Jakob nickte und kratzte sich erneut am Hinterkopf. Einerseits hatten sie so Zeit, um zu trainieren und sich auf diverse Kämpfe vorzubereiten. Andererseits fand es Jakob nicht sehr beruhigend, nichts zu tun zu haben. "Gut... das können wir tun."
Holly war nicht sonderlich davon begeistert, dass es nicht viel zu tun gab, aber in anbetracht der Umstände, war das wirklich die einzige Alternative. "Sie können sich auf uns verlassen", meinte die junge Farmerin dann diplomatisch. Immerhin wollte sie sich in Gegenwart von Watanabe nun doch etwas zusammenreißen. Auch Lou nickte zustimmend. Nur weil es nichts zu tun gab, würden sie nicht faul sein. Immerhin wollten die anderen potentiell an einem Turnier teilnehmen und dementsprechend würde sie die anderen beim Training unterstützen. Außerdem hatte ihnen Riccardo ohnehin gerarten, den Kopf unten zu halten.
Watanabe nickte kurz. "Wenn es sonst nichts weiter zu besprechen gibt...", sagte sie dann und ließ den Satz unvollendet. Ethan nahm an, dass das die höfliche Variante dafür war, dass sie weiterarbeiten wollte. Allerdings fiel ihm doch noch etwas ein. "Eine letzte Sache noch", warf Ethan ein, "kennen Sie Captain Baker?" "Captain Baker?", wiederholte Watanabe und wirkte ein wenig überrascht. "Natürlich kenne ich ihn." "Als man uns an Sie verwiesen hat, fiel auch Bakers Name", erklärte Ethan seine Frage, obwohl Watanabe nicht nachgehakt hatte. "Halten Sie es für sinnvoll, ihn zu kontaktieren?" Watanabe schien kurz über die Frage nachzudenken. "Wenn Sie Ihrer Quelle trauen, könnte das nützlich sein, er hat viel Einfluss hier in Montu, es ist denkbar, dass er Harpers Nachfolger wird", antwortete der Captain dann. "Er ist in der Hauptwache stationiert, das ist ein ganzes Stück von hier entfernt."
Jakob nickte. Das, was Captain Watanabe erzähte, klang erneut nach guten Neuigkeiten. Wenn Captain Baker tatsächlich in Montu irgendwann die Polizei leiten würde, war das für die Stadt sicherlich zum Vorteil. Dann sah er die anderen kurz an. "Abgesehen davon fällt mir nichts weiter ein."
Holly musste Ethan wirklich lassen, dass er schnell mitgedacht hatte. Wenn es so nicht viel zu tun gab, dann war Baker vielleicht ihre beste Option, um nicht tatenlos zu bleiben. "Danke für den Hinweis", antwortete sie der Polizistin möglichst höflich. "Wir mussten schon feststellen, dass man weitere Strecken nicht unbedingt zu Fuß laufen sollte." Lou musste zugeben, dass es vielversprechend klang, dass Baker potentiell der neue Chief werden konnte. Das sprach jedenfalls für den Captain. Allerdings wussten sie inzwischen auch, dass das nichts bedeuten musste. Johnson war auch für den Posten des Chiefs vorgesehen gewesen, nur um dann zusehen zu müssen, wie Rodriguez die Stelle bekommen hatte. Sie hoffte einfach, dass der Captain sich dennoch als guter Kontakt herausstellten würde. Laut Watanabe hatte er jedenfalls eine Menge Kontakte und in Lous Augen war das definitiv schon einiges wert.
"Gerne", erwiderte Watanabe höflich wie immer. "Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mich über den Ausgangs des Gesprächs mit Baker informieren würden. Seine Unterstützung könnte nützlich sein." "Das werde wir", bestätigte Ethan mit einem Nicken. "Danke sehr", antwortete der Captain und stand auf. "Viel Erfolg und auf Wiedersehen." Nach einer kurzen - wie erwartet höflichen - Verabschiedung verließen sie letztlich die Wache und blieben auf dem Platz davor stehen. "Erst Baker oder erst die Anmeldung für das Turnier?", fragte Ethan letztlich nach.
Jakob streckte sich, als sie das Revier verließen. Er war der Meinung, dass das Gespräch mit Watanabe sehr gut abgelaufen war. Er sah zu Ethan und zuckte leicht mit den Schultern. "Kommt darauf an würde ich sagen. Baker ist wichtiger, aber wenn wir die Anmeldung auf dem Weg erledigen können, würde ich das machen."
