Er schüttelte den Kopf. "Aber weiter als bis Epsilon komme ich im Alphabet auch nicht auswendig. Iota entspricht unserem I, also wird es auch in dem Bereich des Alphabets sein." Er hob die Schultern, weil das letztlich nur Spekulationen waren. "Und was die Leute hier im Center angeht... ich bin mir sicher, Cordes kann sehr überzeugend sein."
"Iota? Epsilon?", meinte Jakob irritiert und runzelte kurz die Stirn. Das klang alles sehr fremd für ihn. "Bringt uns das etwas, wenn wir wissen, dass sie ihre Stationen auf ellinisch benennen?" Dann nickte er kurz, als er an Cordes überzeugende Art dachte. "Ja gut, ich bin mir sicher, Cordes macht das deutlich. Die Frage ist aber, was mit dem Glumanda geschieht, wenn es ihm wieder besser geht."
"Da kommst du weiter als ich. Ich kenn bloß Alpha, Beta und Omega und das auch nur, weil wir die zu Hause für die Herde benutzen. Gut, Gamma und Delta auch, aber das war in Mathe und da bin ich nicht sicher, wo die eigentlich hingehören", gab Holly dann zu, ehe sie kurz zu Jakob sah. "Wie gesagt, höchstens um vielleicht eine Anzahl abzuschätzen, aber sind wir mal ehrlich: Wenn wir nicht wissen, wo die sind, ist es ziemlich egal, wie die die Stationen nennen." Die junge Farmerin seufzte kurz, nickte dann aber zustimmend. Sie hatte inzwischen sehr oft mitbekommen, wie überzeugend und auch nachdrücklich der Chief sein konnte. Manchmal fragte sie sich, ob es überhaupt jemand länger mit Cordes aushielt, aber letztlich spielte das keine Rolle und wenn Holly ehrlich war, war es ihr eigentlich auch egal, sodass sie den Gedanken für gewöhnlich verwarf. "Die Frage ist eher, was ein gutes Versteck für das Glumanda ist", entgegnete Holly dann. "Wenn ich raten muss, dann ist das was, was Cordes auch noch entscheiden muss."
"Wenn Iota dem I entspricht, heißt das, es gibt - oder gab - mindestens etwa neun Stationen", merkte Ethan an, um seine Aussage etwas zu verdeutlichen. "Aber wie ihr schon gesagt habt, Cordes wird das entscheiden. Ich kann mir vorstellen, dass sie heute noch hier auftaucht. Es ist ja immer noch früh." Er schüttelte kurz den Kopf. "Bis dahin können wir sowieso wenig tun. Ich gehe zurück zu Lou, sie sollte nicht alleine sein."
Jakob nickte und seufzte dann, als er zu Ethan sah. Mal wieder war es Ethan, der zu Lou ging. Am Liebsten würde er zu Lou gehen, aber wenn er jetzt das anmerkte, dann würde es wieder zu unnötigen Diskussionen kommen. "Stimmt schon, bis dahin können wir wenig tun...", meinte der Teenager und sah zu Holly. "Wie sieht es eigentlich bei dir aus? Möchtest du später auch mal nach dem Glumanda schauen?"
"Tu das. Ich kann mir gut vorstellen, dass Lou ziemlich mitgenommen ist", meinte Holly auf Ethans Aussage hin, ehe sie zu Jakob sah. "Mir persönlich reichen so die Rückmeldungen, wenn ich ehrlich bin. Wenn Lou allerdings eine Pause braucht, können wir drüber reden." Denn so, wie sie ihre Freundin einschätzte, wäre eine Pause ziemlich hinfällig, wenn niemand sonst bei dem Glumanda blieb.
-Ethan geht zurück zu Lou und entertaint sie -Jolly trainieren biem Center
Gegen 11 könnten sie dabei eventuell bemerken, dass ein Polizeiauto mit erschreckendem Fahrstil im Halteverbot vor dem Center anhält. Und sie könnten ebenfalls bemerken, dass ein gewisser Chief aussteigt.