"Du bist dir nicht sicher, ob die Handschuhe noch helfen?", meinte Holly ein wenig pikiert. "Du weißt schon, dass ich mein ganzes Leben mit Voltilamm zu tun hatte. Das sind Elektropokémon, soweit ich weiß." Die junge Farmerin schnaubte und begann, in ihrem Rucksack nach ihren Handschuhen zu suchen. "Ich werd dir beweisen, wie viel es ausmacht", erklärte sie dann. "Im Gegensatz zu dir, stört mich ein bisschen Strom nämlich nicht."
Jakob zuckte mit den Schultern und machte eine einladende Geste. "Bitte, du darfst es gerne versuchen. Aber wenn Magniro nicht will, dann will er nicht", meinte Jakob und schüttelte den Kopf. "Ich meinte ja auch, dass die Handschuhe nichts bringen, wenn er mit Funken sprüht."
"Und ich will dir zeigen, dass sie trotzdem nützlich sind", meinte Holly und streifte sich die Handschuhe über, ehe sie zu dem Eguana trat und sich hinhockte. "Komm mal her. Wir wollen Jakob mal was zeigen, okay?" Die junge Farmerin war auch tatsächlich neugierig auf das kleine Pokémon. Immerhin hatte sie so eins noch nie gesehen.
Als der Idiot das Elektro-Pokémon mit "Magniro" ansprach, gab es ein - zumindest in Ethans Ohren - zufriedenes Zwitschern von sich. Anschließend richtete es seine Aufmerksamkeit auf Holly, die mit den Handschuhen auf das Eguana zukam. Sichtlich misstrauisch sah das Pokémon zu und ließ sich dann mit einem widerstrebenden Fauchen hochheben. Auf Funken schien es allerdings zu verzichten. Zumindest vorerst. "Hoffen wir, dass du damit besser zurechtkommst als mit Coulomb", merkte Ethan an den Idioten gewandt an.
Jakob sah interessiert Holly zu und nickte. "Ja, sie sind nützlich. Ich... soll mir also am besten auch welche zulegen, richtig?" Der Teenager wandte sich dann an Ethan und nickte. "Ja, ich hoffe, ich bekomme das hin. Wäre doch gelacht, wenn das nicht gehen würde." Dann wandte sich Jakob zu seinem neuen Elektro-Pokémon und sah es sich genau an, während es in Hollys Händen war. "Das ist ganz schön viel auf einmal für dich, oder kleiner Kumpel?"
"Die können dir am Anfang vermutlich etwas mehr Sicherheit geben", meinte Holly, während sie das kleine Echsenpokemon musterte. "Und irgendwie putzig ist es auch." Dass das Eguana skeptisch war, störte Holly nicht. Es würde früh genug merken, dass sie nichts Seltsames tat und sich dann vermutlich beruhigen.
Ethan war durchaus überrsacht über die Selbsticherheit des Idioten, aber er war nun einmal so, das hatte Ethan mittlerweile gelernt. Magniro schien derweil genug davon zu haben, von Holly festgehalten zu werden, denn es begann, sich unruhig in ihrem Griff hin und her zu bewegen. "Ich glaube, dein neuer Kumpel hätte gerne wieder Boden unter den Füßen", stellte Ethan das Offensichtliche fest und seufzte dann. "Bezüglich unseres Bus-Problem hilft uns das allerdings auch nicht weiter."
Nachdem Holly Magniro wieder herunter gelassen hatte, rief Jakob das Pokémon in seinen Ball zurück. "Nein, vermutlich nicht. Ich glaube kaum, dass ein Elektro-Pokémon einen rauchenden Motor reparieren kann." Jakob setzte sich auf die Bank und holte seine Cola heraus, um ein wenig zu trinken. "Dann heißt es jetzt wohl einfach abwarten."
"Wir sollten trotzdem mal nachsehen gehen", meinte Holly, während sie sich die Handschuhe wieder auszog. "Schaden kann es jedenfalls nicht." "Es wäre jedenfalls schön zu wissen, wie es jetzt weitergeht", stimmte Lou zu. Sie konnte sich auch etwas Besseres vorstellen, als auf einem Bergweg festzusitzen.
