[align=left]Die Professorin hatte recht. Es war auf jeden Fall sehr schlimm, dass Bonaparte verletzt war, egal, was noch schlimmer sein könnte. Er nickte der Professorin kurz zum Abschied zu. "Bis dann. Und ich hoffe, beim nächsten Mal kann ich über Fortschritte mit Pachira berichten!" Jakob seufzte. Louisa schien mehr der Familien-Mensch zu sein als er. Trotzdem nickte er. "Das kann ich verstehen, nach so einem Tag. Soll ich dich noch nach Hause begleiten?" Das hatte bereits bei Holly nicht funktioniert, also machte er sich bei ihr auch keine großen Hoffnungen. Und trotzdem, wenn er es nicht versuchen würde, würde sie sowieso alleine nach Hause gehen. [/align]
Ethan: Es dauerte einige Augenblicke, bis es dem Plinfa gelang, sein verbliebenes Auge zu öffnen. Ethan wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, er stand lediglich da und fühlte sich heillos überfordert, auch wenn Bonaparte offenbar auf dem Weg der Besserung war. "Bonaparte?", sprach er das Pokémon an, das daraufhin sichtlich mühsam und schwerfällig den Kopf ein wenig drehte, um ihn anzusehen. "Ich... Ich hätte aufmerksamer sein müssen, es hätte sich bestimmt verhindern lassen." Ethan hielt inne, weil er nicht einmal wusste, ob das Plinfa ihn in seinem aktuellen Zustand überhaupt verstand, immerhin enthielt der Tropf unter Garantie Schmerzmittel. "Es tut mir leid." Eine Weile lang sah Bonaparte ihn lediglich an, dann hob das Plinfa sichtlich mühsam den nicht unter Verbänden liegenden, rechten Flügel, an dem der Tropf angebracht worden war. Ethan zögerte, dann griff er nach dem Flügel.
Loukob: Coulomb wartete ungeduldig, bis Elaine den beiden noch einmal zugenickt hatte und anschließend zu ihm trat. Endlich konnte er dieses verhasste Pokémon-Center verlassen. Eilig trottete er nach draußen.
Lou warf Jakob einen abschätzenden Blick zu und überlegte, wie ernst er diese Frage gemeint hatte. "Nicht wirklich, nein. Es ist nicht so weit und dunkel ist es auch noch nicht. Ich rechne also nicht damit, dass mir irgendwer auflauert oder so", erwiderte Lou halb stichelnd und halb scherzhaft. Sie winkte ab und hob die Schultern. "Ich hoffe, dass ich etwas Neues zu meiner Mutter erfahre. Ich werd später nochmal herkommen und nach Ethan und Bonaparte sehen. Vielleicht ist er dann sogar schon wach. Jedenfalls hoffe ich das", meinte das Mädchen und zuckte abermals mit den Schultern. "Pass auf dich auf und mach keinen Blödsinn. Dann kann ich darüber nachdenken, meinen ersten Eindruck von dir zu überdenken", fügte Lou noch scherzhaft an, ehe sie sich zu der Tür wandte. Die Aussicht, dass sie endlich aus den schmutzigen Sachen raus konnte, war mehr als nur erfreulich. Vielleicht würde sie sogar noch duschen, aber das würde sie spontan entscheiden.
[align=left]Jakob lächelte noch einmal zu Louisa. Als ob er Blödsinn machen würde. Ein bisschen erinnerte ihn das Gespräch an das mit Holly. Es fehlte nur, dass Louisa fragte, ob sie ihn nach Hause begleiten sollte. Jakob würde heute nur noch einige Informationen austauschen. Irgendwie seltsam, er fühlte sich wie ein Doppelagent, der nicht wusste, auf wessen Seite er stand. Wahrscheinlich deswegen, weil er sich noch nicht festgelegt hatte, für wen er definitiv arbeiten würde. Im Moment wollte er ja für den Courtenay arbeiten, aber da dieser Zeit mit seinem verletzten Plinfa brauchte, verselbstständigte sich gerade die ganze Sache. "Ich pass schon auf und mach keine Dummheiten. Bis dann!" Jakob wartete noch einen Moment im Center, bevor er sich dann auch wieder nach draußen begab. Ein wenig ziellos wanderte er erst durch die Straßen. Er überlegte sich, was er erzählen wollte, und wie er es am besten verpacken konnte, dass das Lagerhaus gefunden worden war. So, wie es aussah, hatten diese Typen warscheinlich schon die Infos, die er ihnen geben konnte. Vorausgesetzt es handelte sich bei den Typen im Lagerhaus um dieselben, die er jetzt informierte. Als er schließlich ungefähr wusste, was er erzählen wollte, suchte er sich eine öffentliche Telefonzelle an einem nicht ganz so gut besuchten Ort, warf ein paar Münzen in das Gerät und wählte die mysteriöse Nummer, die Antonio ihm gegeben hatte [/align]
Jakob: Es dauerte eine Weile und das Telefon klingelte lange, bevor der Anruf schließlich entgegen genommen wurde. "Ja?", fragte eine doch eher unfreundlich klingende, weibliche Stimme.
