[align=left]Natürlich hatte Jakob die Möglichkeit bedacht, öffentliche Kämpfe zu bestreiten. Aber ehrlicherweise fühlte er sich dazu noch nicht bereit. Außerdem würde es ein großes Donnerwetter von seinen Eltern geben, wenn diese herausfinden würden, dass er doch heimlich ein Pokémon trainiert hatte. Dann würde er lieber direkt gewinnen und mit dem Preisgeld abhauen. Leider ließ ein Aushilfsjob oder eine Ausbildung nicht zu, dass er genug trainieren konnte, um das zu verwirklichen. Da bereitete er sich lieber mit nächtlichen, inoffiziellen Kämpfen darauf vor, hier abzuhauen. "Ja, es klingt immer alles so schön. Einen Aushilfsjob annehmen und dann nebenher weiter trainieren. Wird nur schwierig, wenn die eigenen Eltern das verbieten. Und ich weiß nicht, ob ich neben einem Aushilfsjob die nötige Zeit habe, um Siggi ordentlich zu trainieren. Oder fällt dir ein Job ein, bei dem ich Siggi trainieren kann und gleichzeitig genug Geld verdiene, um mir was eigenes leisten zu können?" [/align]
Louthan: Ethan sah sie einen Moment lang an, dann wandte er den Blick wieder ab. Er war sich ziemlich sicher, dass ihm bisher niemand gesagt hatte, dass er sympathisch war. Gut, vermutlich machten sich seine Eltern in irgendeiner Form Sorgen um ihn, aber selbst das war nicht auf seine Person bezogen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er jetzt damit umgehen sollte. "Ich nehme an, dass ich dir dafür danken sollte", sagte er zugegebenermaßen ein wenig ratlos und warf Louisa einen weiteren, kurzen Blick zu, bevor er wieder zu Bonaparte sah. "Es ist irgendwie schwer zu glauben, was passiert ist." Und das war es wirklich. Ethan konnte sich nicht vorstellen, wie es weitergehen würde, wie Bonaparte reagieren würde. Und abgesehen davon bestand noch immer das Restrisiko, dass das Plinfa die Verletzung nicht überstehen würde, auch wenn die Ärzte eine positive Prognose ausgesprochen hatten.
"Ob du mir danken möchtest, liegt ganz bei dir", erwiderte Lou ihm. Sie konnte Ethan ansehen, dass er nicht sonderlich viel mit ihrer Aussage anfangen konnte, aber er hatte gefragt und sie hatte geantwortet. Hinzu kam, dass die aktuelle Situation es ihm auch nicht gerade leichter machte. "Aber wenn du es möchtest, dann könntest du mich Lou nennen. Das ist mir ehrlich gesagt lieber." Das Mädchen sah keinen Grund zu erklären, wieso das so war, denn immerhin tat Ethan nichts anderes, wenn er seinen dritten Vornamen bevorzugte. Einerseits war sie froh, dass der junge Mann damit begann, richtig mit ihr zu reden, aber andererseits war das Thema alles andere als angenehm. "Das ist es allerdings. Es ist unglaublich schwer", stimmte sie Ethan zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Aber du darfst nicht vergessen, dass das Schlimmste jetzt vorbei ist. Bonaparte ist in Sicherheit und er wird sich wieder erholen. Außerdem bist du bei ihm und wenn er wieder wach ist, dann ist es genau das, was er braucht. Dadurch, dass du hier bist, zeigst du ihm, dass du für ihn da bist. Es wird vielleicht nicht gerade leicht, aber ihr beide habt diesen Tag hier gepackt, da schafft ihr auch den Rest", behauptete die junge Frau.
