Holly war nachdem die Gruppe in das Hotel zurückgekehrt war, nicht mehr sonderlich lange aufgeblieben. Die junge Farmerin hatte sich noch ein wenig mit ihren Pokémon beschäftigt und sich letztlich auch für einen Namen für das Toxiped entschieden. Insgesamt betrachtet musste Holly zugeben, dass es ein sehr durchwachsener Tag gewesen war. Der Besuch bei Johnson, die Tatsache, dass Ethan einen Polizeichief bestochen hatte, ihr Arenakampf und dass Conchua ihr das Toxiped überlassen hatte und dann natürlich das Gespräch mit Kate. Holly hoffte, dass sie sich inzwischen wieder etwas gefangen hatte. Es war immerhin nicht darum gegangen, sie zu verletzen oder bloßzustellen. Als Holly am nächsten Morgen wach wurde, zeigte die Uhr, dass es wie üblich zu früh für das Frühstück war. Dementsprechend stand sie auf, machte sich soweit frisch, packte die letzten Sachen und begab sich letztlich nach draußen für ihren morgentlichen Spaziergang. Dieses Mal allerdings nur mit Lola. Das Snubbul hatte sich nach den letzten Tagen etwas gesonderte Aufmerksamkeit verdient.
Lou:
Lou blieb nach dem Gespräch mit Ethan noch eine ganze Weile lang wach. Zum einen weil sie sich natürlich Sorgen machte und zum anderen weil sie hoffte, dass sie mitbekam, wenn er zurück war. Mit zunehmender Stunde musste Lou allerdings einsehen, dass Ethan entweder noch nicht zurück war, was sie persönlich wirklich überrascht hätte, oder aber, was Lou für wahrscheinlicher hielt, dass sie nicht mitbekommen hatte, dass der junge Mann wieder da war. Da es spät war und sie ihn nicht wecken wollte, legte auch Lou sich letztlich schlafen und entschied sich dafür, zumindest am Morgen nach Ethan zu sehen, auch wenn dann vermutlich keine Zeit war, um richtig reden zu können.
Jakob war noch eine Weile wach, nachdem sie zurück im Hotel waren. Tausende Gedanken schienen ihm durch seinen Kopf zu gehen. Als sie nach Litora gekommen waren, war er der einzige gewesen, der fest vorgehabt hatte, Conchua herauszufordern. Nun da sie die Stadt wieder verließen, war er der einzige, der Conchua herausgefordert hatte und nicht ihren Orden errungen hatte. Er seufzte frustriert. Nicht, dass er Holly ihren Sieg nicht gönnte. Er sah, dass Holly gut war, dass sie Potential hatte und es freute ihn, dass sie das Kämpfen für sich entdeckt hatte. Jedoch fühlte er sich um seine Chance betrogen. Fast so, als wollte die Welt nicht, dass er seinen Traum verwirklichte. Und dann war dort Ethan. Ethan, der zwei Labor-Pokémon hatte, einfach, weil er er war. Und er hatte persönlichen Kampfunterricht bekommen. Jakob war klar, dass das ganz andere Voraussetzungen waren. Möglichkeiten, die Jakob nie hatte und die schwer auszugleichen waren. Und Lou. Da war noch Lou. Die Frau, für die er sich interessierte, die ihm aber klar gemacht hatte, dass sie nichts von ihm wollte. Er fragte sich, ob es besser gelaufen wäre, wenn er erfolgreicher gewesen wäre. Wenn er Conchua besiegt hätte und die Sache mit Charly nicht gewesen wäre. Der Teenager seufzte sehr tief. Irgendwann wachte er schließlich durch einen Weckanruf auf. Er fühlte sich miserabel und ein Blick in den Spiegel zeigte, dass er im Moment auch so aussah. Er ging unter die Dusche um sich zum Frühstück fertig zu machen. Schließlich zog er sich an und packte seine Sachen zusammen, um danach nach unten zum Frühstück zu gehen.
