„Bei dir ist es doch ähnlich, oder?“, meinte Lou, während sie sich mit einem Nicken bedankte. "Immerhin bist du auch hier... Also als Freiwilliger, meine ich. Trotz allem." Sie musste nicht aussprechen, dass die Ereignisse für ihn unangenehm gewesen waren, dass Bonaparte verletzt worden war und die Polizei im Grunde nichts tun konnte. Ethan hatte selbst erwähnt, dass etwas passieren musste.
Holly:
"Da seid ihr ja", stellte Holly fest, als Ethan und Lou in den Wartebereich kamen. "Ihr wart eine Weile weg. Heißt das, dass es gut lief?" Die junge Farmerin hoffte, dass das Gespräch produktiv gewesen war, denn dann wäre die Gruppe ganz eindeutig ein ganzes Stück weiter.
Jakob nickte den beiden zu und sah sich kurz um. Glücklicherweise empfand er die Intensivstation als abgelegen genug, um mit den anderen über die Informationen zu reden. "Ihr wirkt jetzt auch nicht so, als ob es nichts gebracht hätte. Also, was gibt es Neues?"
Ethan war zugegebenermaßen irritiert, als Lou eine Einschätzung äußerte, die sich nicht einmal ansatzweise mit seiner eigenen deckte. Er verstand sie in dieser Hinsicht beim besten Willen nicht, aber er wollte das Thema nicht mit Holly und dem Idioten vertiefen, sodass er sich dazu entschied, nichts dazu zu sagen. Dennoch bemerkte er, dass seine Gedanken bei der Bemerkung hängen blieben. "Wir haben Ansprechpartner für Montu und ein Angebot für unseren neuen Freund", erwiderte er dementsprechend doch eher knapp, zumal er ohnehin davon ausging, dass Lou das Ganze näher erläutern würde.
"Das klingt doch mal gut", stellte Holly fest und nickte zufrieden. "Ja, wir haben die Namen von zwei kompetenten Leuten in Montu bekommen, wir wissen jetzt, was wir von Rodriguez wollen und wir haben sogar etwas, was man ihm anbieten kann", erzählte Lou den beiden anderen etwas ausführlicher. "Außerdem haben wir einen Plan B, der beinhaltet, dass wir Magniro als Tippgeber für die Polizei benutzen können. Conchua hat sogar angeboten, dass sie ihn für uns anruft. Wenn ihr mich fragt, ist das verdammt cool." "Das klingt wirklich gut", stimmte Holly zu und nickte abermals. "Magniro war der Arenaleiter? Hab ich das richtig im Kopf?" Lou stöhnte und rollte mit den Augen, was Holly dazu veranlasste, genervt die Arme zu verschrenken. "Ich nehme das einfach mal als ja", erklärte die junge Farmerin hoheitsvoll. "Im Ernst! Wie kannst du das inzwischen nicht wissen? Wir haben doch so oft über ihn geredet! Und wir haben ihn sogar im Fernsehen gesehen!" Dieses Mal rollte Holly mit den Augen. "Ich werd seinen Namen vermutlich besser behalten können, wenn wir ihn getroffen haben", meinte sie und hob die Schultern. "Okay... Also jedenfalls ist er auch mit im Boot, so wie es aussieht", betonte Lou letztlich nochmal.
Jakob schüttelte ein wenig den Kopf, als Holly erneute Unkenntnis über Magniro zeigte, fügte aber dem, was Lou sagte, nichts weiter hinzu. Immerhin dachte er sich, dass die anderen auf einen entsprechenden Vortrag verzichten konnten. "Gut, wer die beiden genau sind, können wir ja erst einmal nach hinten verschieben. Was mich aber viel eher interessiert... wie genau gehen wir jetzt mit unserem neuen Freund um?"
Tatsächlich tat Lou genau das, was Ethan gehofft hatte - sie lieferte eine ausführlichere Erklärung. Die kurze Debatte zwischen ihr und Holly blendete er allerdings weitestgehend aus. Er sah keinen Sinn darin und war gedanklich ohnehin anderswo. Erst als der Idiot nach dem genauen Plan bezüglich Rodriguez fragte, richtete Ethan seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. "Ich rufe ihn an und frage, ob er Zeit hat, sich mit mir zu treffen", antwortete Ethan und sah sich kurz um, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte. "Er soll uns als Freiwillige Montu City zuweisen. Im Gegenzug werde ich ihm günstigen Zugang zu Aktien verschaffen."
"Er soll uns schicken?", hakte Holly ein wenig irritiert nach. "Ja. Der Chief in Montu will seine Ruhe, weil er kurz vor der Pension steht. Er würde uns also nicht wollen. Und Cordes... Die hat ohnehin viel um die Ohren und wenn ich es noch richtig im Kopf habe, müsste sie sich auch ganz schön verrenken, um uns plausibel nach Montu zu schicken. Rodriguez zu benutzen, ist tatsächlich die sicherste Variante", erklärte Lou. "Verstehe. Unsympathisch wie er ist, aber wenn das klappt, soll mir das reichen. Wenn wir in Montu sind, müssen wir uns mit den Leuten da auseinandersetzen. Da kann uns Rodriguez ohnehin egal sein", meinte die junge Farmerin. "Eben. Außerdem ist das mehr als nur ein kleiner Gefallen, den Ethan ihm da tun würde. Also ist es sogar doppelt gut für uns", fügte Lou hinzu. "Und das geht so einfach?", fragte Holly nach und sah dabei zu Ethan. Immerhin musste er alles in die Wege leiten und er musste dafür auch aufkommen.