Holly:
"Das Zauberwort ist Zeitplanung. Nur wenige Jobs fressen den ganzen Tag", meinte Holly. "Sowas wie Farmarbeit zum Beispiel. Und selbst wir haben Zeit für andere Dinge. Vielleicht nicht so viel, aber man kann es hinkriegen. Dann dauern manche Dinge halt etwas länger. Das ist doch nicht weiter schlimm." Die junge Farmerin musterte Jakob. Sie wusste immer weniger, was sie von ihm halten sollte. "Was spricht zum Beispiel dagegen, wenn du dir Arbeit suchst, um irgendwo eine eigene Wohnung oder ein Zimmer zur Untermiete zu nehmen, die sind sogar günstiger und wenn du dich an den neuen Ablauf gewöhnt hast, mit dem Training weiter zu machen? Dann können deine Eltern noch so viel gegen deine Pokemon haben, das kann dir doch dann egal sein."
[align=left]"Das stimmt allerdings", musste Jakob der Farmerin eingestehen. "Und das wäre jetzt, wo ich mich um zwei Pokémon kümere, warscheinlich sehr vernünftig." Bisher hatte ihn aber niemand als Aushilfe eingestellt. Was daran liegen könnte, dass Jakob es auch bisher nur halbherzig versucht hatte. Er wollte nicht sein Leben in diesem Kaff verbringen, aber das, was Holly da beschrieb, waren die ersten Schritte in diese Richtung und Jakob wollte nicht hier hängen bleiben. "Ich werde erstmal abwarten, was die Freiwilligenarbeit mit sich bringt. Vielleicht ergibt sich dadurch noch so die eine oder andere Möglichkeit." Je nachdem, ob der Courtenay ihn für seine Zusammenarbeit entlohnte, er sich doch mit den Typen einließ, was er im Moment als unwarscheinlich erachtete, oder ob er tatsächlich irgendwie doch mit dem Captain zusammenarbeitete, würde das ihn schon ein Stück weiter bringen. [/align]
Louthan: Ethan nickte kurz, als Louisa - Lou - ihn darum bat, den Spitznamen zu verwenden. Ihm war es egal und auch wenn er davon ausging, dass sie definitiv andere Gründe hatte als er, tat er letztlich dennoch das Gleiche, wenn er sich Ethan nennen ließ. Lou schien derweil zu versuchen, ihm irgendwie Mut zu machen und auch wenn er ihre Worte nur bedingt glauben konnte, verschwand dadurch zumindest die drückende Stille. Mit der Hand auf seiner Schulter konnte er allerdings nicht sonderlich viel anfangen. Er nahm an, dass die Geste Lous Worte unterstreichen sollte. "Es wird definitiv nicht leicht", korrigierte er sie, während sein Blick zu dem Bildschirm wanderte, an den die Elektroden angeschlossen waren und auf dem irgendwelche für ihn nicht zu deutenden Kurven abgebildet waren. "Ich habe nicht erwartet, ernsthaft in Schwierigkeiten zu geraten. Und noch weniger, dass Bonaparte derartig schwer verletzt wird." Er schüttelte kurz den Kopf. "Und ich kann kaum glauben, dass der Polizei die Mittel fehlen, um etwas dagegen zu unternehmen."
"Ich glaube, das hat niemand erwartet. Keiner von uns und auch Captain Cordes oder die Professorin nicht. Sonst wären wir doch gar nicht erst zum Hafen gegangen", meinte Lou und ließ ihre Hand wo sie war. "Diese Typen sind skrupellose Dreckskerle, es ist deren Schuld." Das Mädchen achtete darauf, diese Aussage zu betonen, denn sie hatte mittlerweile das Gefühl, dass Ethan dabei war, sich selbst die Schuld zu geben. "Und was die Polizei angeht...", begann sie, brach aber den Satz ab und hob ratlos die Schultern. "Ich befürchte, dass das der Fluch der Privatisierung ist." Und Leute, die es sich leisten konnten, in so eine Institution zu investieren, hatten vermutlich einfach genug Geld, um sich selbst anders zu schützen.
Holly:
"Zu gucken, was die Freiwilligenarbeit bringt, ist vielleicht nicht die schlechteste Idee", gestand Holly dem jungen Mann zu. Wurde ihrer Meinung nach auch Zeit, dass er mal einen vernünftigen Gedanken fasste. "Wenn das so weiter geht... Wer weiß, wo es uns noch hinverschlagen wird? Du könntest durchaus Glück haben", meinte die junge Farmerin. "Ansonsten... Wenn du es dir zutraust oder wenn deine Eltern dich rauswerfen oder so... Frag bei der Farm an. An Arbeit mangelt es nicht."