"Aber wirklich nur, wenn es auf dem Weg liegt", meinte Holly auf Jakobs Aussage hin. "Ansonsten finde ich das Gespräch mit Baker wichtiger. Hattest du nicht auch den Zettel als letztes? Dann können wir das doch überprüfen." "Ich bin auch dafür, dass wir uns zuerst mit dem Captain befassen", stimmte Lou anschließend zu. Je früher sie ihn trafen, desto eher wussten sie auch, ob er ihnen weiterhelfen konnte oder nicht. "Was wollen wir ihm eigentlich sagen? Darüber sollten wir uns eventuell auch Gedanken machen."
"Wenn wir zuerst zur Hauptwache gehen, haben wir auf dem Weg noch genug Zeit, um uns darüber Gedanken zu machen", merkte Ethan mit einem Schulterzucken an. "Die Wache ist in der Nähe der Arena, von hier aus laufen wir da über eine Stunde hin. Oder wir nehmen ein Taxi..." Er schnaubte. "Ich will nicht wissen, was wir am Ende unseres Aufenthalts für Taxis ausgegeben haben..."
Jakob schnaubte und schüttelte den Kopf. "Gut, also zuerst zu Baker." Er seufzte, da er nicht wirklich Lust hatte, den ganzen Weg zu laufen. Schon bei dem Gedanken hatte er das Gefühl, aus der puste zu kommen. "Das will ich auch nicht wissen", meinte der Teenager dann. "Bei der ganzen Fahrerei kommt schon was zusammen. Wenn einer von uns den Führerschein hätte, könnte man ja schon fast darüber nachdenken, ein Auto zu mieten."
"Oder zumindest ein Wochenticket für die Öffentlichen", schlug Holly vor, war aber von ihrer eigenen Idee nicht sonderlich angetan. "In der Stadt sollten die Busse zumindest zuverlässiger sein." "Theoretisch oder praktisch?", meinte Lou zu Holly. Sie bezweifelte, dass sich die Zuverlässigkeit der Öffentlichen in Montu anders verhielt als in Grital oder anderen großen Städten. "Woher weißt du, dass keiner von uns den Führerschein hat?", fragte das Mädchen Jakob schließlich. "Also gut, bei mir dürfte das klar sein, aber ich weiß nicht, wie das bei dir und Holly aussieht. Ethan kann jedenfalls fahren."
"Ethan kann... was?" Der Teenager sah überrascht zwischen Lou und Ethan hin und her. "Und woher weißt du das?" Immerhin bedeutete das, dass die beiden mehr Zeit miteinander verbrachten als mit Holly und ihm. Immerhin hatte Ethan das noch nicht erzählt. Jakob sah den reichen Jungen noch einmal etwas direkter an. Zwar hatte er ein schlechtes Gefühl in der Magengegend, dass ausgerechnet Lou das wusste, aber immerhin war seine scherzhafte Bemerkung jetzt ein möglicher Vorschlag. "Und was spricht dann dagegen, uns doch ein Auto zu mieten? Dann müssten wir uns nicht immer zu dritt auf die Rückbank quetschen."
Lou sah Jakob irritiert an. War das wirklich wieder eine von seinen Anwandlungen? Sie hoffte nicht. "Ethan hat es mal erwähnt, als wir uns unterhalten haben", antwortete sie dem jungen Mann schließlich. "Ich versteh die Frage nicht, ehrlich gesagt." "Unabhängig davon, dass Jakob überrascht davon ist, dass wir uns nicht immer alle zu viert unterhalten", begann Holly dann und sah zu Ethan, "ist doch die Frage, wie du den Vorschlag siehst."
Ethan sah den Idioten skeptisch an, als dieser damit begann, mit Lou über ihn zu reden, als wäre er gar nicht anwesend. In Ethans Augen musste der Idiot seine anstrengenden Eifersuchtsanwandlungen dringend in den Griff bekommen... "Die Idee ist gar nicht so schlecht", musste er dann aber zugeben, als Holly zu bemerken schien, dass er tatsächlich noch immer anwesend war. Anschließend griff er nach seinem AC-Phone und suchte nach der nächst gelegenen Autovermietung. "Etwa fünf Minuten von hier gibt es eine Enterprise."
Jakob nickte dann und sah noch einmal zu Lou. Wenn sie sich aufgeteilt hatten, war er meist zusammen mit Holly unterwegs gewesen. Eigentlich war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass sie Dinge über Ethan wusste, die die beiden nicht wussten. Er versuchte, das Gefühl von Eifersucht abzuschütteln, als er zu Ethan sah. "Gut, dann ist das unser nächstes Ziel und dann zu Baker?" Der Teenager lächelte ein wenig gequält. "Aber gut zu wissen, dass du fahren kannst."