Holly verzichtete ebenfalls auf ein Getränk und nahm schon Platz, während Lou sich einen Kaffee holte und anschließend zurückkam. Die junge Farmerin seufzte kurz und sah dann eher fragend zu den anderen. „Wo fangen wir am besten an?“, fragte sie recht ratlos nach. Normalerweise war sie dafür, direkt zu sein, aber Holly war sich sicher, dass das in diesem Fall keine gute Idee war.
"Gute Frage", erwiderte Ethan unsicher. "Ich bin gleich wieder da", merkte da Conchua an und verschwand anschließend aus dem Raum. Ethan ahnte, warum. "Wie wäre es mit dem neuesten Stand?", hakte Kate nach und wirkte dabei zumindest auf Ethan leicht irritiert. Vielleicht ahnte sie, dass es nicht nur um ein einfaches Gespräch ging.
Jakob schaute kurz Conchua hinterher und sah dann wieder zu Kate. Er ahnte, was Conchua machen würde und bemühte sich um ein einigermaßen gefasstes Lächeln. "Captain Johnson ist wieder bei Bewusstsein und er wird durchkommen", fing dann Jakob das Gespräch an. "Er hat uns außerdem gesagt, wie in Montu die polizeiliche Lage ist, wer motiviert ist und wer nicht."
Lou war sich nicht sicher, ob Jakob wirklich den besten Anfang gewählt hatte, aber es war wie es war und hätte deutlich schlimmer sein können. „Wir brechen übrigens morgen früh auf“, fügte Holly hinzu. „Und wir werden offiziell als Freiwillige hin. Dank Ethan, der mit dem hiesigen Chief hier... verhandelt hat“, ergänzte Lou.
Ethan seufzte. "Ich habe ihn bestochen, genauer gesagt", ergriff er das Wort. "Mit... sagen wir sehr, sehr günstigen Aktien der AC. Daraufhin hat er eingewilligt uns das entsprechende Schreiben auszuschreiben und den Chief in Montu zu informieren - der ist übrigens uninteressant für dein Netzwerk. Wir haben andere Namen. Willst du die jetzt oder sollen wir sie erst bestätigen?" Kate hob die Schultern. "Bestätigt sie ruhig vorher, das erspart mir unnötige Arbeit", sagte sie dann und zeigte sich erstaunlich unbeeindruckt davon, dass der hiesige Chief bestechlich war. "Über Johnsons Zustand bin ich informiert." Ethan war sich nicht sicher, was er noch sagen sollte. Letztendlich hatten sie tatsächlich nicht viel, was sie Kate mitteilen konnten.
Jakob zuckte mit den Schultern. "Über die verschwundenen Akten aus dem Polizei-Archiv bist du auch informiert? Das ist der offizielle Grund, warum uns Rodriguez nach Montu schickt. Es gibt eine angebliche Spur dahin." Jakob schnaubte kurz. "Die ganze Sache riecht aber meiner Meinung nach nach Tauros-Mist."
„Es ist ein Vorwand“, bekräftigte Lou Jakobs Aussage, allerdings mit einer gemäßigteren Wortwahl. „Ansonsten hat der Captain vorgeschlagen, dass wir uns an Magniro wenden, weil er durch seine Arbeit Kontakt zur Polizei hat und dementsprechend ein glaubhafter Tipgeber ist.“ „Das ist im Moment unser Plan B, falls es mit der Polizei in Montu gar nicht klappen sollte“, ergänzte Holly, während Lou dem Moment nutzte und einen Schluck Kaffee trank.
