Jakob nickte und seufzte dann kurz. "Und das war ja auch nur das Zeug, dass sie dagelassen haben. Das, was sie als unwichtig oder als nicht aussagekräftig eingestuft haben. Zum Darkrai, die ganzen Berichte wurden auch so verfasst, dass man wirklich nichts rauslesen konnte. Die haben mit Sicherheit geplant, da im Notfall schnell abhauen zu können." Dann nickte er und sah zu Ethan, der mal wieder auf einen guten Gedanken gekommen war. "Richtig, die beiden sollten davon erfahren. Und vor allem sollte Riccardo wissen, dass die Forschungseinrichtung sich erledigt hat."
"Zumindest Riccardo müsste sich bald von sich aus melden, oder? Er... er meinte doch, dass wir für ein paar Tage den Kopf unten halten sollten... Und heute ist immerhin schon Freitag", merkte Lou an, als Riccardo und Kate erwähnt wurden. "Und Kate dürfte es wahrscheinlich interessieren, was passiert ist... Immerhin war es doch ihr Vorschlag gewesen, dass wir suchen helfen, oder?" "Cordes hat Kate jedenfalls nicht erwähnt. Nicht, dass sie generell viel mit uns gesprochen hat, aber ich hab echt keine Ahnung, wo Kate auf Cordes Prioritätenliste steht, wenn man bedenkt, womit sie sich gerade befasst", fügte Holly hinzu. Die junge Farmerin hatte außerdem das Gefühl, dass Lou ganz bewusst nicht weiter auf den Inhalt der Bücher oder Eukalypts Forschung einging. Holly nahm an, dass das daran lag, dass sie sich nicht vorstellen wollte, was dem Glumanda wirklich alles widerfahren war.
"Dann versucht doch, Riccardo von einem Telefon des Centers aus zu erreichen, ich rufe bei Gelegenheit Kate an", schlug Ethan mit einem Schulterzucken vor. Er warf einen kurzen Blick zu Lou. Er ging davon aus, dass sie hier bleiben wollte - mindestens solange, bis sich klare Aussagen zu dem Glumanda treffen lassen würden. Und in seinen Augen war es eine schlechte Idee, sie dabei alleine zu lassen. "Ich glaube allerdings, dass wir heute ansonsten nicht mehr viel unterwegs sein werden."
"Ich kann gerne versuchen, Riccardo anzurufen", schlug Jakob vor und sah dann zu Ethan und Lou. Ihm fiel tatsächlich auf, dass der reiche Junge ebenfalls ziemlich übernächtigt aussah. "Das denke ich auch nicht, so wie ihr beide ausseht. Dann würde ich ja schon fast vorschlagen, wir bleiben heute hier, ihr beide ruht euch aus, so gut es geht und Holly und ich..." Der Teenager zuckte unschlüssig mit den Schultern und seufzte dann. Eigentlich wollte er vorschlagen, zu trainieren, aber ihm war etwas weitaus Wichtigeres eingefallen. "Es steht immer noch an, dass wir mit Cordes über die Anrufe sprechen wollten."
"Ich fürchte, dass ich keine große Hilfe sein werde...", merkte Lou dann an. "Ich will definitiv so viel Zeit bei dem Glumanda verbringen und ich hab nicht vor, bald von hier zu verschwinden." "Das ist schon in Ordnung. Mach das ruhig", entgegnete Holly daraufhin. "Ansonsten hat Jakob recht. Den Anruf bei Riccardo können wir ohne Probleme übernehmen, aber was Cordes angeht..." Die junge Farmerin schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung, ob das so ein guter Zeitpunkt ist. Allerdings kann man auch sagen, dass er das wohl nie sein wird... Wenn es okay ist, hätte ich dich gern dabei Ethan. Du kannst am besten sachlich argumentieren und damit kommst du bei ihr ganz gut durch, hab ich das Gefühl." Wenn man davon absah, dass sie ihn persönlich irgendwie nicht leiden konnte.