[align=left]Immerhin hatte er Holly jetzt etwas beschwichtigt. Eines musste er ihr zugestehen, sie hatte ihm immerhin nicht nur leere Vorwürfe gemacht. Aber für den Moment spann er ihren Gedanken etwas weiter. "Auf der Farm arbeiten... das hätte was. Immerhin arbeite ich da mit Pokémon zusammen. Und wer weiß, vielleicht macht sich Siggi ja auch gut als Hüte-Pokémon." Jakob bezweifelte das eher, aber sein Tonfall zielte darauf ab, dass Holly das als Scherzt auffassen sollte. Mit einem kurzen Blick zu Coulomb dachte er, dass er auf intensive Zusammenarbeit mit Elektro-Pokémon verzichten konnte, obwohl er sich vorstellen konnte, sich eines zu besorgen, um sein Team ausgeglichener zu gestalten. "Aber ja, ich bin auch gespannt, wo uns das alles hinführen wird. Und du? Wirst du später mal die Farm übernehmen, oder gibt es da einen anderen Kandidaten in der Familie?" [/align]
Louthan: Ethan musste sich eingestehen, dass er nicht einmal mehr genau wusste, was Cordes gesagt hatte, nachdem sie sie im Hafen gefunden hatte. Die gesamte Zeit seit dem Kampf war für Ethan ein einziges Wirrwar aus irgendwelchen Bildern und Sprachfetzen ohne Zusammenhang. "Skrupellos sind sie in der Tat", bestätigte er, während er von dem Bildschirm zu Bonaparte sah. "Aber es ist irgendwie ironisch. Trotz all der Theorie und des Kampfunterrichts, konnte so etwas passieren. Ich frage mich, ob ich etwas hätte anders machen können. Ob es sich hätte verhindern lassen." Er schüttelte kurz den Kopf, weil er eigentlich selbst wusste, dass es keinen Zweck hatte, sich derartige Fragen zu stellen. "Und Privatisierung hin oder her, was bringt eine Polizei, die derartige Organisationen nicht in den Griff bekommt? Rein gar nichts."
"Das kann ich dir nicht beantworten, aber ich bezweifle es. Die Situation war, soweit ich das mitbekommen habe, unglaublich heftig. Jetzt hast du Ruhe, aber da unten, unter dem Lagerhaus, das war purer Stress. Mach dir keine Gedanken, was du hättest anders machen können, konzentrier dich auf das, was du tun musst. Bonaparte wird dich brauchen, wahrscheinlich mehr als zuvor. Das ist es, worauf es jetzt ankommt", erwiderte Lou dem jungen Mann, ehe ihr Blick auch zu Bonaparte wanderte. Als sie am Vormittag noch gedacht hatte, dass sie und Caleb einen weiten Weg vor sich hatten, hatte sie keine Ahnung gehabt. Jetzt, wo sie Ethan und Bonaparte sah, wusste sie es besser. Auf seine letzte Bemerkung hin, seufzte Lou tief. Zu einem gewissen Punkte hatte Ethan recht, aber sie fand, dass er der Polizei durchaus unrecht tat. "Wir reden hier von einer gut strukturierten Organisation, deren Mitglieder sich offensichtlich einen Dreck um Moral scheren. Dazu sind sie offensichtlich in so großer Anzahl vertreten, dass sie eine Miltank-Farm überfallen können und die Notwendigkeit für einen Keller unter einem verdammten Lagerhaus haben. Außerdem haben sie die Mittel dazu, das alles auf die Beine zu stellen. Und die Polizei muss sich dafür rechtfertigen, dass sie Geld für Flugblätter ausgibt, weil sie unterbesetzt ist", gab das Mädchen zu bedenken. Sie fand sogar, dass es eigentlich ein Wunder war, dass es Leute gab, die die Arbeit überhaupt noch machen wollten. "Aber ja... Wenn die Polizei nicht dagegen ankommt, dann bringt sie tatsächlich nicht viel. Da hast du recht", stimmte Lou zu. Sie wollte nur vermeiden, dass Ethan das Warum dahinter vergaß. Vor allem wenn man wütend und frustriert war, konnte man zu etwas Derartigem neigen.
