Ethan kam nicht um ein leicht genervtes Seufzen umhin, als Lou Magniro erwähnte. Auch wenn sie die Sache geklärt hatten, störte sie ihn noch immer. "Ich nehme mal stark an, Insendio ist kein Rockstar", merkte er dann an, bevor er mit den Schultern zuckte. "Und ja, ich bin definitiv für ein Flugzeug - ich steige nie wieder in einen Bus, der durch die Berge fährt. Eher gehe ich zu Fuß." Er schnaubte. "Das dauert in etwa genauso lang."
"So war das nicht gemeint", verteidigte sich Lou. "Also gut, ein bisschen vielleicht, aber eigentlich wollte ich gerade darauf hinaus, dass Insendio in dem Ruf steht ziemlich, rücksichtslos zu sein. So von wegen: Wenn man mit dem Feuer spielt, dann brauch man sich nicht wundern, wenn man sich verbrennt. Und ja, das war ein Wortspiel, weil er Feuer-Pokemon trainiert. Wie sehr das genau stimmt, weiß ich nicht... Immerhin hab ich ihn nie getroffen, aber irgendwie hört man auch nicht viel davon, dass er groß in der Stadt unterwegs ist oder so. Jedenfalls nicht so, wie beispielsweise Conchua, die eben mal zum Surfen geht." Bei Ethans Kommentar, dass er nie wieder Bus fahren würde, sondern im Zweifelsfall lieber zu Fuß gehen würde, musste das Mädchen tatsächlich kurz lachen. Wenn so eine Bemerkung von Ethan kam, dann zeigte das erstrecht, wie schlimm diese Reise gewesen war. Und sie selbst war dabei gewesen. "Ich weiß nicht, wie gut man von hier nach Grital kommt, aber es kann nicht schlimmer sein als von Litora aus. Jedenfalls glaube ich das nicht. Allerdings weiß ich aus Erfahrung, wie leicht man von Grital nach Inito kommt. Und umgekehrt natürlich auch. Ich bin im Grunde nur so gereist, um Oma zu besuchen", erzählte sie dem jungen Mann.
"Okay...", erwiderte Ethan ein wenig zögerlich. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich gegen Insendio kämpfen möchte. Das klingt nicht nach... sicheren Kämpfen." Er hob die Schultern. "Und die Kämpfe machen ja nur deshalb Spaß, weil sie sicher sind..." Ethan winkte ab. Es war schließlich rein hypothetisch und es war nicht gesagt, dass er überhaupt jemals nach Grital reisen würde. "Im Notfall bezahle ich die Flugtickets", beantwortete er dann ihre Überlegung bezüglich der Reise nach Grital. "Ich tu mir keine weitere Busfahrt an."
"Also theoretisch müssen die Kämpfe sicher sein, oder? Immerhin ist er ein offizieller Arenaleiter und er macht den Job auch schon seit ein paar Jahren... Wenn es nicht sicher wäre, dann hätte er mit Sicherheit Schwierigkeiten bekommen... Vielleicht sollten wir nachher Jakob fragen. Der kennt doch gefühlt die Lebensläufe der Arenaleiter auswendig", meinte Lou dann und hob kurz die Schultern. Sie selbst hatte wirklich nur Gerüchte gehört und an solchen konnte immerhin alles und nichts dran sein. "Die Busfahrt hat dich echt mitgenommen, oder? Normalerweise ist es echt nicht so schlimm und eigentlich ganz angenehm, so zu reisen... Wobei ich zugeben muss, dass das Flugzeug noch angenehmer und vor allem schneller ist. Was das Tempo angeht, ist es echt nicht zu überbieten. Und ganz im Ernst? Ich bin mehr als dafür, dass wir nach Grital gehen. Zumindest, wenn die Zeit es auch zulässt", meinte das Mädchen dann. Ihr persönlich gefiel Inito zwar besser, aber in Grital konnten sie potentiell ein paar Punkte von Ethans Liste abarbeiten und das war in ihren Augen ein guter Grund, um zu gehen.
"Theoretisch", wiederholte Ethan da sin seinen Augen ausschlaggebende Wort in Lous Aussage. "Ich frage Jakob bei Gelegenheit mal", stimmte er dann allerdings zu, weil es letztlich nicht schaden konnte. "Aber wenn er das bestätigt... Verzichte ich auf den Kampf." Als Lou die Busfahrt ansprach, schnaubte er halb amüsiert, halb genervt. "Wir saßen den halben Tag in den Bergen fest und ich will nicht wissen, wie lange das gedauert hätte, wenn Cordes nicht vorbeigekommen wäre", merkte er dann für den unwahrscheinlichen Fall an, dass Lou das vergessen hatte. "Und was Grital angeht... ich nehme an, du willst deinen Vater besuchen?"
