Als Ethan bemerkte, dass die anderen aufstanden, blieb ihm nichts anderes übrig, als es ihnen gleichzutun. Mit einem Seufzen erhob er sich von seinem Stein. "Wenn das nicht meine Freiwilligen sind", kommentierte Cordes, als sie zu ihnen getreten war. "Gestrandet?" "Chief Cordes", begrüßte Ethan sie mit einem kurzen Nicken. "Und ja, das trifft es ganz gut." Cordes erwiderte Ethans Nicken ebenso knapp. "Mr. Courtenay", stellte sie dann mit einer Spur Ironie fest. "Sie sehen so wach aus, wie ich mich fühle." "Vielen Dank", antwortete Ethan düster, war sich aber nicht sicher, inwiefern sie das nun ernst gemeint hatte - sowohl die Anrede als auch den Inhalt der Aussage. "Jedenfalls wisst ihr jetzt, dass die Busse für gewöhnlich noch zuverlässiger sind als unsere Polizeifahrzeuge", fügte sie hinzu.
Jakob nickte Cordes zu und lächelte, als sie die Gruppe begrüßte. "Chief Cordes", merkte er knapp an. "Es ist immerhin schön, Sie hier zu sehen, auch wenn das sehr ... unerwartet ist." Er schüttelte den Kopf und deutete auf den Bus. "Der bewegt sich heute auf jeden Fall nicht mehr. Wenn ich das richtig im Kopf habe... kommt in etwa drei Stunden ein Ersatzbus..."
„Du hast es richtig im Kopf“, meinte Holly zu Jakob, ehe sie wieder zu Cordes sah und dieser mit einem Nicken begrüßte. „Darf man fragen, was Sie hierher verschlägt?“, erkundigte sich Lou vorsichtig bei der Polizistin. Sie bezweifelte, dass Cordes gute Laune hatte. Schon hat nicht, wenn sie vermutlich schon den ganzen Tag unterwegs war.
"Ganz sicher nicht die schöne Aussicht", kommentierte Cordes auf Lous Frage hin. "Ich habe Urlaub genommen." Ethan entschied sich derweil, sich für den Moment zurückzuhalten. Er konnte den Chief nicht einschätzen, er wusste lediglich, dass Cordes ihn nicht mochte. Und in Anbetracht ihrer ständig guten Laune beruhte zumindest das auf Gegenseitigkeit.
Jakob sah kurz zu dem Polizeiwagen und dann wieder zu Cordes. Es war auf jeden Fall nicht offensichtlich, dass sie sich Urlaub genommen hatte, aber der Teenager wollte die Polizistin nicht darauf ansprechen. Stattdessen hatte er eine andere Idee. "Wohin sind Sie unterwegs, wenn ich das fragen darf?", meinte er auf die unschuldigste Art, die er im Moment hinbekam.
„Dafür, dass Sie Urlaub haben, sehen Sie aber sehr dienstlich aus“, bemerkte Holly ein wenig irritiert. Lou war ein wenig überrascht, dass ihre Begleiterin so direkt geworden war. Sie selbst hätte sich nicht unbedingt getraut, diesen Sachverhalt anzusprechen, obwohl sie ihn auch offensichtlich fand.
Cordes Miene blieb so düster wie eh und je. "Montu", sagte sie dann nur. "Und wenn ihr auf weitere dumme Fragen verzichtet, könnte ich mir überlegen, euch in meinen Wagen zu quetschen." Ethan sah den Chief skeptisch an. Es war offensichtlihc, dass sie nicht aus privatem Vergnügen heraus hier war und er fragte sich, ob das etwas mit Kates Kommunikationsnetzwerk zu tun hatte.
Jakob legte den Kopf schief und nickte dann. "Gut, das klingt nach einem Plan", meinte der Teenager und versuchte nicht zu grinsen. Immerhin hatte bisher immer Ethan auf den Beifahrersitz bestanden und das hieß, dass er sich mit Holly und vor allem Lou die Rückbank teilen konnte.
„Das wäre großartig“, meinte Lou. „Nach dem momentanen Stand der Dinge wären wir nämlich erst frühestens um neun in Montu.“ „Statt Fragen zu stellen, können wir Sie auch auf den neusten Stand bringen. Wir haben gestern versucht anzurufen, aber da war es offensichtlich zu spät“, meinte Holly dann.
"Meinetwegen", erwiderte Cordes mit einem Schulterzucken. Nachdem sie den Busfahrer darüber informiert hatten, dass sie nicht mit dem Bus weiterfahren würden, standen sie letztlich vor dem Polizeiwagen. Es handelte sich um einen ganz normalen Kombi und Ethan begann daran zu zweifeln, dass das wirklich die komfortablere Lösung war - zum einen sah das Auto in der Tat nicht sonderlich gut aus und zum anderen war es mit Sicherheit eng. Eng und warm, denn Ethan bezweifelte stark, dass das Ding eine Klimaanlage hatte.
Jakob schüttelte kurz den Kopf und stieg kurzerhand hinten rechts ein. Es war nicht gerade der komfortabelste Platz, aber immerhin kamen sie so schneller von diesem Ort. Allerdings musste sich Jakob wieder an die Fahrkünste von Cordes erinnern, also war er sogar froh, keine freie Sicht nach vorne zu haben.
Lou war klar, dass sie wahrscheinlich den wärmsten Platz abbekam, aber wenn die die Wahl hatte, dann zog sie es vor, zu schwitzen, statt noch Stunden im Nirgendwo festzusitzen. Lou setzte sich also in die Mitte, bevor Holly auf der linken Seite einstieg.
Sobald Ethan auf dem Beifahrersitz platzgenommen hatte, startete Cordes den Motor, der zumindest für Ethan doch eher protestierend klang. Anschließend gab der Chief Gas und schon nach den ersten Metern war Ethan klar, dass er in diesem Auto keinen Schlaf finden würde. Er griff mit der linken Hand nach dem Sitz und mit dem rechten nach dem Haltegriff an der Tür, während Cordes das Auto definitiv zu schnell durch die Serpentinen steuerte. "Ich höre", sagte Cordes nach einer Weile des schockierten Schweigens.
Jakob griff instinktiv nach dem Haltegriff an der Tür, als Cordes Gas gab. Er wünschte sich, einmal mit jemandem zu fahren, der ruhig und gelassen war. "Wenn ich mal mit dem Unwichtigen anfangen darf... Holly hat ihren Arenakampf gegen Conchua gewonnen. Und ich habe ein neues Pokémon, ein Eguana."
Lou unterdrückte das Bedürfnis, nach den beiden anderen zu greifen, auch wenn sie gerne etwas zum Festhalten gehabt hätte. Holly rollte kurz mit den Augen. Jakob hatte zwar gesagt, dass er mit dem Unwichtigen anfangen wollte, aber dass dann nur ihr Orden und das Eguana interessant waren und nicht etwa auch das Toxiped, zeigte gut, dass er deswegen noch immer beleidigt war. „Um mit etwas anzufangen, was wohl wichtiger ist: Ethan hat Rodriguez bestochen. Er hat uns dafür offiziell nach Montu geschickt. Angeblich wegen einer Spur bezüglich der gestohlenen Akten“, begann Holly ihre Erzählung.