Holly:
Holly erlaubte sich tatsächlich ein kurzes Schnauben.Zugegebenermaßen begann das Gespräch ein wenig angenehmer zu werden. "Siggi müsste dafür laut und schnell sein", gab sie zu bedenken. "Ich glaube, seine Talente liegen woanders." Auf Jakobs letzte Bemerkung seufzte Holly kurz, aber tief. "Das ist ein Familienunternehmen, kein Wettbewerb. Vermutlich werden mein Bruder und ich uns irgendwann gemeinsam darum kümmern. Ich weiß nicht genau, wie mein Vater sich das denkt. Im Moment ist Tony, also mein Bruder, in einer Phase, wo er gerne mal was ausprobieren würde, einfach mal raus. Mein Pa sieht das aber nicht wirklich und hat deshalb mich zum Freiwilligendienst geschickt. Ich befürchte, dass mein Bruder deswegen sauer sein wird. Zumindest am Anfang", erzählte sie dem jungen Mann.
[align=left]Jakob merkte, dass das Gespräch auch für Holly angenehmer wurde. Ihm war es auch lieber, Themen wie Anstand oder Moral zu vermeiden. Vor allem, wenn es um die eigene ging. "Dein Vater scheint streng zu sein. Ich für meinen Teil denke, wenn dein Bruder wirklich was ausprobieren und rausgehen will, dann wird er es tun. Zumindest läuft das aus meiner Erfahrung meistens so." Jakob seufzte einen Moment, lächelte dann Holly an. "Wie ist es eigentlich, einen Bruder zu haben? Ich hab ja keine Geschwister." [/align]
Lollythan: "Es spielt keine Rolle, ob ich Stress hatte oder nicht", erwiderte Ethan mit einem kurzen Kopfschütteln, winkte dann aber ab, weil diese Gedanken im Nachhinein keinen Unterschied machten. "Ich frage mich, ob Bonaparte mir die Schuld geben wird. Es wäre denkbar." Er atmete tief durch. Es war kein sonderlich angenehmer Gedanke, aber es war ein wahrscheinlicher Gedanke. Immerhin war Ethan Bonapartes Trainer und es war durchaus denkbar, dass das Plinfa der Meinung sein würde, dass er die Schuld trug. Und auch wenn das Sengo definitiv stärker gewesen war, trug Ethan vermutlich zumindest einen Teil der Schuld. "Das Problem ist nicht die Organisation", merkte er dann an. "Das Problem sind die finanziellen Mittel, die die Polizei hat. Mein Vater ist Großaktionär bei der AC und die finanzieren die Polizei. Ich weiß, wie viel die Polizei zur Verfügung hat und es ist nicht viel. Sie hätten auch dann Probleme, wenn die Organisation kleiner wäre. Die AC will die Ausgaben für die Polizei möglichst niedrig halten, immerhin ist die Polizei nur ein Prestige-Projekt und nicht einmal ansatzweise lukrativ. Und die AC hat eigene Sicherheitsleute, deren Ausrüstung um ein Vielfaches besser ist." Ethan schüttelte frustriert den Kopf. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis das nicht mehr funktionieren würde. So kann es nicht weitergehen, aber der AC ist das egal."
Hollkob: Coulomb bemerkte, dass sich eine weitere Krankenschwester zu Elaine und ihrer Gesprächspartnerin gesellte und kurz etwas sagte. Anschließend folgte Elaine ihr zu einem Telefon und schien mit irgendwem zu reden. Auch wenn Coulombs Ohren deutlich besser waren als die der Menschen, hörte er nicht, mit wem sie sprach, denn seine Trainerin war recht weit weg und im Eingangsbereich des Pokémon-Centers befanden sich zu viele Menschen, die zu viel Lärm verursachten.