"Ich hab mich nie weiter mit dem Thema beschäftigt, um ehrlich zu sein. Bitte entschuldige, falls dich die Sache mit den Gerüchten jetzt verunsichert hat... Das war nicht mein Ziel. Ich wollte ursprünglich nur darauf hinaus, dass wir es zum Glück mit echt netten Arenaleitern zu tun hatten und haben", meinte Lou dann ein wenig getroffen. Immerhin wollte sie Ethan nicht den Spaß am Kämpfen nehmen. Schon gar nicht, wo ihm erst seit Kurzem klar war, dass es ihm überhaupt Spaß machte. "Ich sagte 'normalerweise'. Das war definitiv keine normale Busfahrt. Und ganz im Ernst? Ich war noch nie so froh, Cordes zu sehen", musste das Mädchen zugeben. Als Ethan allerdings seine Vermutung anstellte, weshalb sie nach Grital wollte, schüttelte Lou den Kopf. Ein Besuch bei Tim war definitiv nicht der ausschlaggebende Grund. "Nein. Es wäre nicht einmal sicher, ob Tim wirklich da wäre. Immerhin muss er arbeiten", meinte das Mädchen. "Ich hatte eher im Kopf, dass Grital einige Möglichkeiten bietet, um ein paar Punkte auf einer gewissen Liste abzustreichen und außerdem hätte ich dir und den beiden anderen gerne gezeigt, wo ich herkomme. Wenn es sich anbieten würde, hätte ich euch auch Clarissa und Nicolette vorgestellt."
"Schon okay", wandte Ethan eilig ein, als er bemerkte, dass Lou aus irgendeinem Grund betroffen wirkte. "Wahrscheinlich sind das nur die Gerüchte von irgendwelchen frustrierten Herausforderern, die verloren haben." Als Lou allerdings die Liste erwähnte, hob er halb verlegen, halb hilflos die Schultern, weil ihm die Sache immer noch irgendwie peinlich war. Zumindest etwas. "Ja... da bieten sich vermutlich einige Möglichkeiten", bestätigte er dann den Vorschlag. "Und vielleicht ergibt sich ja für Jakob eine neue Schwärmerei", fügte er dann amüsiert hinzu. "Wenn du ihm gleich zwei Freundinnen von dir vorstellst..."
"Gut möglich. Ich weiß nicht einmal sicher, ob ich irgendwen kenne, der Insendio beim ersten Versuch besiegt hat...", meinte Lou daraufhin. Sie wusste von Leuten, die verloren hatten, aber Lou hatte sich nie wirklich umgehört wie es in den anderen Jahrgängen ausgesehen hatte oder wie oft jemand es tatsächlich versucht hatte. "Es gibt einige Möglichkeiten. Bei Grital gibt es einen Freizeitpark, den man beispielsweise besuchen könnte. Videospiele könnte man abhaken oder den potentiellen Club-Besuch", erzählte sie dem jungen Mann anschließend. Als Ethan allerdings erwähnte, dass Jakob sich in eine ihrer Freundinnen vergucken konnte, musste Lou kurz lachen. "Wenn dem so ist, dann hat er bei Nicolette definitiv schlechte Karten, befürchte ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihr Typ wäre. Bei Clarissa? Vielleicht. Nico und ich sind nie ganz dahintergestiegen, was Clarissa nun süß findet und was nicht. Sie sagt, es gibt ein System , ich bin mir da nicht so sicher", erklärte Lou und hob schließlich die Schultern.
Ethan entschied sich dazu, das Insendio-Thema mit einem Nicken zu quittieren und anschließend ruhen zu lassen, es hatte schließlich keinen Zweck, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. "Ja, der Club... Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das wirklich gut finden werde, aber ich sollte es zumindest probiert haben, oder?", stellte er dann eine doch eher rhetorische Frage. "Und nach dem Wasserrutschenpark ist der Freizeitpark ja zumindest nur noch ein kleiner Schritt." Als Lou dann aber allen Ernstes über den Geschmack ihrer Freundinnen philosophierte, war sich Ethan nicht sicher, ob er diesbezüglich wirklich Details wollte. Irgendwie wirkte das auf ihn eher wie... eine Angelegenheit, die Frauen unter sich besprachen. "Vielleicht hat er ja Glück", merkte er deshalb an, bevor er amüsiert hinzufügte: "Und wir alle auch, weil wir dann keine Eifersuchtsanwandlungen mehr ertragen müssen."