[align=left]Jakob wusste, dass es jetzt ernst wurde. Er brauchte an dieser Stelle ein bestimmtes, aber gleichzeitig auch ein wenig unterwürfiges Verhalten. Er wollte weder als Schwächling dastehen, noch unprofessionell wirken. "Guten Abend, mein Partner Antonio hat mir Ihre Nummer vermittelt. Ich rufe wegen der Informationen an, die Sie haben wollen." [/align]
Jakob: "Mhm", antwortete die Stimme und klang doch eher desinteressiert. "Also hat er doch noch jemanden gefunden, der die Polizei besucht. Einen Moment." Die Leitung wurde erschreckend still, aber die Anzeige des Münztelefons zeigte deutlich, dass das Gespräch noch lief. Einige Augenblicke später ertönte ein kurzes Knacken in der Leitung, dann räusperte sich die gleiche Frauenstimme von zuvor. "Die Polizeistation in Inito, richtig?", hakte die Frau nach und im Hintergrund war das Tippen auf einer Tastatur zu hören. "Ich bin ganz Ohr."
[align=left]Jakob wunderte sich einen Moment lang über die seltsame Stimme und über das Knacken, aber dann war da die Frauenstimme erneut. Vielleicht hatte sie ihn kurz auf Stumm geschaltet oder so, damit er ein kurzes Gespräch nicht mitbekam, aber das konnte ihm egal sein. Wichtig war, dass er sich als verlässlich zeigte. "Genau, in Inito. Als erstes hat die Flugblattgeschichte die Courtenays auf den Plan gerufen. Der Sohn des alten Courtenay, Benjamin Ethan oder so, hat sich auch als Freiwilliger gemeldet. Genau so, wie die Tochter des Besitzers der Voltilamm Farm. Der hat Angst um seine Pokémon und seine Tochter ist für ihn Informant bei der Polizei. Das sind alle Freiwilligen, die sich bis jetzt gemeldet hatten." Jakob sammelte sich kurz, bevor er weiter fortfuhr. "Wir haben heute Morgen einen überfall im Labor überprüft, es wurden Forschungsergebnisse gestohlen, ich konnte allerdings nicht herausfinden, welche." Verdammter Coulomb. "Das führte zu einer Spur in den Hafen. Dort haben wir ein Lagerhaus mit unterirdischem Komplex gefunden. Im Moment ist die Polizei da und nimmt alles auseinander, ich wurde nach Hause geschickt. Möchten Sie zu irgendetwas noch weitere Details?" [/align]
Jakob: Nach dem Bericht folgte eine kurze Pause, die von kurzem Tippen auf einer Tastatur unterbrochen wurde. "Die Courtenays?", hakte die Stimme anschließend mit einem Hauch von Überraschung nach. "Interessant. Wenn du von 'wir' redest, nehme ich an, du hast dich ebenfalls freiwillig gemeldet. Das heißt, du hast mit dem Courtenay kooperiert? Finde heraus, was sein Vater von alldem hält. Und abgesehen davon will ich wissen, was die Polizei als nächstes plant. Über die Durchsuchung der Lagerhalle bin ich informiert. Wichtiger ist, was sie jetzt vorhaben." In dem Tonfall schwang eindeutig mit, dass die Frau keinen Widerspruch zulassen würde. "Ansonsten musst du dich nicht bemühen, die Nummer erneut anzurufen."
[align=left]Spätestens jetzt wusste Jakob, dass er in Schwierigkeiten war. Aus der Aussage entnahm er, dass es sich bei den Leuten, die er anrief, um die Besitzer der Lagerhalle handelte. "Genau, ich habe mich auch als Freiwilliger gemeldet. Ich werde so viel wie möglich über die Motive der Courtenays und die Pläne der Polizei herausfinden. Wann soll ich mich das nächste mal bei Ihnen melden?" [/align]
Jakob: "Ist das eine ernst gemeinte Frage?", hakte die Frau hörbar unzufrieden nach. "Wenn du mehr weißt, vorher hat es wenig Sinn, sich zu melden." Sie schnaubte. "Ich hoffe, du verschonst mich in Zukunft mit derartig sinnlosen Fragen." Sie atmete hörbar aus und schien erneut die Tastatur zu benutzen. "Ah, bevor ich es vergesse", fügte sie anschließend noch hinzu. "Ich muss nicht erwähnen, dass ich es nicht sonderlich lustig finden würde, wenn du plötzlich aufhörst, mich zu informieren oder wenn die Polizei von unseren netten Gesprächen erfährt. Habe ich mich klar ausgedrückt, Jakob Smith?"