"Ich hab keine Ahnung, wie Bonaparte das sehen wird. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass er dich schätzt", meinte Lou dann vorsichtig. Es war schwer abzuschätzen, wie ein Pokemon reagierte, wenn etwas Derartiges passierte. "Wichtiger ist doch aber, ob er dir verzeiht. Und ich denke, das wird er. Man muss dich nur ansehen und weiß, dass es dir leid tut", behauptete das Mädchen. "Hinzu kommt, dass du dir Gedanken machen musst, wie es weitergehen soll. Nicht gleich sofort, aber in den nächsten Tagen durchaus..." Lou hob etwas ratlos die Schultern. Sie wusste auch nicht, wie man mit einem Pokemon umging, das derartig verletzt worden war. "Vielleicht ist es keine schlechte Idee, wenn du doch mit der Professorin redest. Wenn jemand Ahnung hat, dann doch sie", schlug sie dann vor. Außerdem würde es Professor Eukalypt vielleicht milder stimmen, wenn sie sah, wie bemüht Ethan war. "Was die Polizei angeht... Ich muss gestehen, dass ich nicht viel davon verstehe. Also Aktien und sowas. Die AC war für mich immer eher der Besitzer von ART, weil meine Eltern in der Branche arbeiten. Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt Blödsinn rede... Aber übernimmst du nicht mal das Geschäft deines Vaters? Soweit ich weiß, haben die Großaktionäre doch einen ziemlichen Einfluss. Kann man dann nicht sagen, dass du zumindest mal irgendwann die Chance haben wirst, da ein Wörtchen mitzureden?"
Holly: "Mein Vater muss streng sein, immerhin funktioniert eine Farm nur nach einem gut strukturierten Tagesplan", erklärte Holly. "Alles, was schief geht, wirft den durcheinander und das bedeutet im Endeffekt meistens Verlust, weil die Arbeit nicht fertig wird. Darum ist es auch so wichtig, dass jeder seine Arbeit gut und schnell erledigt. Das klingt vielleicht ziemlich hart, aber im Grunde ist es ein gutes Leben. Wenn man sich Mühe gibt, dann ist man auch abgesichert. Und wenn alle ordentlich mit anpacken, dann ist es auch für alle insgesamt leichter." Auf Jakobs letzte Frage hin, zuckte Holly allerdings nur mit den Schulten. "Wie soll es schon sein? Ich versteh die Frage nicht so wirklich. Ich meine, ich kenn es ja nicht anders, denn Tony ist älter als ich", meinte die junge Farmerin. Wie erklärte man, wie es war, wenn man Geschwister hatte?
[align=left]Nach dem, was die Farmerin ihm erzählt hatte, war er sich sicher, dass er nicht auf der Farm nach Arbeit fragen würde. Das würde ihm warscheinlich nicht die nötige Freizeit geben, um ordentlich zu trainieren. Aber das wollte er Holly nicht auf die Nase binden, sondern konzentrierte sich lieber auf das andere Thema. "Naja, ich dachte, ich frag mal. Hätte ja sein können, dass du mir da was sagen kannst." Da ihm in dem Moment allerdings nicht viel mehr einfiel, blickte er kurz durch den Raum. Professor Eukalypt stand mittlerweile an einem der Telefone und war in ein Gespräch vertieft. Dann fiel sein Blick auf die Tür zur Intensivstation. "Louisa ist noch nicht wieder hier. Das heißt immerhin, dass Ethan sie in seinem Zimmer duldet und sie warscheinlich reden. Das ist doch erstmal ein gutes Zeichen, oder?" [/align]
Louthan: "Und was soll ich der Professorin sagen?", fragte er mit einem Kopfschütteln und einem Anflug von Frustration nach. "Dass es ein Versehen war? Es macht keinen Unterschied, wie es passiert ist. Sie wird unzufrieden sein und das in jedem Fall." Er seufzte schwer und winkte ab, weil die Anwesenheit der Professorin alles nur noch schlimmer machte - falls das überhaupt noch möglich war. "Ich versuche, mir auszumalen, wie Bonaparte reagieren wird", erwiderte er schließlich nach einer kurzen Pause. "Aber ich kann es nicht. Ich weiß nicht, wie er reagiert. Ich weiß nicht, ob er je wieder kämpfen will oder ob er erst recht kämpfen will, ob er mir die Schuld gibt, ob er es akzeptiert, ich habe nicht die leiseste Ahnung." Und genau das zeigte doch, dass er definitiv kein guter Trainer gewesen war. Ein guter Trainer sollte etwas Derartiges wissen, aber streng genommen war Ethan nur auf dme Papier ein Trainer, nur während des Kampfunterrichts. Eigentlich war er nur der Familienerbe. "Ja", bestätigte er dann ein wenig gepresst. "Irgendwann übernehme ich die Aktien. Alles." Er hob die Schultern. "Aber irgendwann ist nicht absehbar. Und irgendwann reicht vermutlich nicht, um irgendetwas an der aktuellen Situation zu ändern. Und bevor du fragst, ich kann keinen Einfluss auf meinen Vater nehmen. Definitiv nicht."