Holly rief nach ihrer Runde Lola zurück in den Ball. Das Snubbul hatte den Spaziergang genossen, war aber nicht sonderlich begeistert gewesen, dass das Toxiped nun für immer bleiben würde. Holly hatte ihrem Pokemon allerdings zugesichert, dass es sich keine Sorgen machen musste und zumindest schien Lola ihr das vorerst zu glauben. Die junge Farmerin begab sich letztlich nach drinnen zum Frühstück, wobei sie davon ausging, dass die anderen auch bald auftauchen sollten.
Lou:
Lou machte sich wie gewohnt fertig und kontrollierte dieses Mal zusätzlich, ob sie alles eingepackt hatte. Als es fast acht Uhr war, schaltete sie letztlich die Nachrichten ein, die tatsächlich reichlich unspektakulär waren. Manchmal wusste sie nicht, ob das gut war oder nicht doch eher beunruhigend. Die einzig andere Veränderung war, dass die Werbung vermehrt betonte, dass die Pokemon-Liga bald anstand. Lou seufzte und schaltete den Fernseher wieder aus, um zum Frühstück zu gehen. Draußen auf dem Flur hielt sie allerdings inne. Sie machte sich noch immer Sorgen um Ethan und auch wenn die Möglichkeit bestand, dass er vielleicht längst unten bei den anderen war, ging Lou zu seiner Zimmertür und klopfte.
Um acht klingelte Ethans AC-Phone. Er hatte das Gefühl, als hätte er sich gerade erst schlafen gelegt und streng genommen war auch genau das der Fall. Er spielte ernsthaft mit dem Gedanken, noch etwas liegen zu bleiben, verwarf diesen dann allerdings, einfach weil er dafür eigentlich keine Zeit hatte. Mit einem genervten Seufzen setzte er sich aus, schaltete Snooze-Funktion seines AC-Phones ab und fuhr sich kurz mit der Hand über das Gesicht, um sich anschließend in Richtung Bad zu begeben. Dort ging er duschen und verzichtete dabei auf einen Blick in den Spiegel - er konnte sie denken, wie er aussah. Während er sich gerade abtrocknete, klopfte es an der Tür. Mit einem Seufzen griff Ethan nach dem Bademantel, warf ihn sich über, band ihn zu und verließ das Bad, um zu der Tür zu treten. Durch den Spion sah er Lou, sodass er die Tür öffnete. "Guten Morgen", begrüßte er sie zugegebenermaßen nur ansatzweise wach.
Als Jakob unten in der Lobby ankam, sah er Holly gerade in Richtung des Hotelrestaurants gehen. Er schaffte es, sie am Eingang abzupassen und nickte ihr zu. "Guten Morgen", meinte er zu ihr und er musste kurz gähnen. "Wie hast du so geschlafen?"
Lou wartete einen Moment, da sie nicht wusste, ob Ethan nun da war oder sich gerade fertig machte, allerdings beantwortete sich diese Frage, als der junge Mann die Tür öffnete. "Guten Morgen", erwiderte das Mädchen und musterte ihn einen Augenblick. Lou fand, dass Ethan erstaunlich müde aussah. "Ich wollte nach dir sehen. Du weißt schon, wegen gestern. Ist alles in Ordnung? Du... du wirkst etwas fertig."
Holly
"Guten Morgen", erwiderte Holly. "Ganz normal. Ich war auch schon spazieren. Heute allerdings nur mit Lola. Sie ist die letzten Tage etwas kurz gekommen, da wollte ich das ein bisschen wieder gut machen." Jakob wirkte noch müde, aber das tat er oft. Der Gute brauchte früh am Morgen immer etwas länger, sodass Holly das ignorierte und sich stattdessen dem Büffet zuwandte.
Selbstverständlich sah Lou ihm die Müdigkeit an. Vermutlich hätte das sogar der Idiot geschafft. "Ich habe mich mit Kate in der Hotelbar getroffen", erwiderte er. "Sie wollte sich von dem großartigen Tag ablenken. Mit Cocktails." Er schüttelte skeptisch den Kopf und bereute diese Geste sofort. "Und das hat länger gedauert als erwartet."