"Dann kümmert euch erstmal um Riccardo", erwiderte Ethan und seufzte dann. "Was Cordes angeht... ich bezweifle, dass ich eine große Hilfe sein werde, wenn man bedenkt, was sie von mir hält. Vielleicht sollte man dieses Gespräch auch nicht unbedingt via Telefon führen..." Immerhin war das etwas verdammt Ernstes, so viel stand fest. "Und dann würde ich es ehrlich gesagt auf morgen verschieben, wenn ich zumindest etwas mehr Abstand von... gestern habe."
Jakob nickte und seufzte einmal mehr. "Ich glaube auch nicht, dass es für so ein Gespräch einen guten Zeitpunkt geben wird. Ich bin nur sicher, dass Cordes der Meinung sein wird, dass es in jedem Fall zu spät kommt." Der Teenager zuckte kurz mit den Schultern. "Gestern bin ich ganz schön mit ihr aneinander geraten. Ich bin also für jede Hilfe dankbar."
"Ich glaube nicht, dass es auf einen Tag mehr oder weniger ankommt", bestätigte Holly Ethan. Sie mussten sich nur auf ein Donnerwetter einstellen, so viel stand fest. "Wir bräuchten dann Riccardos Nummer. Die hast nur du, glaube ich. Ansonsten würde ich sagen, dass ihr euch so gut es geht schonen solltet." "Danke... Werden wir machen", bestätigte Lou und rang sich ein Lächeln ab, auch wenn sie sich gar nicht danach fühlte. Eigentlich wollte sie so schnell wie möglich zurück zu dem Glumanda.
Ethan gab Holly die Nummer, dann sah er erneut zu Lou, die zunehmend angespannt wirkte. Er nahm an, dass sie eigentlich wieder zu dem Glumanda wollte. "Meine Nummer müsstest du ja haben", wandte er sich noch einmal an Holly. "Ruf einfach an, wenn ihr mit Riccardo gesprochen habt." Er setzte ein Lächeln auf. "Vielleicht finden wir während irgendeiner Untersuchung Zeit zum Mittagessen."
"Hoffen wir einfach, dass wir Riccardo zeitnah erreichen. Dann klappt das schon mit eurem Mittagessen", meinte Holly und versuchte dabei, positiv zu klingen, was in anbetracht der aktuellen Situation gar nicht so einfach war. "Wenn ihr was braucht oder wir sonstwas für euch tun können, meldet euch ruhig." "Ja... Danke sehr, ihr zwei", entgegnete Lou. Holly verabschiedete sich noch von den beiden, ehe sie sich zusammen mit Jakob in Richtung des nächsten Telefons begab. Zwar hatte Jakob gesagt, dass er das Telefonat übernehmen würde, aber Holly hatte gerade den Zettel mit der Nummer und wenn sie ehrlich mit sich war, war sie sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, Jakob das Gespräch führen zu lassen. Der junge Mann benahm sich an diesem Tag bereits wieder seltsam und soweit Holly das einschätzen konnte, war das bisher nie ein gutes Zeichen gewesen.
Jakob folgte Holly und seufzte, als es klar war, dass sie die Führung übernahm und auch das Gespräch führen wollte. So wirklich verübeln konnte er es ihr nicht, immerhin war sie gestern dabei gewesen, als er es sich mit Cordes beinahe verscherzt hätte. "Gut, dann rufst du an?", fragte der Teenager, aber wusste bereits die Antwort, deswegen lehnte er sich neben dem Telefon an die Wand.
Holly wartete für ihre Verhältnisse äußerst geduldig und rechnete eigentlich schon damit, dass demnächst die Mailbox den Anruf annahm, als sich doch noch endlich jemand meldete. "Riccardo? Die Freiwilligen hier", antwortete die junge Farmerin dann auf die Nachfrage.
"Ah. Von wo ruft ihr an? Ich dachte, ich hätte eure Nummer eingespeichert", erwiderte Riccardo mit einem Anflug von Skepsis in der Stimme. "Und was gibt es Neues?"
"Aus einem Pokémon-Center in Montu", beantwortete Holly die Frage ihres Gegenübers, ehe sie kurz den Blick schweifen ließ, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhörte. "Das... Labor wurde gefunden und wir waren auch schon da. Also mit einigen Polizisten." Die junge Farmerin fand, dass es am einfachsten war, direkt anzufangen und die Details dann nach und nach zu berichten, je nachdem was für Nachfragen Riccardo auch stellen würde.