Hollkob: Anhand der Sprechweise und der Gesten seiner Trainerin glaubte Coulomb schließlich zu erahnen, dass es sich bei ihrem Gesprächspartner um Cordes handeln musste.
"Du könntest ihr sagen, dass du Hilfe brauchst", erwiderte Lou dem jungen Mann. "Diese Frau hat mehr drauf als nur Fakten. Natürlich wird sie nicht zufrieden sein, du bist es ja auch nicht. Darüber wäre wohl niemand begeistert." Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Aber der Punkt ist doch, dass du zumindest eine Wahl hast. Du kannst dir aussuchen, ob du es irgendwie probieren willst oder ob du dir Rat von jemandem holen willst, der wirklich Ahnung hat." Und dass Professorin Eukalypt Ahnung von Pokemon hatte, daran bestand für Lou kein Zweifel. Dazu musste sie nicht einmal die Tagebücher ihrer Großmutter lesen. "Sowas ist auch ganz schwer abzuschätzen", meinte das Mädchen, als Ethan betonte, dass er keine Ahnung hatte, wie Bonaparte die Situation aufnehmen würde. "Aber ich gehe doch richtig davon aus, dass du dich weiter um ihn kümmerst und dass du dich mit ihm beschäftigst und dass du für ihn da bist. Und all das halt. Wenn er dir die Schuld gibt, dann zeigst du so, dass du Verantwortung übernimmst. Und tut er das nicht, dann zeigst du ihm trotzdem, dass du ihn unterstützt. Es geht darum, dass Bonaparte merkt, dass es dir nicht egal ist, dass du dich kümmerst, wenn es ihm schlecht geht." Lou war natürlich keine Expertin auf dem Gebiet, aber sie war sich ziemlich sicher, dass das Prinzip sowohl bei Menschen, als auch bei Pokemon funktionierte. "Wäre auch zu simpel gewesen, wenn es eine kurzfristige Lösung gewesen wäre", meinte das Mädchen mit einem tiefen Seufzen. Irgendwie war es traurig, dass Ethan implizierte, dass nicht einmal dieser Überfall seinen Vater umstimmen würde. "Dann bleibt uns eigentlich nur zu hoffen, dass es Leute wie Captain Cordes geben wird. Also solche, die diesen Job wirklich noch ernst nehmen."
Holly:
"Dazu gibt es nicht wirklich was zu sagen. Geschwister sind Familie. Manchmal ärgern sie einen, manchmal sind sie toll. Zumindest gilt das für meinen Bruder. Als Kind hat man durchaus einen Spielkameraden, aber man muss auch teilen und solche Dinge", versuchte Holly, doch etwas genauer zu werden. Die junge Farmerin folgte Jakobs Blick und sah, dass die Professorin mit irgendwem telefonierte. Auf diese Entfernung war natürlich nichts zu hören, sodass sich Holly wieder umdrehte. "Würde ich sagen", stimmte sie Jakob zu. "Aber sie scheint auch eher der einfühlsame Typ zu sein."