"Magniro ist anstrengend", kommentierte Kate mit einem kurzen Kopfschütteln. "Aber soweit ich weiß, stimmt es, dass er mit der Polizei kooperiert." Ethan fragte sich, waurm Kate den Arenaleiter als 'anstrengend' betitelt hatte, aber das war vermutlich ihre Sache. Bevor er allerdings noch etwas hinzufügen konnte, betrat Conchua erneut den Raum - zu Ethans Überraschung allerdings allein. "Okay", deklarierte Conchua und sah zu Kate. "Es wäre großartig, wenn du dich nicht aufregen würdest." Ethan sah Kate an, dass ihr Misstrauen sofort zurückkehrte. "Ich bin eine Arenaleiterin mit einem Gewächshaus voller gezüchteter Käfer-Pokémon, die ich gerne behalten würde. Und ich befürchte, dass das auf Dauer ein Ding der Unmöglichkeit wird, wenn sich nicht irgendwer mit dieser Situation auseinandersetzt." Kates Mine war regelrecht versteinert. "Ich für meinen Teil werde tun, was auch immer dafür notwendig ist - und das solltest du auch." Kate stellte ihre Kaffeetasse auf dem Tisch ab, wobei ihr Blick regelrecht eisig war. Ethan fragte sich, ob sie bereits ahnte, worauf das hinauslief. Conchua hingegen trat von der Tür weg und anschließend kam Riccardo in das Sichtfeld der Gruppe. Es dauerte einen Moment, dann stand Kate auf, wobei sich ihre kalte Aufmerksamkeit ganz eindeutig auf Riccardo lag. In ihrem Gesicht las Ethan eine Mischung aus Wut und Kälte, vielleicht aber sogar so etwas wie Bitterkeit (SL: Letzteres sehen nur Ethan & Lou) und er bemerkte, dass sie ihre Hände zu Fäusten ballte. Riccardo war für ihn deutlich schwerer zu lesen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er deutlich ruhiger wirkte, nahm Ethan an, dass er zumindest im Voraus inforimert gewesen war. Im Gegensatz zu Kate wirkte Riccardo entschlossen und gelassen (SL: Lou sieht da definitiv einen winzigen Anflug von Unsicherheit und so etwas wie Enttäuschung. Außerdem dürfte Lou ihm ansehen, dass mit der Situation auch nicht glücklich ist). "Kate", begrüßte Riccardo sie, aber Kate antwortete nicht.
Jakob sah zwischen Riccardo und Kate hin und her. Er nahm einen Schluck Wasser aus seinem Becher und atmete tief durch. Er war sich sicher, dass das bisherige Gesprächsthema vom Tisch war. Er blickte zu Kate und wartete ab. Er wollte anmerken, dass Kate ihn wenigstens begrüßen sollte, aber er wollte Kate im Moment nicht ansprechen. Auf ihn wirkte sie wie ein Lektrobal, das kurz vor der Explosion stand.
Holly hätte schwören können, dass es auf einmal deutlich kälter im Raum geworden war. Die Anspannung war fast greifbar und Holly blickte nervös in Kates Richtung. Die Situation hing nun davon ab, ob Kate sich entschloss, zu gehen oder zu bleiben. Lou sah Kate an, dass sie mit dieser Situation nicht glücklich war, aber das war vermutlich auch nicht schwer. Dass sie wütend war, war sogar nachvollziehbar, aber da war mehr. Kate schien irgendwie... verbittert. Lou war sich ziemlich sicher, auch wenn sie es nicht erklären konnte. Bei Riccardo war es ähnlich, auch wenn er sich ruhiger gab, als er sich vermutlich fühlte, aber das lag wahrscheinlich ebenfalls an der unangenehmen Situation. Auch hier konnte das Mädchen seinen Eindruck nicht erklären, aber Lou hatte das Gefühl, dass er auf eine andere Reaktion gehofft hatte. Vermutlich hatten sie das alle. Die Frage war, was Kate nun tun würde.
Die Stille dominierte das Zimmer und Ethan bemerkte, dass alle ihre Aufmerksamkeit auf Kate gerichtet hatten. Diese hingegen wandte letztlich ihren Blick von Riccardo ab und sah zu Conchua. "Ist das dein Ernst?", fragte Kate die Arenaleiterin. Ethan spürte einen Anflug von Erleichterung, weil Kate die Aktion zumindest für den Moment Conchua zuzuschreiben schien und nicht etwa ihnen. Noch im gleichen Moment kam ihm ein schlechtes Gewissen wegen seines eigenen Gedankens, immerhin waren sie genauso involviert wie Conchua es war. "Diese Angelegenheit ist wichtiger als irgendwelche persönlichen Probleme", antwortete Conchua ernst. "Und das weißt du." "Hast du geglaubt, du müsstest ihn nur herbringen und alles, was passiert ist, löst sich in Luft auf?", entgegnete Kate eindeutig wütend, aber Ethan glaubte, eine Spur Unsicherheit bei ihr zu erkennen, die für ihn keinen Sinn ergab. (SL: Lou könnte daraus lesen, dass die gute Kate nicht weiß, wie sie auf Ricky reagieren soll.) "Nein", erwiderte Conchua betont ruhig. "Aber ich habe geglaubt, dass ihr beide vernünftig genug seid, um das Ganze beiseite zu lassen und..." "Du weißt nicht einmal, was vorgefallen ist!", unterbrach Kate sie. "Ja, weil du es mir nicht erzählen wolltest, obwohl wir Freunde sind", konterte Conchua, die nun ihrerseits verärgert wirkte. Kate warf einen kurzen Blick in Riccardos Richtung, der noch immer bei der Tür stand. Dann sah sie wieder zu Conchua. "Ich tue, was ich kann", sagte Kate dann betont ruhig, klang dabei aber eindeutig gepresst. "Alleine." Anschließend wandte sie sich von Conchua ab und ging auf Riccardo zu - Ethan nahm an, dass sie schlicht an ihm vorbei zu der Tür gehen wollte. Da genau das die Reaktion war, die er nicht hatte sehen wollen, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu reagieren. "Kate, warte!", sprach er sie an, aber sie warf ihm lediglich einen kurzen Blick zu und ging weiter. Bevor er dazu kam, noch etwas hinzuzufügen, ging Kate an Riccardo vorbei, der einen winzigen Moment zu zögern schien und dann nach ihrem Arm griff. Kate blieb gezwungenermaßen stehen.
