Lous Herz schlug ihr bis zum Hals. Die ganze Situation kam ihr unglaublich surreal vor, aber es war alles echt. Magniro stand vor ihnen, wahrhaft und echt, es war einfach unglaublich. Sie griff schließlich nach der angebotenen Hand und merkte, wie die Aufregung ihr regelrecht den Hals zuschnürte. Ihr Puls war ohnehin schon jenseits von gut und böse und Lou hoffte einfach, dass sie keine schweißnasse Hand hatte. "L...L...", stammelte das Mädchen verlegen. "Sie heißt Lou", mischte sich Holly ein und rollte kurz mit den Augen. Sie wusste nicht, warum sich ihre Begleiterin so benahm, sie wusste nur, dass es nervig war. Lou hingegen wurde direkt rot, wandte den Blick ab und zog ihre Hand zurück, als ob sie sich verbrannt hatte. "Holly", stellte sich die junge Farmerin anschließend vor, als ob nichts gewesen wäre.
Jakob konnte Lous Aufregung verstehen und auch wenn er ein bisschen eifersüchtig war, immerhin standen sie hier vor Magniro. Es war eher verwunderlich, dass Holly und Ethan so ruhig blieben. "Jakob", meinte er dann, als er grinsend Magniros Hand schüttelte. Ihm schossen gerade eine Menge Dinge durch den Kopf, am liebsten hätte der Teenager den Arenaleiter auch direkt herausgefordert, aber sie hatten ja andere Dinge besprochen. Mit Magniro ein ungestörtes Gespräch zu führen, war trotzdem sehr aufregend.
Ethan unterdrückte ein genervtes Seufzen. Es war unglaublich albern, wie Lou sich verhielt und es störte ihn. Vermutlich weil es einfach nicht zu Lou passte. Nur weil irgendeine Berühmtheit vor ihr stand, schien der Rest der Welt für Lou nicht mehr zu existieren. Magniro hingegen ignorierte Lous Gestammel gekonnt. "Gehen wir nach hinten", schlug Magniro gelassen vor. "Dann könnt ihr mir erklären, warum Conchua der Meinung ist, dass ich unbedingt mit euch reden sollte." Magniro sah zu Lou und dem Idioten. "Und vielleicht schreibe ich auch direkt Autogramme."
Lou erwiderte nichts, nicht einmal ein Nicken. Die gesamte Situation war ihr gerade unglaublich peinlich und das auch auf mehreren Ebenen. Sie versuchte sich zu beruhigen, aber irgendwie gelang es ihr eher schlecht als recht und das machte die Situation für sie nicht gerade besser. "Die Erklärung wird leider nicht so... fröhlich wie das Kennenlernen", meinte Holly auf Magniros Aussage. Die junge Farmerin war dazu übergegangen, Jakob und vor allem Lou erstmal zu ignorieren. Jakob schien aufgeregt, aber zumindest reden zu können, während Lou aus irgendeinem Grund ein anderer Mensch war. Holly hoffte zwar, dass ihre Begleiterin sich wieder fangen würde, aber das musste sie definitiv alleine schaffen. Holly selbst hatte dazu nicht die Nerven und gerade auch definitiv nicht die Zeit.
Jakob nickte und kam aus dem Grinsen nicht heraus. "Wenn das so weiter geht, brauche ich wirklich noch ein Autogrammbuch. Erst Kate und jetzt das hier", meinte der Teenager ein wenig scherzhaft. Und außerdem hatte er so schon einmal Kates Namen fallen gelassen. "Dann... gehen wir", meinte er noch überflüssigerweise.
Magniro hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, als der Idiot Kate erwähnte. Ethan bemerkte, dass Magniro auf die Erwähnung des Champions hin kurz zu dem Idioten sah, aber bevor Ethan misstrauisch werden konnte, trat ein Grinsen auf Magniros Gesicht. "Falls du sie nochmal siehst", wandte sich der Arenaleiter an den Idioten, "sag ihr, dass ich immer noch auf die Antwort warte, ob sie mit mir ausgeht." Ethan bemerkte einen Anflug von Genugtuung, immerhin hatte er zumindest eine Nacht mit Kate verbracht und auch wenn das definitiv eine einmalige Sache gewesen war, schien Magniro das nicht von sich behaupten zu können.
