"Angeberei ohne Absprache im Übungskampf?", hakte Annie nach, bevor sie amüsiert schnaubte. "So kennt man dich, Anfänger." Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Toxiped zu. "Also, wie sieht es mit Giftschweif aus?"
"Finden wir es raus", meinte Holly und sah dann zu dem Toxiped. "Giftschweif!" Das Käferpokémon hatte sich wieder dem Mamutel zugewandt, blickte nun aber zu Holly und stieß ein irritiertes Fauchen aus. Menschen! "Das ist dann wohl ein Nein. Ein sehr deutliches", stellte die junge Farmerin dann fest und hob die Schultern. "Müssen wir eben mit dem arbeiten, was wir haben."
Jakob schüttelte den Kopf und strich sich durch sein Haar. Er merkte, dass er rot wurde, da sein Gesicht langsam warm wurde. "Immerhin haben wir so einen gewissen Überblick bekommen?", meinte er ein wenig hilflos. Er musste aber zugeben, dass er es interessant fand, Annie dabei zuzusehen, wie sie Holly unterstützte.
"Okay", schloss Annie mit einem weiteren Schulterzucken. "Bis zu dem Kampf können wir es vergessen, Giftschweif sicher zu erlernen." Sie sah zu Jakob. "Das Bluzuk ist flink, wir brauchen also einen flinken Gegner zum Üben."
Jakob nickte, als Annie seine Beobachtung von vorhin noch einmal wiederholte und stand dann auf. "Ich habe ja schon selber festgestellt, dass Siggi zu langsam ist. Du möchtest also sicher darauf hinaus, dass ich mit Pachira aushelfe, stimmt's?", meinte der Teenager und holte den Pokéball der Panflamdame hervor und rief sie auch direkt aus ihrem Ball. Pachira war endlich wieder nach scheinbar viel zu langer Zeit im Freien. Sie streckte sich einmal und sah aber dann sehr neugierig zu den anderen Pokémon, die auf dem Kampfplatz waren. Vor allem das große, fellbedeckte Pokémon interessierte sie, sie war sich sicher, dass es sich gut zum Klettern eignete.
"Na dann", kommentierte Annie mit einem Nicken und ließ sich auf einer der Bänke nieder, woraufhin sich auch Bo zu ihr gesellte und sich hinlegte. "Dann zeigt mir doch mal, wie ihr für den Arenakampf trainieren würdet", wandte sie sich mit einem herausfordernden Grinsen an die beiden Trainer. "Ich bin gespannt."
"Ich bin mir gerade nicht sicher, ob dir das hier nicht zu viel Spaß macht, zwei Anfänger vorzuführen", meinte Holly ein wenig skeptisch, aber nicht feindselig. Die junge Farmerin machte eine wegwerfende Handbewegung. Prinzipiell war es ihr egal, immerhin half Annie ihnen ja wirklich. "Ich hätte jetzt zwei Ideen. Zum einen geht es darum, ein flinkes Pokémon zu erwischen, was bedeutet, dass wir versuchen Pachira zu treffen und zum anderen denke ich, dass ausweichen auch nicht verkehrt wäre, weil man bei einem flinken Pokémon auch zügig reagieren muss", meinte die junge Farmerin dann. "Irgendwas, was ich gerade vergesse?"
Jakob zuckte mit den Schultern und schüttelte dann mit dem Kopf. "An sich nicht. Nur dass Pachira nichts Ähnliches zu den Puder- oder Psychoattacken des Bluzuk drauf hat."
Pachiras Blick blieb an dem großen Pokémon hängen. Jakob hatte ihr nichts weiter gesagt und auch wenn es wahrscheinlich gleich etwas für sie zu tun gab, lief sie immerhin vor das haarige Pokémon und beschnupperte es interessiert.
Annie lehnte sich auf der Bank zurück. "Learning by doing", warf sie dann ein. "Ich hab mir sagen lassen, es hilft, wenn man Dinge selber ausprobiert." Bo ignorierte derweil das Panflam vollständig.
