Holly sagte nichts, auch wenn sie das gerne getan hätte. Allerdings war ihr klar, dass es nicht hilfreich wäre, wütend auf Kate zu werden und ihr zu sagen, dass diese ganze Sache offensichtlich schon Monate, wahrscheinlich Jahre ging und dass es offensichtlich nur sehr bedingt funktionierte, was sie tat. Was auch immer das war. Allerdings war Holly auch klar, dass das von ihrer Seite her unfair Kate gegenüber war, denn immerhin war sie gerade überfallen worden und fühlte sich dementsprechend nicht zu unrecht in der Defensive. Holly begnügte sich für den Moment damit, dass Kate nicht gegangen war. Auch Lou war froh, dass Kate zumindest inne gehalten hatte. Sie glaubte nicht, dass Kate egal war, was passierte, aber Kate schien eine Hürde zu sehen, die niemand sonst sah. Mit Ausnahme von Riccardo. Er schien einen Weg zu sehen und wenn es ihm gelang zu Kate durchzudringen, hatten sie vielleicht doch eine Chance.
Zu Ethans Erleichterung hielten sich die anderen zurück und auch Conchua schien das Ganze lediglich zu beobachten. Ethan selbst war sich allerdings nicht sicher, ob es ein gutes Zeichen war, dass Kate nichts sagte, dass sie lediglich die Tür anzustarren schien. Er wandte seinen Blick von Kates Rücken ab, um zu Riccardo zu sehen. Dessen Gesichtsausdruck war noch immer entschlossen, aber irgendetwas wirkte auf Ethan anders als zuvor. Einordnen konnte er das allerdings nicht. (SL: Lou könnte sehen, dass Rickylein eventuell ein bisschen verletzt wirkt.) Als sich die Stille in die Länge zog, wurde Ethan unruhig. Er fragte sich, wie lange das gut gehen würde, wie lange es dauern würde, bis Kate doch beschließen würde zu gehen. Riccardo hatte gesagt, dass Kate und er die festgefahrene Situation ändern konnten, aber Kate schien das anders zu sehen. Oder auch nicht. Ethan wusste es aufgrund ihrer noch immer ausbleibenden Antwort nicht. Sie konnten es ändern. Er erinnerte sich daran, wie Kate gesagt hatte, dass sie über diverse Dinge nichts sagen konnte, dass sie in gewissen Situationen nichts tun konnte. Und dann kam ihm die ominöse Abmachung in den Sinn, die die beiden hatten. Vielleicht hing das alles zusammen. Die Abmachung hatte verhindert, dass Riccardo etwas bezüglich des Tunnels unternommen hatte - solange bis Kate zugestimmt hatte. Aber wenn die Abmachung beinhaltete, dass Riccardo nichts gegen die AC unternahm, was in Ethans Augen naheliegend war, blieb die Frage, inwiefern das Ganze Kate einschränkte. Und genau das war der Punkt, an dem Ethan nicht weiterkam. Es gab keine sinnvolle Antwort darauf. "Was erwartest du jetzt von mir?", fragte Kate letztlich nach und brach die schwere Stille. "Das weißt du genau", antwortete Rick. Kate schüttelte den Kopf und Ethan bemerkte, dass sie erneut die Hände zu Fäusten ballte. "Ich kann dich nicht darum bitten", sagte sie dann und klang für Ethan erschreckend hilflos. (SL: Sogar Holly & Jayjay dürften zumindest ein bisschen davon bemerken.)
Jakob sog scharf Luft ein und sah zwischen Kate und Riccardo hin und her. Irgendjemand oder irgendetwas verhinderte, dass Kate etwas tun konnte. Riccardo, der etwas hätte tun können, konnte aber ohne Kates Zustimmung nichts machen. Jakob blickte zu den anderen und dem Teenager konnte man deutlich ansehen, dass er nach dem Warum fragen wollte. Er wollte wissen, warum Kate nichts tun konnte und warum sie Riccardo nicht darum bitten konnte.