Lou war ganz froh, dass sie bisher nichts zum Gespräch beitragen musste, immerhin gab ihr das Zeit, sich weiterhin zu sammeln, auch wenn es ihr bei dem bloßen Gedanken, dass sie gerade mit Magniro sprachen, immer noch unglaublich schwer fiel. Holly ihrerseits verkniff sich den Kommentar, dass keine Antwort von Kates Seite aus ihrer Meinung nach eine eindeutige Absage war. Sie konnte den Arenaleiter bisher nicht sonderlich gut einschätzen und wollte nicht riskieren, ihn unnötig zu verärgern. Hinzu kam, dass er gerade Jakob angesprochen hatte und Holly keine Lust hatte, ein weiteres Mal für jemanden zu antworten.
Jakob stutzte tatsächlich ein wenig, als Magniro ihn darum bat, Kate für ihn nach einem Date zu fragen. Er war sich durchaus sicher, dass ihm die Vorstellung nicht gefiel, wenn die beiden miteinander ausgehen würden. Ihm hatte schon die Sache mit Riccardo nicht gefallen und bei all dem, was sie herausgefunden hatten, war sich Jakob fast sicher, dass Kate nein sagen würde. "Ich kann es tun, wenn wir sie das nächste Mal sehen", meinte Jakob. "Ich habe so das Gefühl, dass wir ihr wieder über den Weg laufen werden. Aber... ich bin mir nicht sicher, wie die Antwort ausfallen wird."
"Hey, wenn ich oft genug frage, muss sie irgendwann Ja sagen", erwiderte Magniro amüsiert. Ethan verkniff sich auch weiterhin eine Antwort und warf stattdessen einen kurzen Blick zu Lou, die noch immer gänzlich auf den Arenaleitern konzentriert zu sein schien. Er verdrehte die Augen. Es war albern. Kurze Zeit später betraten sie einen Raum mit schwarzen Ledersofas und Sesseln und einem großen Couchtisch. "Setzt euch", sagte Magniro, während er sich auf einen Sessel setzte. So hatte Lou immerhin nicht die Gelegenheit, sich zu ihm auf ein Sofa zu setzen. Ethan nahm auf dem Sofa dem Sessel gegenüber Platz und hoffte einfach, dass hinter der anstrengenden Fassade des Arenaleiters zumindest ein Anflug von Kompetenz steckte.
Lou blieb auch weiterhin schweigsam, als sie Magniros Aufforderung nachkam und sich auf eines der Sofas setzte. Zumindest konnte sie ihn wieder ansehen und auch ihr Gesicht fühlte sich nicht mehr so an, als würde es glühen. Holly setzte sich ausnahmsweise gezielt neben Ethan, denn dieser war im Moment der einzige, der sich normal benahm, sodass sie für dieses Gespräch nicht zu weit entfernt sitzen wollte. Den vermeintlichen Scherz des Arenaleiters ignorierte sie soweit. Tatsächlich fand Holly dieses Verhalten ziemlich unhöflich Kate gegenüber. Natürlich war nichts dagegen zu sagen, wenn man etwas hartnäckig war, aber sich schlichtweg zu weigern, ein Nein zu akzeptieren, missfiel der jungen Farmerin dann doch. Da sie allerdings keine Ahnung hatte, wie oft er Kate nun wirklich gefragt hatte, sparte sie es sich, diesen Gedanken weiter zu verfolgen.
Jakob schüttelte amüsiert den Kopf und setzte sich dann zu Lou. "Das mit dem immer wieder probieren kenne ich", meinte Jakob dann und sah grinsend zu Holly. Immerhin hatte er jetzt die Gelegenheit, ihr etwas zurück zu zahlen. "Immerhin hat sie große Probleme, sich deinen Namen zu merken, auch wenn wir ihr den schon oft gesagt haben."