"Die Attacken des Bluzuk sind doch ein völlig anderes Thema", meinte Holly zu Jakob. "Die Kleine hier kann erstmal versuchen Pachira überhaupt zu treffen. Abhängig davon wie das klappt, können wir immer noch gucken, wie wir aufbauen. Und sich bewegen und ausweichen kann Pachira meines Wissens nach problemlos." Holly sah zu dem Panflam, was definitiv nicht an Jakobs Seite geblieben war, sondern mal wieder tat, was es wollte. "Sie ist offensichtlich auch in Spiellaune."
Jakob blickte sich nach Pachira um, als Holly anmerkte, dass sie in Spiellaune war. Er seufzte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Wenn du dich gut benimmst, erlaubt dir Annie sicherlich, später noch mit Bo zu spielen", meinte er zu Pachira und hatte damit auch wieder ihre Aufmerksamkeit. "Und jetzt komm her, wir werden ein bisschen gegen Hollys Toxiped trainieren." Pachira wandte sich von Bo ab, als Jakob sie zu sich rief und platzierte sich vor ihm, wobei sie erfreute Laute ausstieß. Immerhin war trainieren ja auch nicht schwer.
Übung: Jakob gibt Pachira die Anweisung, in Bewegung zu bleiben und auszuweichen, er setzt nur ab und zu Silberblick dazu ein, während Holly versucht, mit Verfolgung und Nadelrakete zu treffen.
Trainingszusammenfassung: -Präzision anfangs nonexistent -wird im Laufe des Trainings besser -Verfolgung trifft gut, Nadelrakete doch eher mäßig. Zumindest wenn sich Pachira bewegt. Also eigentlich immer.
Zusamenfassung (Rest): - 1 1/2 Stunden später kommen Ethan und Lou zurück - Jayjay ist eifersüchtig - Pachira ist fertig - Toxiped rollt sich zusammen und ruht sich aus, Holly poliert es zur Belohnung ein bisschen - Funke ist motiviert, passt für den nächsten Tag - alle Essen zu Abend, Sprung nächster Tag
[align=right]Samstag 12. Juni [/align]
Auch am nächsten Morgen hatte es für Lou noch immer etwas Surreales, dass sie wirklich und tatsächlich an einem Wettbewerb teilgenommen hatte. Sie hatte zwar nicht sonderlich gut abgeschnitten, aber das störte sie inzwischen nicht mehr wirklich. Außerdem hatte sie die Gelegenheit gehabt, sich zusammen mit Ethan bei einem Eis abzulenken und später auch noch etwas bei Hollys Training zuzusehen. Anni war sogar zum Essen geblieben und alles in allem war es eindeutig ein guter Tag gewesen. Während das Mädchen sich nun aber fertig machte und nebenbei die Nachrichten sah, wanderten seine Gedanken zu ernsteren Themen. Die Nachrichten brachten nichts Neues, aber das war nicht schlimm. Keine Nachrichten waren gute Nachrichten. Tatsächlich beschäftigte es Lou mehr, was vor der Abreise nach Montu noch zu erledigen war. Sie seufzte und begab sich schließlich zum Frühstück. Immerhin hatten die anderen da mehr als nur ein wenig mitzureden. "Morgen", begrüßte Holly ihre Begleiterin als diese sich an den Tisch setzte. "Morgen ihr drei", erwiderte Lou die Begrüßung, ehe sie wieder zu Holly sah. "Und? Bist du schon aufgeregt?" "Nicht sonderlich. Ich hab trainiert, ich hab ein gutes Gefühl, wenn es klappt dann hat es sich gelohnt und wenn nicht, muss ich mehr trainieren und komme irgendwann wieder", erklärte Holly und hob die Schultern. "Wenn du das so sagst, dann klingt es ziemlich unspektakulär", entgegnete das Mädchen. "Ist es doch auch, oder? Also klar, für michist das was Besonderes, keine Frage, aber so insgesamt betrachtet, mach ich ja nichts Außergewöhnliches", meinte