Jakob atmete hörbar ein, als Riccardo nach Kates Arm griff. Er erwartete schon fast, dass seine Hand zurückgeschleudert wurde. Allerdings blieb das aus und Kate blieb sogar stehen. Jakob atmete tief durch, er wusste, dass die beiden ihn nicht ernst nahmen, aber irgend jemand außer Ethan musste etwas sagen. "Kate... Riccardo. Um Arceus Willen, ich weiß nicht, was vorgefallen ist, und es ist mir auch egal. Es war bestimmt Scheiße für euch beide, aber was im Moment passiert... das ist doch noch viel größer. Zu groß für uns und auch zu groß für jeden von euch alleine. Bitte... irgendwie muss das doch gehen."
„Bitte geh nicht“, meldete sich auch Holly zu Wort, wobei die junge Farmerin sich durchaus hilflos fühlte. „Wie weit willst du denn alleine kommen? Das muss doch nicht sein!“ „Es geht nicht darum dir wehzutun, sondern darum, dass dieser Wahnsinn ein Ende findet...“, fügte Lou hinzu. Es war nicht Kates Sache allein. Das musste sie doch längst erkannt haben! Sie alle hingen bereits da mit drin und daran würde sich nichts ändern, wenn sie jetzt ging.
Kates kurze Irritation aufgrund von Riccardos Geste endete abrupt, als der Idiot und dann auch Holly und Lou das Wort ergriffen. Ethan war sich sehr, sehr sicher, dass das keine gute Idee gewesen war und Kate bestätigte das, denn als sie sich umdrehte, stand eindeutig Verärgerung in ihrem Blick. Mit einer abrupten Bewegung riss sie ihren Arm aus Riccardos Griff. "Ist das euer Ernst?", fragte sie dann eisig. "Eine Gruppe von Teenagern, die zufällig in diese ganze Angelegenheit herein geraten ist - aber natürlich wisst ihr besser als ich, was zu tun ist." "So war das nicht gemient", warf Ethan eilig ein, um das Ganze zu retten. Warum hatten die anderen nicht einfach still bleiben können? "Eben weil wir zufällig in die Angelegenheit herein geraten sind und eben weil wir wissen, dass wir nichts ausrichten können - eben deshalb brauchen wir ja deine Hilfe. Uns fehlt der Überblick, aber du weißt mehr als wir. Und ja, ich weiß, dass du selbst nicht viel tun kannst, aber Riccardo kann es." Ethan rechnete mit einer wütenden Antwort oder einem entsprechenden Kommentar, aber für einen kurzen Moment zögerte Kate, wirkte auf ihn (SL: auf ihn und Lou) fast ein wenig hilflos, dann schüttelte sie den Kopf. "So einfach ist das nicht", sagte sie letztlich und klang dabei eher resigniert als wütend. "Du weißt, dass wir das ändern können", ergriff Riccardo endlich das Wort. Kate stand noch immer halb neben Riccardo, sah ihn aber nicht an, sondern richtete ihren Blick auf die Tür. Halb rechnete Ethan damit, dass sie doch gehen würde, aber sie blieb stehen. Schweigend.
Jakob atmete tief durch, als Kate deutlich machte, was sie von seiner Meinung hielt. Immerhin konnte er ihr nicht abstreiten, dass sie recht hatte. Er war nur zufällig in die Sache herein geraten, aber jetzt steckte er mitten drin. Aufhören kam jetzt sowieso nicht mehr in Frage. Trotzdem ließ er den Kopf sinken und schaute ein wenig resigniert und ein wenig bitter zu Boden. Ihm fiel nichts ein, was er darauf antworten sollte.