Holly warf Jakob einen missbilligen Blick zu. Suchte er wirklich gerade Streit und das auch noch in einer Situation, in der sein und auch Lous Gehabe echt nicht hilfreich war? Für eine Sekunde spielte Holly mit dem Gedanken, Jakob an sein neuestes Pokémon zu erinnern, entschied sich aber dagegen. Es hätte die Situation nur verschlechtert. „Ich finde es nicht weiter schlimm, wenn man sich den Namen von jemanden, den man nur einmal kurz im Fernsehen gesehen hat, nicht merken kann“, erwiderte Holly betont unbeeindruckt. Wenn Jakob glaubte, dass ihr das peinlich war, dann hatte er sich geirrt.
Ethan bemerkte, dass Magniro sowohl Holly als auch dem Idioten einen sichtlich skeptischen Blick zuwarf, als der Idiot seinen glorreichen Kommentar machte. Tatsächlich setzte Ethan schon dazu an, den Idioten darauf hinzuweisen, wie dumm und sinnfrei diese Anmerkung gewesen war, aber Holly schien sich nicht nennenswert davon provozieren zu lassen. Dementsprechend sparte sich auch Ethan einen Kommentar. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit dem Arenaleiter zu. "Ich weiß nicht, wie viel Conchua erzählt hat", ergriff Ethan dann das Wort, "aber wir sind hier, weil wir gehört haben, dass du recht eng mit der Polizei kooperierst." Magniro wirkte zumindest interessiert und sah zu Ethan. "Das stimmt", bestätigte der Arenaleiter. "Und weiter?" Ethan warf einen kurzen Blick zu Lou, die den Arenaleiter noch immer anzuschmachten schien. Dieses Verhalten ärgerte ihn. Und hinzu kam, dass er Magniro nicht einschätzen konnte. Er war sich schlicht und ergreifend nicht sicher, wie viel er dem Arenaleiter erzählen sollte, sodass er letztlich zu Holly sah, der einzigen ansprechbaren Person in diesem Zimmer.
Jakob schüttelte auf Hollys Aussage nur kurz den Kopf und wandte sich dann wieder an Magniro. Immerhin redete Ethan gerade mit dem Arenaleiter und das Thema war sehr wichtig. Allerdings hielt sich Magniro betont zurück und Jakob war sich nicht sicher, was sie ihm erzählen oder fragen konnten.
"Weiter bedeutet das, dass dein Wort Gewicht hat", knüpfte Holly an die Aussage des Arenaleiters an. Sie sparte sich den Blick zu Jakob und Lou, denn die schienen noch immer geistig abwesend zu sein. Das war tatsächlich ärgerlich, denn eigentlich war es Lou, die sonst immer auf das Verhalten ihrer Gesprächspartner achtete. Holly selber hatte keine Ahnung davon. Tatsächlich bemerkte Lou, dass Magniros Verhalten sich veränderte, als Ethan die Polizei ansprach, aber dass Magniro ihnen zuhörte, vor allem nachdem Conchua angerufen hatte, überraschte das Mädchen nicht im Geringsten. "Die Pokémon-Diebstähle dürften inzwischen ziemlich bekannt sein", sprach Holly dann weiter. "Was nicht so bekannt ist, ist die Tatsache, dass die gestohlenen Pokémon zum großen Teil hier nach Montu gebracht werden. Die Karpador, die letztens in Litora weggekommen sind, sind nur ein Beispiel. Die Polizei ist.. schwierig. Es gibt Leute, die ackern richtig hart, aber auch genug, die eher... zurückhaltend sind, um es nett auszudrücken. Unser Problem ist, ganz simpel ausgedrückt, dass wir im Endeffekt als Freiwillige auf uns selbst gestellt sind. Wenn wir Glück haben, dann hört man uns zu und wenn nicht, dann will keiner gewusst haben, dass er für uns verantwortlich ist."