Eine Weile später standen sie vor dem Kino. Es handelte sich um ein großes Gebäude mit Glasfront, hinter der diverse große Plakate zu sehen waren, die die aktuellen und bald startenden Filme zeigten. Der Eingangsbereich des Kinos war geräumig und relativ voll, zumal es an der dortigen Kasse gleich mehrere lange Schlangen gab. Außerdem roch es nach... irgendeiner Art von vermutlich süßem Essen. Ethan fragte sich, ob ein Kinofilm das Anstehen in einer dieser Schlangen wirklich wert war, aber da er zugestimmt hatte, blieb ihm ohnehin nichts anderes übrig, als das Ganze über sich ergehen zu lassen. Tatsächlich hatten sie aber insofern Glück, als dass es in dem Kinosaal, in dem der Iksbatman-Film lief, zumindest an einer Stelle vier zusammenhängende Sitze übrig waren. Aus irgendeinem Grund hatten die anderen davon abgeraten, Sitze in den vorderen Reihen zu nehmen, obwohl das für Ethan wenig Sinn ergab. Ebenso wenig Sinn ergab eine zweite Anhäufung von Schlangen vor einer Getränke- und Snack-Theke. Wenn das Kino solche Besuchermassen gewohn war - wovon Ethan ausging -, dann verstand er nicht, weshalb man nicht einfach mehr Personal einsetzte. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit an der Reihe waren, bestellte er des Gruppenzwangs halber ebenfalls Popcorn und einen Softdrink. Immerhin war er sich mittlerweile ziemlich sicher, dass es das Popcorn gewesen war, das man schon vom Eingang aus gerochen hatte. Testweise probierte er eines der kleinen, weißen Gebilde und stellte fest, dass es süß war und durchaus gut schmeckte. Selbstverständlich war nach dem Anstehen in gleich zwei Schlangen die Zeit doch knapp geworden, sodass sie sich beeilten, um zu dem Kinosaal zu kommen und dabei eine Spur an verlorenen Popcorn-Stückchen zurückließen. Im Saal selbst war es abgesehen von einigen Lampen an den Seitenwänden bereits dunkel und auf einer riesigen Leinwand lief Werbung. Einen Moment lang blieb Ethan stehen und musterte die schieren Ausmaße der Leinwand, die kombiniert mit dem lauten Surround-Sound selbst bei der Werbung durchaus eindrucksvoll war. Immerhin war ihm jetzt klar, weshalb die ersten Reihen eine schlechte Idee gewesen waren. "Wo sind unsere Plätze?", fragte er letztlich an die anderen gewandt.
"Ich geh voran", deklarierte Lou auf Ethans Frage hin, wobei sie sich auch direkt in Bewegung setzte. Es lief nur Werbung und wenn sie raten müsste, dann waren sie garantiert nicht die letzten, die noch kommen würden. Jedenfalls konnte sie sich das nicht vorstellen. "Die Nummern der Reihen sind am Boden", erklärte sie dann noch zusätzlich, während sie ebendiese entlangschritt, bis sie schließlich die passende, doch sehr mittig gelegene Reihe erreicht hatten. Lou blickte kurz auf ihr Ticket, um nach der Platznummer zu schauen, nur um dann festzustellen, dass sie tatsächlich die ersten vier Plätze vom Gang aus hatten. "Die vier sind unsere", meinte das Mädchen dann, ehe es kurz stockte, dann aber die Schultern hob. "Ich hab grad gesehen, dass Platz drei und vier ein Doppelsitz ist. Ich hab die vier, mir ist es egal, ob ich eine Mittellehne hab. Der mit der Drei muss sich überlegen, ob er tauscht." Immerhin waren sie alle Freunde und dementsprechend war es Lou egal, sodass sie einfach begann, auf ihren Platz durchzurutschen.
Als Jakob hörte, dass es einen Doppelsitz gab, war er aufgeregt und bemühte sich, mit seiner Tüte Popcorn und dem Softdrink in den Händen einen Blick auf sein Ticket zu werfen. Als er so weit war, unterdrückte er ein Seufzen, da auf seinem Ticket die Nummer Sechs war. "Also ich bin weiter in der Mitte", meinte der Teenager dann. "Mir würde es nichts ausmachen zu tauschen. Wer von euch hat die Drei?"
Ethan warf etwas umständlich einen Blick auf sein Ticket und verlor dabei ein weiteres Exemplar seines Popcorns. "Ich hab die drei", merkte er an und hob die Schultern, wobei er nur knapp verhindern konnte, dass noch mehr Popcorn auf dem Boden landete. "Mir ist das egal." Tatsächlich schien es im Kino ohnehin nicht darum zu gehen, mit irgendwem zu reden, sondern lediglich darum, den Film zu sehen, dementsprechend war es Ethan tatsächlich reichlich egal, neben wem er nun saß. Um nicht länger im Gang stehen zu bleiben und dabei womöglich irgendwem im Weg zu stehen, setzte er sich der Einfachheit halber auf seinen Platz.
"Dann wäre das ja geklärt", stellte Holly fest und nahm dann ihren Platz neben Ethan ein, wobei auch sie es etwas umständlich fand, das mit zwei vollen Händen zu tun. Lou hatte derweil schon Platz genommen und sah dann zu den anderen, die sich nun ebenfalls setzten, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf die Leinwand lenkte. Immerhin konnte es nicht mehr all zu lange dauern, bis der eigentliche Film begann.
