"Sehr geehrte Fahrgäste", ergriff der Fahrer erneut das Wort, "das Abkühlen könnte etwas länger dauern als erwartet. Sie können gerne aussteigen, etwa zehn Minuten zu Fuß entfernt befindet sich ein Aussichtspunkt mit einem Kiosk. Sie können sich gerne dorthin begeben oder hier beim Bus bleiben. Selbstverständlich fahren wir erst dann wieder los, wenn alle wieder an Bord sind." "Und was macht er, wenn irgendein Idiot einen längeren Spaziergang macht und nicht wiederkommt?", fragte Ethan und griff mit einem Stöhnen nach seinem Rucksack. "Ich bleibe jedenfalls nicht in diesem Gestank."
Jakob griff ebenfalls nach seiner Tasche und stöhnte. "Ich hatte mir das Ganze ein wenig anders vorgestellt", meinte er an und drehte sich zu den anderen. "Dann... ein Hoch auf einen Spaziergang?"
"Vermutlich jemanden alarmieren oder so. Man sollte es ernst nehmen, wenn jemand in den Bergen verschwindet", vermutete Lou auf Ethans Frage hin. "Das ist besser als die Aussicht, hier noch länger festzusitzen", entgegnete Holly und streckte sich kurz als sie im Gang stand. "Sollen wir dann einfach hoch zu dem Aussichtspunkt?", wollte Lou anschließend wissen. "Das ist immer noch besser, als hier rumzusitzen." "Von mir aus. Vielleicht ist der Aussichtspunkt auch wirklich sehenswert", meinte Holly mit einem Schulterzucken.
Missmutig stieg Ethan aus dem Bus. Eigentlich hatte er doch nur schlafen wollen - war das wirklich zu viel verlangt? Draußen sah er sich kurz um, verfluchte gedanklich die für seinen Geschmack zu helle Sonne und folgte dann einigen Leuten, die bereits die Schilder entdeckt hatten, die den Weg zu dem Aussichtspunkt wiesen. Es handelte sich zumindest um einen halbwegs befestigten Weg, der nicht sonderlich steil bergauf ging und zu Ethans Erleichterung erreichten sie bereits nach knapp zehn Minuten den Aussichtspunkt. Bei diesem handelte es sich um einen gepflasterten Platz oberhalb der Straße, von dem aus mann eine durchaus nette Aussicht über die umliegenden Berge hatte. Es gab einige Picknickbänke, ein Informationsschild und einen kleinen Kiosk. Außerdem schien von dem Aussichtspunkt aus ein weiterer Weg, der allerdings eher einem Trampelpfad glich, in die Berge zu führen. Ein Schild erklärte, dass es sich dabei um einen etwa halbstündigen Rundweg handelte. Der Großteil der Reisegäste strömte selbstverständlich zu dem kleinen Kiosk und Ethan vermutete, dass der Besitzer den Umsatz seines Lebens machen würde. "Und was machen wir jetzt?", fragte er, während er sich ein Bett wünschte.
Jakob schaute zu den anderen und zuckte mit den Schultern. Es war zwar recht schön hier, aber der Teenager war sich trotzdem nicht sicher, was sie hier machen sollten. "Also ganz ehrlich? Ich fürchte, die müssen einen Mechaniker herholen. Dann dauert das noch durchaus länger als eine halbe Stunde..." Der Teenager schaute zu dem Trampelpfad und kratzte sich am Kinn. "Ich bin mir sicher, ein kleiner Spaziergang würde unseren Pokémon auch nicht schaden."
"Also ich hab eher wenig Motivation gerade", gab Holly zu. "Mich nervt es gerade, dass wir eine Zwangspause machen müssen und es keine Angabe gibt, wie lange das hier noch dauert." "Aber gerade dann ist doch etwas Ablenkung gut", entgegnete Lou. "Sind wir mal ehrlich: Das dauert wirklich noch. Ich glaube auch, dass Jakob da recht hat. Ich bin zwar kein Experte, aber der verdammte Motor hat geraucht. Der braucht allein bestimmt schon eine halbe Stunde um nur soweit abzukühlen, dass man da irgendein Teil drin anfassen kann." "Gut möglich", meinte Holly. "Klingt jedenfalls logisch. Meine Motivation hält sich trotzdem in Grenzen. Was ist deine Meinung dazu, Ethan?"
Ethan warf einen kurzen blick zu dem Rundweg und sah anschließend zu den Tischen und Bänken. "Ich bleibe definitiv hier", entschied er dann. "Ich bin zu müde, um irgendeinen Rundweg durch die Berge zu gehen." Er hob die Schultern. "Ihr könnt das gerne machen, ich warte dann einfach hier."