Nach der kurzen und nur bedingt erfolgreichen Vorstellungsrunde für das neue Pokémon des Idioten kehrten sie zu dem Bus zurück, der noch immer neben der Straße stand. Aus dem Motor drang derweil kein eindeutiger Rauch mehr, aber er schien zumindest noch immer leicht vor sich hin zu qualmen. Der Busfahrer war gerade dabei, mit einem antiken AC-Phone zu telefonieren. Als er sie kommen sah, hob er kurz die Hand, um ihnne zu bedeuten zu warten. Erst als er kurze Zeit später das Telefonat beendet hatte, trat er zu ihnen. "Was kann ich für Sie tun?", fragte der Mann betont höflich und ärgerte Ethan damit automatisch. "Wir warten seit fast einer Stunde", stellte Ethan fest. "Ich fürchte, Sie werden noch etwas länger warten müssen, ich habe einen Ersatzbus angefordert", antwortete der Fahrer. "Sie können damit rechnen, dass dieser etwa in vier Stunden hier ist." "In vier Stunden?", wiederholte Ethan halb irritiert, halb verärgert. "Ja, er muss von einer anderen Strecke abgezogen werden und erst herkommen", erklärte der Mann. "Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich muss den anderen Passagieren Bescheid geben." Ethan seufzte schwer und ließ sich auf dem erstbesten Felsen nieder, der sich in der Nähe befand. Der Tag nahm großartige Formen an - er hatte doch nur sein Schlafdefizit im Bus nachholen wollen. Aber nein, stattdessen strandeten sie für vier Stunden in den Bergen. Und ganz abgesehen davon war ihm klar, dass ein Taxi, selbst wenn er das jetzt sofort rufen würde, auch um die drei Stunden brauchen würde und diese eine Stunde Unterschied war letztlich auch egal.
Jakob wartete, bis der Busfahrer außer Hörweite war und schüttelte dann den Kopf. "Im Ernst, vier Stunden? Und dann brauchen wir doch nochmal ein ganze Weile bis Montu... zwei oder drei Stunden, oder?" Der Teenager schüttelte noch einmal mit dem Kopf. "Also entspannt ist die Reise auf jeden Fall nicht."
Holly unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Sie musste Jakob recht geben. Es war beschissen und sie hatte dezent keine Lust mehr. „In vier Stunden ist der Bus erst hier. Von hier aus sind es nochmal zwei Stunden bis Montu... Das heißt, wenn alles glatt geht... ohje... Wenn alles gut geht, ist es neun, wenn wir ankommen“, rechnete Lou nach, wobei sie alles andere als zufrieden mit dem Ergebnis war. „Große Klasse“, meinte Holly mürrisch. „Klingt, als ob es super einfach wird, eine Bleibe zu finden.“
Die Begeisterung der anderen hielt sich ebenfalls in Grenzen und als sie auch eine Stunde später noch an der Straße saßen, spielte Ethan ernsthaft mit dem Gedanken, zurück zu dem Aussichtspunkt zu gehen, einfach um an den dortigen Tischen zu schlafen. Fest stand für ihn nur, dass er in nächster Zeit keine Buslinien mehr nutzen würde. Während er gerade einen Schluck Wasser trank, hörte er das Geräusch eines näher kommenden Autos. Alle paar Minuten fuhr irgendwer an dem Bus vorbei und niemand schien sich dafür zu interessieren, dass ein Bus in der Gegend herumstand, sodass Ethan mittlerweile annahm, dass so etwas häufiger passierte. Bei dem Auto, das sich dieses Mal näherte, handelte es sich allerdings um einen Polizeiwagen, der tatsächlich langsamer wurde, rechts blinkte und schließlich anhielt. Ethan vermutete eine Fahrzeugkontrolle und auch wenn ihn das eigentlich nicht interessierte, was es doch das einzig Interessante, das überhaupt passierte. Er sah zu, wie sich die Tür öffnete und eine Polizistin aus dem Auto stieg. Erst als diese sich umdrehte und dem Bus zuwandte, kam Ethan nicht umhin, sie irritiert anzusehen. "Was zum Nocryph macht Cordes hier?", fragte er dann die anderen. Bevor diese allerdings antworten konnten, schien der Chief sie bemerkt zu haben, denn sie wandte sich von dem Bus ab und kam auf sie zu.
Jakob war äußerst erstaunt, als tatsächlich Chief Cordes aus dem Polizeiwagen stieg. Der Teenager starrte sogar einen Moment lang ungläubig, bevor er dann schließlich Haltung annahm. "Das würde ich auch gerne wissen", meinte Jakob zu den anderen als sie noch näher kam. "Davon hat sie nichts gesagt, oder?", wandte er sich an Holly.
„Jedenfalls nicht, als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe“, erwiderte Holly auf Jakobs Frage. „Das ist auf jeden Fall eine Überraschung.“ „Ich bin auch mal gespannt“, meinte Lou und stand schließlich auch auf. Sie wollte den Chief jedenfalls nicht im Sitzen begrüßen.