[align=left]Jakob atmete einmal durch. Er steckte in größeren Schwierigkeiten, als er es gedacht hatte. Diese Typen kannten seinen Namen und das bedeutete, dass sie noch ganz andere Dinge herausfinden konnten. Wenn er wirklich Scheiße bauen würde, bedeutete das, dass sie ihn ohne größere Schwierigkeiten aufspüren konnten. Aber darüber würde er sich später gedanken machen müssen. "Ja, Sie haben sich sehr klar ausgedrückt. Eine andere Sache aber noch. Antonio erwähnte etwas von einer Bezahlung. Ich erhalte meinen Lohn über ihn?" [/align]
Jakob: Das Schnauben, das dieses Mal ertönte, klang fast ein wenig nach einem amüsierten Lachen. "Nein, Antonio hat mit der Bezahlung nichts zu tun", erwiderte die Frau. "Die Bezahlung erhältst du, wenn du uns sinnvolle Informationen lieferst. Darüber reden wir dann also beim nächsten Mal - aber um dir zumindest einen kleinen Anreiz zu verschaffen..." Sie machte eine kurze, aber vielsagende Pause. "In der Querstraße zu der Lagerhalle, die die Polizei derzeit untersucht, befindet sich eine ungenutzte Lagerhalle, kaum mehr als eine Ruine. Mit etwas Fantasie sieht man, dass sie irgendwann mal blau gewesen ist. Ich würde dort morgen vorbeischauen. Viel Erfolg bei der Informationsbeschaffung."
[align=left]Immerhin wusste Jakob, dass so Antonio nichts von seinem Geld als Vermittlungsgebühr abzweigen würde. Trotzdem hatte Jakob immer noch das Gefühl, in Schwierigkeiten zu stecken. Vermutlich deswegen, weil er nun Informationen liefern musste, ansonsten würde diese Frau sehr ungemütlich werden. Und Jakob hatte gesehen, wohin das führen konnte. "Vielen Dank. Ich rufe erneut an, sobald ich nützliche Informationen habe." [/align]
Lou nickte Jakob noch einmal zu und machte sich anschließend auf den Heimweg. Die Umgebung wirkte wie immer und für einen Augenblick empfand Lou diese Normalität irgendwie surreal. Zumindest nach diesem Tag. Als sie das Haus ihrer Großmutter erreichte, war das Mädchen so froh wie schon lange nicht mehr. Endlich etwas Ruhe und ein Ort, an dem sie sich sicher fühlte. Lou erlaubte es sich, einfach mal durchzuatmen, ehe sie sich auf den Weg nach oben machte, um sich etwas frisch zu machen und die Kleidung zu wechseln. Wieder unten führte ihr Weg sie zum Telefon, von welchem aus sie die Nummer ihrer Eltern in Grital wählte. Zu ihrer doch positiven Überraschung nahm ihr Vater tatsächlich ab, sie selbst hatte nicht erwartet, dass er wirklich schon zu Hause war. Lou erzählte ihrem Vater, was vorgefallen war, wobei sie die allerschlimmsten Details lieber ausließ. Beispielsweise wie knapp die Begegnung mit dem Magnayen wirklich gewesen war oder wie sehr Bonaparte nun tatsächlich verletzt worden war. Tim zeigte sich durchaus betroffen und auch besorgt von den aktuellen Ereignissen, vor allem weil es von seiner Frau nichts Neues gab. Lou seufzte, denn sie machte sich ziemliche Sorgen. Das Verhältnis zu ihren Eltern war durchwachsen, aber es waren ihre Eltern und gerade darum, machte sie sich Sorgen um Lyn. Ihr Vater versprach am Ende des Gesprächs, dass er sich innerhalb der nächsten Tage noch einmal melden würde und dass er an seinem Plan festhielt, Lou zu besuchen. Diese sah das zwar noch nicht, fand aber die Geste sehr liebenswürdig. Nachdem sie aufgelegt hatte, war die Stille des Hauses irgendwie drückend geworden. Da es nichts mehr zu erledigen gab, würde sie sich auf dem Weg zurück ins Pokemon-Center machen. Zuvor machte sie ein paar Brote zurecht, für den Fall das Ethan mittlerweile doch hungrig geworden war. Es war nicht auszuschließen, vor allem wenn sich die Erleichterung einstellte, dass Bonapart wieder wach war. Der Weg kam ihr beim zweiten Mal wesentlich kürzer vor, aber Lou vermutete, dass das schlicht daran lag, dass sie zuvor in Eile gewesen waren. Im Center selbst wandte sie sich direkt an eine Schwester, denn bedauerlicherweise konnte sie nicht einfach so zu Ethan und Bonaparte, sondern musste sich hinbringen lassen.
Holly:
Holly war erleichtert, endlich zu Hause zu sein. Auch wenn es nur ein Tag gewesen war, den sie weg gewesen war, fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Auch ihre Familie war froh, dass sie wieder da war, vor allem nachdem sie von den aktuellen Ereignissen berichtete, welche vor allem ihren Vater zum Grübeln brachten. Einzig ihr Bruder glänzte durch Abwesenheit, aber Holly vermutete, dass Tony ihr aus dem Weg ging, weil er sauer war, dass sie sich als Freiwillige melden sollte und nicht er. Allerdings war sie zu müde, um nach ihm zu suchen und das alles zu klären, vor allem da sie annahm, dass das Ganze in einem Streit enden würde. Dazu würde sie auch die nächsten Tage noch Zeit haben. Jetzt wollte sie einfach nur ihre Ruhe und sich vielleicht noch ein wenig mit Lola beschäftigen, die ungewohnt lange in ihrem Ball hatte ausharren müssen.