Jakob zuckte kurz mit den Schultern. "Über Aktien und sowas habe ich zwar nicht so den direkten Überblick, aber ich nehme an, dass man die auch billiger bekommen kann, wenn man näher an der Quelle sitzt. Und wenn Ethan das vorschlägt, dann wird er entsprechende Beziehungen haben, nehme ich an", meinte der Teenager dann zu Holly. Dann schüttelte er den Kopf und konnte ein leichtes Lachen nicht unterdrücken. "Du musst zugeben, dass uns dein Nachname wieder nützlich ist, Ethan. Ohne dich kämen wir doch an den Chief gar nicht so ran."
Bevor Ethan Holly antworten konnte, machte der Idiot eine seiner glorreichen Bemerkungen. Natürlich war sein Nachname praktisch. Das erwähnte der Idiot oft genug und Ethan hatte das Bedürfnis, ihm einen entsprechenden Kommentar entgegen zu werfen, ließ es allerdings bleiben und beschränkte sich auf einen düsteren Blick. "Ich werde meinen Makler kontaktieren", wandte er sich dann an Holly. "Der kann mir relativ billige Aktien besorgen - wenn man von seinem Honorar absieht. Ich werde vermutlich auch einen Teil der Aktien bezahlen, damit sie noch etwas günstiger sind." Er hob die Schultern. "Das ist zwar ärgerlich, aber machbar."
"Wirklich, Jakob? Das war unsensibel, selbst für dich. Und wenn ich das merke, will das was heißen", meinte Holly zu ihrem Begleiter. Auch Lou schien betroffen zu sein, sagte aber nach Hollys Bemerkung nichts weiter, auch wenn sie die beiden Männer im Auge zu behalten schien. Der jungen Farmerin war das recht. Sollte Jakob einen Streit vom Zaun brechen wollen, dann würde Lou ihn vielleicht ausbremsen können. "Danke, dass du das alles machst", meinte sie schließlich zu Ethan. "Ohne dich müssten wir auf den Plan B hoffen, aber so haben wir eine sichere Variante." "Holly hat recht", stimmte Lou zu. "Möchtest du dann eigentlich direkt telefonieren oder wollen wir erst zurück oder so?" "Lou und ich können die Zeit auf jeden Fall nutzen, um Jayjay nochmal zu erklären, wie man nette Dinge auch nett sagt oder wann man besser die Klappe hält", schlug Holly vor, um die Situation ein wenig aufzulockern.
Jakob schüttelte den Kopf und sah zu den beiden Frauen. "Was soll das denn jetzt wieder? Ich habe es doch nicht böse gemeint. Ethan ist Ethan, Nachname hin oder her! Und in dem Fall... sind es ja eher die Beziehungen, auf die es ankommt." Jakob seufzte und hoffte, die Lage beruhigt zu haben. Er wusste zwar, dass Ethan ohne seinen Nachnamen diese Beziehungen wahrscheinlich nicht hätte, aber das ließ er lieber unerwähnt.
Ethan entschied sich dazu, sowohl den Idioten als auch Hollys Einschreiten zu ignorieren. Er sah keinen Vorteil darin, das Ganze zu vertiefen. "Ich möchte erst aus dem Krankenhaus raus, damit ich in Ruhe telefonieren kann", antwortete Ethan ud hob die Schultern. "Das sollte etwa zehn Minuten dauern, schätze ich. Der Makler ist kompetent und ich habe schon eine relativ genaue Vorstellung, welche Aktienpakete in Frage kommen." Nämlich solche, die für Rodriguez interessant genug und gleichzeitig für Ethan nicht zu teuer waren. Immerhin sah er es nicht ein, ein Vermögen in Rodriguez zu investieren.
"Du hast das alles im Kopf?", fragte Lou überrascht nach, während die Gruppe sich in Bewegung setzte, um nach draußen zu gehen. "Ist das nicht unglaublich kompliziert?" "Es klingt jedenfalls danach", stimmte Holly zu und ihre Begleiterin war dankbar dafür, dass sie nicht noch einmal auf Jakob reagierte. Lou hätte sonst ernsthaft befürchtet, dass es doch noch zum Streit gekommen wäre. "Ich find das krass. Also in einem guten Sinn", fügte Lou noch hinzu, auch wenn sie wusste, dass es für Ethan wahrscheinlich mühselig und reichlich anstrengend gewesen war, das alles zu lernen. Sie hoffte für ihn, dass auch er fand, dass es sich gelohnt hatte, denn immerhin war es für den Moment äußerst praktisch.
Jakob nahm es hin, dass über das Thema nicht weiter geredet wurde und schüttelte den Kopf. Ein wirklich gutes Gefühl hate er zwar nicht, aber das musste er wohl jetzt so hinnehmen. "Ziemlich beeindruckend, dass du schon einen Plan hast", meinte der Teenager dann als die Gruppe draußen ankam. "Dann mach mal dein Ding. Ich glaube, Holly möchte mir in der Zwischenzeit den Kopf zurecht rücken."
"Ich hatte genug Unterricht diesbezüglich", merkte Ethan mit einem halbherzigen Lächeln an. "Es wäre traurig, wenn ich das nicht könnte." Er winkte ab. "In jedem Fall rufe ich jetzt schnell an."