Holly verstand nur sehr bedingt, was gerade passierte. Da war irgendetwas zwischen Riccardo und Kate, mehr als nur verletzte Gefühle, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie es benennen sollte. Es war wichtig, keine Frage, aber warum hielt es Kate zurück, wo es sie doch irgendwie mitzunehmen schien? Lou sah zwischen den beiden hin und her. Riccardo schien getroffen zu sein und Kate wirkte so... hilflos. Was konnte so schlimm sein, dass sich die beiden in so eine Sackgasse manövriert hatten? Lou unterdrückte ein Seufzen... Und es gab nichts, was irgendwer gerade für die beiden tun konnte. Es war frustrierend.
Ethan sah noch einmal von Riccardo zurück zu Kates Rücken und anschließend erneut zu Riccardo. Es konnte doch nicht sein, dass es keinen Ausweg gab! Kate hatte gesagt, dass sie ihn nicht darum bitten konnte, aber das bedeutete nicht zwangsläufig, dass sie das nicht tun wollte. Vielleicht wollte sie sogar. "Es geht doch offensichtlich um die Abmachung", warf Ethan letztlich ein, als Riccardo nichts sagte, und er wusste, dass er sich damit aus dem Fenster lehnte. "Was spricht dagegen, sie außer Kraft zu setzen? Zumindest solange, bis die Situation soweit geklärt ist." Riccardo sah ihn mit einem prüfenden, vielleicht sogar misstrauischen Blick an und selbst Kate drehte sich halb um. "Die Abmachung wurde bereits gebrochen", merkte Kate an und klang dabei so neutral, dass sich Ethan sicher war, dass sie irgendetwas verbarg. (SL: Lou sieht auch nicht mehr.) "Aber ihr haltet doch trotzdem noch daran fest", entgegnete Ethan und als keiner der beiden antwortete, hakte er nach: "Oder etwa nicht?" Riccardo deutete ein Nicken an, Kate zeigte keine Reaktion. Frustriert schüttelte Ethan den Kopf. Er bezweifelte, dass er noch irgendetwas tun konnte. "Von mir aus können wir das so handhaben", sagte Riccardo schließelich doch. Zum ersten Mal seit ihrem anfänglichen Fluchtversuch sah Kate Riccardo an und selbst Ethan, der sich damit beim besten Willen nicht auskannte, sah eine ganze Menge an Emotionen in ihrem Blick. Nicht, dass er sie hätte zuordnen können. (SL: Holly & Jayjay sind in etwa so schlau wie Ethan, Lou sieht Überrschung, Verwirrung, Unverständnis und vielleicht einen Hauch von Erleichterung.)
Jakob war nun endgültig verwirrt, er sah in die Runde und wollte am Liebsten Fragen, was das jetzt alles bedeutete. Was diese ominöse Zusage von Riccardo jetzt bedeutete. Trotzdem brach er sein Schweigen nicht, aus Furcht, die ganze Sache doch nur wieder kaputt zu machen.
Es ging um diese ominöse Abmachung. Dank Ethan verstand Holly nun auch so viel. Allerdings hörte es da aber auch schon auf. Holly verstand sonst nichts von dem, was eigentlich besprochen wurde und es ärgerte sie ein bisschen, weil sie nicht sicher sagen konnte, inwiefern es nun voranging oder nicht. Lou hingegen war eher erstaunt von der aktuellen Entwicklung. Natürlich hatte auch sie keine Ahnung, worum es bei der Abmachung ging, aber es war eindeutig, dass Riccardo gerade ein großes Zugeständnis machte. Und für Kate kam dieses sogar eindeutig unerwartet, zumindest wenn man ihre Reaktion zu Grunde legte. Lou hätte nur zu gerne gewusst, worauf sich Riccardo eigentlich bezog.