Jakob sah zu den anderen und schüttelte den Kopf. Ihm war es recht, wenn nur Lou für den Moment mitkommen würde. Vielleicht konnten sie sich noch einmal aussprechen, was den Korb anging, den Jakob von ihr bekommen hatte. Auch wenn es Jakob immer noch schmerzte. "Ich gehe auf jeden Fall", meinte er. "Aber ich kann euch schlecht zwingen, mitzukommen, wenn ihr keine Lust habt."
"Also ich bleibe auch", meinte Holly. "Ich hab keine Lust auf irgendeinen Rundweg." Lou zögerte tatsächlich einen Moment. So ganz alleine wollte sie eigentlich nicht mit Jakob gehen, aber sie konnte Holly nicht bitten, mitzukommen und einen Rückzieher konnte sie jetzt auch nicht machen, weil das genauso seltsam aussehen würde. "Ich werd gehen. Eine halbe Stunde ist doch nichts", meinte das Mädchen schließlich.
"Dann bis später", antwortete Ethan mit einem Schulterzucken, bevor er sich abwandte und zusammen mit Holly zu einem der Tische trat, um sich dort zu sezten. "Ich werde versuchen, nicht einzuschlafen", merkte er mit einem halb amüsierten, halb entschuldigenden Lächeln an. "Und wenn doch, weck mich. Ich kann nachher im Bus schlafen."
Jakob nickte Holly und Ethan zu. Er war ziemlich froh, tatsächlich die Zeit alleine mit Lou verbringen zu können. Er hatte ja fast vermutet, dass Lou doch noch einen Rückzieher machen würde, aber sie hatte sich dazu entschieden, mitzugehen. "Bis später dann", meinte er, bevor er mit Lou zusammen die Schritte in Richtung des Trampelpfads lenkte. Er griff nach seinen Pokébällen, um sowohl Siggi, als auch Pachira herauszulassen. Pachira wollte natürlich sofort loshuschen, aber der Teenager rechnete damit und schaute sie scharf an, bevor er lossprach. "Hört zu, Leute. Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang, kommt also mit Lou und mir mit."
"Mach dir deswegen keinen Kopf", meinte Holly zu Ethan und winkte ab. "Lou hat erzählt, dass du gestern lange wach warst, weil du nochmal mit Kate gesprochen hast. Es ist okay, wenn du heute zu fertig für irgendwas bist." Sie konnte sich im Zweifelsfall immer mit ihren Pokemon beschäftigen, sodass Holly da überhaupt kein Problem sah.
Lou
Lou entließ Caleb aus seinem Ball und das Sesokitz freute sich natürlich, sich endlich frei bewegen zu können. Auch die Aussicht auf einen Spaziergang gefiel dem Pokemon gut. Gut, angeblich musste er hier vorsichtig sein, aber Caleb macht sich da keine zu großen Sorgen, sondern folgte seiner Trainerin tänzelnden Schrittes auf den Weg,
Hollthan: "Es wäre trotzdem unhöflich", wandte Ethan ein und griff nach seinem Rucksack, um die Wasserflasche heraus zu holen und etwas zu trinken. Anschließend fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. "Wie hat das Toxiped den Trainerwechsel aufgenommen?"
Pachira lief zu Caleb und begrüßte das Sesokitz fröhlich. Jakob fand es tatsächlich angenehm, dass die beiden miteinander gut auskamen. So hatte Pachira immerhin einen Spielgefährten. Siggi war weniger begeistert von dem Spaziergang, eher missmutig lief er neben Jakob. "Na, sei mal nicht so niedergeschlagen, Kumpel. Immerhin können wir die Bewegung gebrauchen." Dann seufzte der Teenager und sah zu Lou. Er lächelte, sagte aber fürs Erste nichts.
"Ich bin jetzt nicht gerade für meine Höflichkeit bekannt", scherzte Holly. "Im Ernst. Wenn du deine Ruhe willst, dann beschäftige ich mich mit meinen Pokemon oder so. Du hast dir eine Pause mehr als verdient." Bei der Frage nach dem Toxiped musste Holly allerdings kurz lächeln. "Ganz gut, wenn du mich fragst. Ich weiß zwar nicht, was Conchua der Kleinen alles gesagt hat, aber sie hat sich nicht feindselig mir gegenüber benommen oder so", erzählte die junge Farmerin. "Die Namenssuche war ein bisschen schwierig, aber wir haben uns soweit geeinigt."
Lou
Lou sah Caleb und Pachira zu, während sie den Weg entlang lief. Es war überraschend, dass Jakob kein Gespräch suchte, aber sie würde sich darüber bestimmt nicht beschweren.