Jakob sah, dass die anderen ihre Plätze einnahmen und es sogar Ethan war, der neben Lou saß. Mit Holly hätte er noch leben können, aber das war etwas, was er eigentlich nicht wollte. Und trotz, dass Ethan gesagt hatte, dass es ihm egal war, nahm er seinen Platz ein. Wenn es ihm egal war, hätte er doch mit ihm tauschen können! Jakob schüttelte den Kopf, da es sowieso nichts nützte und setzte sich. Nun war obendrein Holly zwischen ihm und Lou. Er schätzte die Farmerin mittlerweile zwar, aber so konnte er nicht einmal ein Auge auf Lou und Ethan haben.
Ethan musste zugeben, dass Kino durchaus etwas für sich hatte. Die Sound-Qualität war unglaublich gut und die große Leinwand lieferte ein passendes Bild dazu. Auch die vielen anderen Zuschauer hatten ihn erstaunlich wenig gestört, natürlich hustete hin und wieder jemand, aber die Geräusche waren kaum störend. Abgesehen davon war das Popcorn definitiv eine gute Ergänzung, auch wenn das für einen Abend vermutlich mehr als genug Zucker gewesen war. Als der Abspann begann und das Licht anging, stand Ethan auf und streckte sich kurz. Irgendwie war es ein gutes Gefühl, den ersten Punkt von seiner Liste abgearbeitet zu haben - und ganz nebenbei hatte er dank des Films zumindest zeitweise nicht an den bisher unangenehmen Tag gedacht. Er wartete, bis auch die anderen aufgestanden waren, dann machten sie sich auf den Weg mit der Menge nach draußen.
„Okay, der war echt nicht schlecht, oder?“, meinte Holly auf dem Weg nach draußen. „Also mir hat er auch gefallen“, stimmte Lou zu. „Ich weiß gar nicht, was am coolsten war.“ Holly schnaubte belustigt. Sie konnte Lou verstehen, der Film hatte einige beeindruckende Szenen gehabt. „Wie sieht's bei euch aus, Jungs?“, wollte die junge Farmerin dann wissen.
Jakob war am Anfang des Films noch relativ nervös durch Ethan und Lou. Immer wieder versuchte er, an Holly vorbei zu sehen. Allerdings sah er nie wirklich etwas, die beiden schienen auf den Film konzentriert zu sein. Schließlich wurde er von der Action so weit mitgerissen, dass er die beiden für den Moment vergaß und durch den Film abgelenkt wurde. Erst als der Abspann lief, kehrte er in das Hier und Jetzt zurück und warf direkt einen kontrollierenden Blick herüber. Aber wenn etwas passiert war, so war es jetzt nicht mehr zu sehen. Der Teenager streckte sich und stand auf, um mit den anderen zusammen nach draußen zu gehen. "Ich muss zugeben, dass mir die Verfolgungsjagd am besten gefallen hat. Vor allem gegen Ende", meinte er dann und sah zu den anderen. Wenn Ethan und Lou über den Film erzählen konnten, wusste er immerhin, dass sie nicht anderweitig beschäftigt gewesen waren.
Ein Großteil der Leute verließ das Kino, während der Rest auf die Toiletten zu strömen schien. Auch wenn das Kino definitiv einen Besuch wert gewesen war und die Menschen im Saal nicht gestört hatten, fand Ethan diese Massen jetzt doch etwas unangenehm. Hier fielen sie schließlich auf. "Ich muss sagen, dass der Antagonist interessant war", kommentierte Ethan mit einem Anflug von Amüsement. "Bonaparte hätte dem mit Sicherheit zugestimmt."
„Das glaub ich dir gern“, meinte Holly amüsiert zu Ethan. „Ich muss gestehen, dass ich die Idee im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig fand. Vor allem wegen des Aussehens von dem Typ“, meinte Lou dann. „Also ich fand ihn echt cool. War auf jeden Fall besser, als wenn sie wieder den Joker genommen hätten“, meinte Holly daraufhin. „Iksbatman hat genug Feinde, vor allem auch welche, die von der Idee her echt cool sind, aber irgendwie scheint der Joker am beliebtesten zu sein. Darum ist das Impoleon definitiv eine willkommene Abwechslung.“
Jakob lachte und nickte dann. "Ja stimmt schon, Iksbatman hat schon einige sehr coole Gegner. Ich mag ja Kleoparda-Woman. Auch wenn sie nicht immer ein Gegner ist." Zumindest konnten Lou und Ethan mitreden. Vor allem Ethan hatte ja auch sonst kein Wissen über diesen Comic, vermutete Jakob.
"Das Kino hat sich definitiv gelohnt", schlussfolgerte Ethan mit einem Lächeln. "Vor allem der Surround-Sound hat was." Er musterte kurz die Menschenmassen. "Sollen wir dann Richtung Hotel zurück?", hakte er nach und seufzte. "Ich sollte Kate nochmal anrufen und herausfinden, wie wütend sie jetzt wirklich ist."
Holly seufzte bei Ethans Bemerkung. Sie wusste, dass er recht hatte, trotzdem war es angenehm gewesen, nicht an die ganze Angelegenheit denken zu müssen. „Dann sollten wir wirklich zurück“, meinte die junge Farmerin daraufhin. „Ich kann dich verstehen, mir gefällt der Gedanke auch nicht, dass wir sie im Grunde angelogen haben.“ „Möchtest du, dass wir dabei sind?“, fragte Lou leicht besorgt nach. „Wir hängen da mit drin. Du musst dass nicht allein tun.“
Jakob schüttelte den Kopf und seufzte. Ethan war doch immer noch die schwierige Situation mit Kate im Kopf. "Ja, sollten wir besser. Ich... ich will ja auch nicht, dass Kate auf uns schlecht zu sprechen ist. Also wenn du willst, wir stehen hinter dir!"