die junge Frau dann. "Das heißt, du wärst nicht doch stolz auf dich, wenn du heute gewinnst?", hakte Lou nach und grinste kurz. "Doch, natürlich!", widersprach Holly. "Aber das sehen wir heute Nachmittag. Ich hab jedenfalls vor, alles zu geben." "Gute Einstellung", meinte Lou und nickte kurz. "Aber apropos Zeit: Ich hatte da so einen Gedanken und wollte eure Meinung dazu hören." "Dann schieß los", forderte Holly sie auch direkt auf. "Es geht um Rodriguez", fing das Mädchen an, nachdem es sich kurz umgesehen hatte, "Ethan hat ja potentiell die Chance, einer von seinen sogenannten Freunden zu werden, aber im Moment gibt es nichts, was wir von ihm wollen könnten, richtig?" "Richtig. Jedenfalls soweit ich weiß. Hast du doch eine Idee?", erkundigte sich Holly. "Nein. Leider nicht, aber ich habe überlegt, ob es nicht trotzdem gut sein könnte ihm eine Art... Freundschaftsgeschenk zu machen. Das nimmt ihm eventuell Misstrauen und er ist dann hoffentlich kooperativer, falls wir doch mal was von ihm wollen. Außerdem könnte es hilfreich sein, falls wir sogar zeitnah was von ihm bräuchten", erläuterte Lou ihren Gedankengang. "Ich weiß nicht, ich versteh nicht so viel davon, aber besteht nicht auch die Möglichkeit, dass er glaubt, dass wir nur einen Beweis wollen, dass er bestechlich ist? Das wäre eher schädlich als hinderlich... Andererseits...Wenn er uns nichts gibt, jedenfalls nicht im direkten Austausch, dann ist es keine wirkliche Bestechung, oder?". fügte Holly der Idee an und sah anschließend zu den beiden jungen Männern. "Eure Meinungen dazu?"
Jakob war tatsächlich überrascht, dass Holly ruhig vor ihrem Arenakampf war. Doch als er zurück dachte, dann war Ethan auch nicht sehr aufgeregt gewesen. Jedenfalls hoffte er, sich mit der Farmerin freuen zu können, wenn sie gewinnen sollte. Doch bereits jetzt merkte er, wie er sich schlecht fühlte bei dem Gedanken, dass Ethan und Holly den Orden gewonnen hatten und er nicht. So war Jakob zumindest froh über die Ablenkung in Richtung Rodriguez. "Stimmt schon, solange er nichts für Ethan tut, ist das keine Bestechung. Und selbst wenn er zugeben muss, Ethan einen Gefallen zu schulden... solange das nichts Illegales ist, finde ich das nichts, womit man etwas anfangen kann. Aber der potentielle Gefallen... ja, wenn wir wirklich dringend etwas brauchen, dann hätte Rodriguez die bessere Position, um zu verhandeln. Wenn wir aber ihm schon vorher etwas Gutes getan haben, lässt sich da bestimmt etwas machen. Und ganz ehrlich, ein Geschenk abzulehnen ist schon etwas doof, oder?"
Ethan lehnte sich zurück und nickte dann. Immerhin hatten sie schon einmal darüber gesprochen und letztlich sogar beschlossen, eine Art Doppelagenten-Sache daraus zu machen. "Ich tendiere auch dazu, es zu riskieren", bestätigte Ethan mit einem kurzen Nicken. "Allerdings bin ich mir spontan nicht sicher, was ich ihm anbieten soll." Er hob die Schultern und musterte kurz das Frühstück. "Immerhin kann ich ihm schlecht passende Möbel zu seinem Schreibtisch anbieten, bis die geliefert sind, dauert es einfach zu lange und ich gehe stark davon aus, dass er eher an irgendetwas Konkretem interessiert ist, etwas, das er nicht erst in ein paar Wochen bekommt." Ethan hob erneut die Schultern. "Aber ich kenne ihn nicht gut genug, um ein entsprechendes, sinnvolles Angebot zu finden."