Jakob machte sich mit Holly auf zum Buffet und holte sich als aller erstes einen Kaffee. "Ich habe heute irgendwie nicht so gut geschlafen", meinte er dann. "Ich bin gespannt, wie heute die Busfahrt wird."
"Das klingt nicht nach einer guten Idee", meinte Lou. "Mir hat mal jemand gesagt, dass man Probleme nicht ertränken kann, weil sie schwimmen können." Das Mädchen seufzte kurz. Zumindest erklärte es, wieso Ethan so fertig aussah. "Ich will nicht wissen, wann du zurück warst, oder?", fragte Lou dann nach, winkte aber im selben Moment ab. "Ist ja auch egal. Hat es wenigstens geholfen, dass du da warst?"
Holly:
"Wahrscheinlich ziemlich langweilig", meinte Holly mit einme Schulterzucken, während sie sich ihr Frühstück nahm. "Immerhin sitzen wir stundenlang in einem Bus. Ich bezweifle sehr stark, dass da irgendwas Interessantes passieren wird."
"Ich würde sagen, sie war nur gut angetrunken, aber nicht betrunken", erwiderte Ethan mit einem Schulterzucken. "Und ich habe keine Ahnung, wann ich zurück war. Ich habe mir den Wecker auf acht gestellt und bin dann ins Bett gegangen." Auf ihre letzte Frage hin nickte er. "Ich denke schon", sagte er dann. "Sie hat sogar über ein paar Dinge bezüglich Riccardo geredet." Er blieb vage und hoffte, dass Lou nicht nachfragen würde. "Aber mir kommt die Busfahrt sogar gelegen, weil ich dann ein wenig Schlaf nachholen kann."
Jakob nickte zustimmend und seufzte. Er suchte sich ein Brötchen und etwas Belag aus und machte sich auf zu einem der Tische. "Stimmt schon. Ich hoffe einfach, dass wir die Zeit rumbekommen..." Und er hoffte auch, dass Ethan und Lou nicht nebeneinander saßen.
"Wenigstens das", meinte Lou und nickte kurz. Ihr war klar, dass das die Situation nur bedingt besser machte. "Und wenn sie sich ein paar Sachen von der Seele reden konnte, dann hat es sich auch gelohnt." Natürlich war Lou neugierig, was Kate erzählt hatte, aber gleichzeitig war ihr klar, dass es unglaublich persönlich war und dass es definitiv ein Vertrauensbeweis war, dass sie es Ethan erzählt hatte. Auf seinen Kommentar bezüglich der Busfahrt nickte Lou. "Manchmal passt es eben", kommentierte sie. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass du nichts verpassen wirst."
Holly:
"Werden wir schon. Es ist bloß eine Busfahrt. Und es könnte echt schlimmer sein. Stell dir vor, wir müssten wieder laufen", versuchte Holly ein wenig positiv zu sein.
Ethan war durchaus dankbar darüber, dass Lou nicht nachfragte, aber er war sich nicht sicher, wie die anderen beiden reagieren würden, sodass er einen Moment zögerte und sich dann dazu entschied, Lou zu fragen. "Was soll ich den anderen erzählen?" Er seufzte. "Ich will nicht ins Detail gehen und ich bin mir nicht sicher, wie Jakob reagiert, wenn ich erzähle, dass ich mit Kate Cocktails getrunken habe."
Lou seufzte kurz und überlegte dann einen Moment. "Dann erzähl es nicht", meinte das Mädchen. "Ob du nun mit Kate was getrunken hast oder ob du nur telefoniert hast, ist doch im Endeffekt egal, wenn du einfach nur sagst, dass du nochmal mit ihr gesprochen hast und dass es lange gedauert hat. Dann kann auch Jakob nichts sagen, weil du ohnehin ihre Nummer hast." Lou sah kein wirkliches Problem. Es ging immerhin um das Gespräch an sich und nicht, wie es stattgefunden hat.
Holly:
"Bergauf dauert auch so länger, weil es ja keinen direkten Weg gibt. Der schlängelt sich ja meistens so. Das macht die eigentliche Strecke noch länger", bemerkte Holly, ehe sie sich ihrem Frühstück widmete. "Dann doch lieber der Bus."