"Wenn wir das umsetzen, dann suchen wir uns defintiv auch einen Club, wo man sich nicht gegenseitig auf die Füße tritt", meinte Lou. "Eine volle Tanzfläche ist eine Sache, aber nicht atmen zu können, eine ganz andere. Außerdem muss man sich überlegen, was für eine Musikrichtung man dann natürlich hören will." Lou war selbst kein all zu großer Fan davon, in einen Club zu gehen, aber hier ging es nur um einen Besuch, damit Ethan erleben konnte, ob er nun etwas verpasste oder nicht. Und da sie bezweifelte, dass er auf einmal Gefallen an Techno-pop finden würde, machte sich Lou darüber keine Sorgen. "Wobei ein Wasserpark und ein Freizeitpark schon unterschiedliche Dinge sind. Wenn dir aber der Wasserpark Spaß gemacht hat, dann ist die Chance hoch, dass dir der Freizeitpark auch Spaß macht", prophezeite das Mädchen mit einem Grinsen, ehe es amüsiert über Ethans letzte Äußerung schnaubte. "Keine Eifersuchtsszenen mehr wären echt nett, aber ein Jakob, der vor Sehnsucht fast zerfließt, könnte auch sehr, sehr anstrengend werden."^
Holly:
Nach einer gefühlten Weltreise hatten Jakob und sie endlich den Einkauf erledigt und auch die anderen Informationen eingeholt. Holly fand es ein wenig umständlich, sich in Montu zurecht zu finden, aber zum Glück waren sie nicht all zu weit von der Wohnung entfernt gewesen. "Wir sind zurück!", deklarierte die junge Farmerin, wahrscheinlich unnötigerweise, als sie die Wohnung betraten. "Ich hoffe ihr habt schon Hunger, weil ich möchte direkt mit dem Kochen anfangen, wenn es soweit okay ist."
Jakob fand die Zeit mit Holly zu verbringen zwar nicht unangenehm, aber er stellte schnell fest, dass er Montu als eine anstrengende Stadt empfand. Er mochte in diesem Zusammenhang Litora deutlich mehr. So war er froh, dass Holly und er schließlich wieder in der Ferienwohnung angekommen waren und schnaufte einmal durch. "Ich kann auf jeden Fall etwas vertragen nach dem Einkaufen", meinte er, während er die Einkäufe mit Holly in die Küche trug. Dann aber bemerkte er, wie Ethan und Lou auf dem Sofa saßen und schüttelte den Kopf. Eigentlich sollte es ihn weder überraschen noch irgendetwas bei ihm auslösen, trotzdem fühlte er wieder leichte Eifersuchtsgefühle in ihm aufsteigen. Noch konnte er sie im Zaum halten, doch die Sache mit Alois hatte ihn irgendwie bestätigt, dass er auf Lou aufpassen sollte. "Und ihr? Habt ihr euch schon gut eingelebt?"
"Ich habe auch kein Problem damit, demnächst etwas zu essen", erwiderte Ethan, als Holly und der Idiot zurückgekommen waren und Holly nach dem Essen fragte. Tatsächlich hatte er vorgehabt, Holly zu fragen, ob man ihr helfen konnte, aber bevor er dazu kam, stellte der Idiot eine seiner glorreichen Fragen. Ethan verkniff sich irgendeinen Kommentar, der die Eifersucht des Idioten hervorgerufen hätte und beschränkte sich auf eine normale Antwort. "Ich habe zumindest schonmal meine Sachen ausgepackt, ja." Dann wandte er sich eher an Holly als an den Idioten. "Habt ihr irgendetwas Interessantes erfahren?"
(SL: Anfänger-Turnier [max. 2 Orden] am Mittwoch, Wettbewerb [Anfänger bis Fortgeschrittene mit max. 2 Bändern] Samstag. Anmeldefrist für Turnier läuft bis kurz vorher, solange Plätze frei sind; Anmeldefrist für Wettbewerb läuft Mittwoch aus.)
"Willkommen zurück ihr zwei", begrüßte auch Lou die anderen. "Und wenn du mit einleben meinst, dass ich auch hier Nachrichten gucke, dann ja." Sie verstand Jakobs Problem gerade nicht. Ethan und sie saßen lediglich auf dem Sofa, aber für Jakob war das aus irgendeinem Grund der Anlass dafür, den Kopf zu schütteln. Jedenfalls nahm Lou das an, weil die Geste gekommen war, nachdem er sie und Ethan bemerkt hatte. "Haben wir tatsächlich", bestätigte Holly aus der Küche, während sie diverse Dinge in den Kühlschrank und die anderen Schränke verstaute. "Am Mittwoch ist ein Anfängerturnier für Leute mit maximal zwei Orden. Anmeldung ist im Grunde so lange wie es Plätze gibt. Und am Samstag ist ein Wettbewerb, wo die Anmeldung allerdings nur bis Mittwoch geht. Da dürfen auch Leute mit mehr Erfahrung mitmachen, allerdings haben die eine Grenze von zwei Bändern."
Jakob seufzte kurz und schüttelte den Kopf. "Ich habe vor, an dem Turnier teilzunehmen. Oder haltet ihr das wieder für eine schlechte Idee?", meinte Jakob vorsichtig, als er merkte, dass er defensive Antworten von Ethan und Lou bekam. Offensichtlich hatten sie etwas bemerkt und das empfand Jakob immerhin als so peinlich, dass er das Thema wechseln wollte.
Ethan bemerkte, dass der Idiot das Thema sehr schnell fallen ließ und wenigstens das war angenehem. Vermutlich hatte selbst der Idiot bemerkt, dass sein Kommentar nicht nur unangemessen, sondern auch albern gewesen war. "Ich denke, ich werde es auch mit dem Turnier versuchen", erwiderte Ethan mit einem Schulterzucken. Immerhin war das ein weiterer Punkt auf seiner Liste, den er damit abhaken konnte. "Es bietet sich ja gewissermaßen an."