Eine Weile lang schien Kate Riccardo schlicht und ergreifend anzusehen und Ethan versuchte noch immer, irgendetwas aus ihrem Gesichtsaudruck heraus zu lesen, scheiterte aber kläglich. Es dauerte lange, eine gefühlte Ewigkeit, dann nickte Kate letztlich. "Okay", sagte sie dann und klang dabei angespannt. Ethan verstand sie nicht. Eben hatte sie auf ihn eher erleichtert gewirkt. (SL: Lou sieht vermutlich, dass die gute Champine mit der Situation überfordert ist. Zu viele Emotionen und so.) Kate sah kurz zu Ethan. "Ich melde mich bei Gelegenheit", fügte sie dann hinzu und verließ eilig, fast ein wenig fluchtartig das Zimmer. Dieses Mal hielt Riccardo sie nicht auf und auch Conchua machte keine Anstalten, das zu ändern.
Jakob nahm einen weiteren Schluck Wasser aus seinem Becher und schaute dann zu Conchua und zu Riccardo. Er war sich nicht sicher, wen von den beiden er nun ansprechen sollte, also richtete er seine Frage in den Raum. "Und...und was ist jetzt passiert? Was bedeutet das genau für uns?"
Lou sah Kate noch einen Moment hinterher. Zumindest diese Reaktion war nachvollziehbar. Lou konnte verstehen, dass man einfach nur weg wollte, wenn einem die Situation zu viel wurde. Hinzu kam, dass Kate gesagt hatte, dass sie sich melden würde. Für den Augenblick war die Situation also... akzeptabel. Holly sah derweil zu Jakob, weil dieser als erstes das Wort ergriffen hatte. Die junge Farmerin musste zugeben, dass er ihr mit seiner Frage aus der Seele sprach. Sie hatte sich keinen Plan, was eigentlich nun los war.
"Das bedeutet, dass ich in Montu eventuell doch mehr tun kann, als ich bisher gedacht habe", erwiderte Riccardo und auch wenn er dabei gelassen wirkte, bezweifelte Ethan, dass die Situation wirklich so einfach an ihm vorbeigegangen war. "Wann brecht ihr nach Montu auf?" "Morgen", erwiderte Ethan. "Ich werde in ein paar Tagen da sein", antwortete Riccardo. "Ihr habt meine Nummer. Gibt es noch irgendetwas, das ich wissen sollte?"
Jakob schnaubte und schüttelte den Kopf. Riccardos Frage, ob er noch etwas hätte wissen sollen, verpasste in Jakobs Augen der Situation etwas sehr Ironisches. "Du meinst, außer dass wir viel weniger wissen als du?", fügte er in einem etwas resignierten Tonfall hinzu. "Wir werden noch mit Magniro zusammenarbeiten... das ist alles, was mir einfällt."
„Magniro ist eigentlich unser Plan B, was den Kontakt zur Polizei angeht“, klarifizierte Holly Jakobs Aussage. Sie konnte seinen Ärger verstehen, fand seine Antwort allerdings nicht sonderlich hilfreich. „Plan A ist, dass wir wieder als Freiwillige dort sein werden. Also die anderen drei offiziell und ich halte wieder den Mund, solange keiner nachfragt“, meinte Lou und hob die Schultern. „Sonst fällt mir nichts ein.“ Vor allem da sie sich noch immer über das Gespräch wunderte.
"Okay", erwiderte Riccardo mit einem knappen Nicken. "Wir sehen weiter, wenn wir in Montu bin. Haltet euch im Hintergrund, bis ich eintreffe." Er nickte ihnen kurz zu, wechselte einen Blick mit Conchua und verließ anschließend ebenfalls das Zimmer. Ethan seufzte. "Ich bin mir nicht sicher, wie erfolgreich das wirklich war", merkte er dann an. "Das", antwortete Conchua, "frage ich mich auch."
Jakob schüttelte den Kopf und fuhr sich kurz durch die Haare. "Das war weitaus nervenaufreibender, als ich dachte. Ich muss gestehen, ich habe zwischendurch an unserer Idee gezweifelt." Er nahm einen weiteren Schluck Wasser. "Aber... es scheint eine Art Einigung gegeben zu haben? Worauf auch immer diese beruht, es scheint etwas Privates zwischen den beiden zu sein, aber ich hoffe, wir können irgendwie darauf aufbauen."