"Das stimmt natürlich", musste Lou zugeben. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass Magniros Hilfe nicht willkommen wäre. Holly sah derweil skeptisch zu Jakob, wobei sie kritisch eine Augenbraue hob. Sie hatte durchaus das Gefühl, dass der junge Mann gerne einmal vergaß, was eigentlich ihr Ziel war. "Dann sollten wir am besten keine Zeit mehr verlieren, oder?", meinte die junge Farmerin schließlich. Sie konnte darauf verzichten, Jakob auf sein Verhalten hinzuweisen, so lange dieser sich gleich wieder fing.
Jakob nickte. "Etwas Großes kann es ja nicht sein in der kurzen Zeit. Also, je schneller wir das erledigen, desto schneller können wir uns wieder um den anderen Kram kümmern."
Eine Weile später erreichten sie die Polizeistation und als sie sich am Tresen meldeten, schickte man sie direkt in den ersten Stock zu Watanabes Büro. Nach einem klurzen Klopfen betraten sie dieses. Der Captain saß in einem relativ kleinen Zimmer, das ordentlich und sortiert, aber nicht steril wirkte. "Guten Morgen", begrüßte Watanabe sie mit einem Nicken. "Setzen Sie sich." Das Zimmer enthielt glücklicherweise exakt vier Besucherstühle, mehr hätten definitiv nicht hinein gepasst. "Ich fürchte, ich kann Ihnen keinen Kaffee anbieten, unsere Maschine ist kaputt." "Danke trotzdem", erwiderte Ethan, weil er annahm, dass Watanabe Wert auf Höflichkeit legte. "Was sind die Neuigkeiten?" "Ich habe mithilfe der wenigen Verkehrsüberwachungskameras die Lastwagen gefunden", sagte Watanabe ohne Umschweife. "Insgesamt sieben sind hier angekommen." "Das sind gute Nachrichten", stellte Ethan überrascht fest. "Leider haben wir sechs der sieben am Flughafen gesehen", fügte Watanabe hinzu. "Das heißt, dass wir davon ausgehen, dass entweder alle oder zumindest der Großteil der Pokémon nicht mehr hier sind."
Auch Lou bedankte sich für den angebotenen Kaffee und Holly nickte zumindest kurz, ehe der Captain mit der Erklärung begann. Die Nachrichten klangen zunächst ganz gut und Lou freute es, dass es offensichtlich doch voran ging. Was Watanabe ihnen dann allerdings offenbarte, war das genaue Gegenteil. "Sie bringen die Pokemon weg?", fragte Holly ungläubig nach. "Das heißt, die wissen wahrscheinlich, dass sie aufgeflogen sind, oder?" "Es klingt danach, oder? Aber... Wie? Oder... strukturieren die nur um? Vielleicht... Was ist, wenn das hier nur eine Zwischenstation ist?", fragte Lou verunsichert nach. Sie hoffte wirklich, dass Holly unrecht hatte. Wenn Montu nicht mehr als Standort gebraucht wurde, wie sollten sie dann mehr herausfinden?
Jakob schüttelte den Kopf und sah Watanabe ein wenig stirnrunzelnd an. "Das macht doch keinen Sinn... so viele Pokémon mit einem Flugzeug weg zu schaffen. Das braucht doch... Frachtpapiere und so weiter, nicht? Das ist doch krass, wenn die das alles organisiert bekommen."
"Sie können nicht wissen, dass sie aufgeflogen sind", erwiderte der Captain mit einem kurzen Kopfschütteln. "Ich habe bisher keinerlei Schritte einleiten lassen. Deshalb nehme ich an, dass Montu nie das Hauptziel war - oder zumindest nur für einen Teil der Pokémon." "Sind Sie denn sicher, dass am Flughafen nur sechs der sieben Lastwagen gesehen wurden?", hakte Ethan sicherheitshalber nach. "Man kann nie ausschließen, dass der siebte zu einer anderen Zeit da war, die wir noch nicht gesichtet haben, aber es ergibt keinen Sinn, ihn zu einer anderen Zeit hinzuschicken", antwortete Watanabe. "Das heißt, ich gehe davon aus, dass einer der Lastwagen entweder via Straße weitergefahren oder noch hier ist." "Wissen wir, wohin die Pokémon am Flughafen geschickt wurden?", fragte Ethan weiter. "Nein." Er seufzte. Irgendwie hatte er gehofft, dass das Ganze mit der Hilfe der Polizei und Magniro und mit den Informationen von Kate einfacher werden würde, aber genau danach sah es eindeutig nicht aus.
„Das heißt, dieser letzte Lastwagen muss gefunden werden, richtig?“, fragte Holly nach, ehe sie schwer seufzte. Natürlich bestand die Chance, dass irgendwann eine ganz neue Lieferung, inklusive neuer Lastwagen, kam, aber daran wollte sie nicht einmal denken. „Waren die anderen denn alle gleich? Und wenn der letzte potentiell weiter gefahren ist... Dann gibt es doch bloß eine Richtung raus, oder?“, merkte Lou dann an, auch wenn sie sich recht unsicher fühlte. Es gab den Tunnel zwischen Inito und Litora, wer konnte schon sagen, was es womöglich zwischen Montu und Grital gab?
Jakob schüttelte den Kopf. "Und was ist jetzt mit diesen Lastwagen? Sind die einfach am Flughafen abgestellt worden oder wo sind sie dann hin? Und die müssen doch auch auf irgendjemanden gemeldet sein, oder?"
"Wenn der letzte Lastwagen nicht irgendwo auftaucht, wo Kameras sind, werden wir ihn nicht finden können", antwortete Watanabe mit einem Kopfschütteln. "Und was die Lastwagen angeht - sie waren auf jemanden zugelassen, der gar nicht existiert. Es muss eine falsche Identität sein." Sie schüttelte den Kopf. "Die LKW sind vom Flughafen aus wieder weggefahren - ich weiß allerdings nicht, wohin." "Das heißt, wir sind im Endeffekt auch nicht weiter als vorher", stellte Ethan mit einem Seufzen fest.
"Schöner Mist", meinte Holly frustriert. "Das heißt, wir können nichts machen, außer warten und hoffen, dass der Lastwagen doch von einer Kamera aufgenommen wird?" Bei all dem Pech, was sie gerade zu haben schienen, hätte es Holly nicht einmal mehr überrascht, wenn die Fahrer sämtliche Straßen kannten, wo es keine Überwachung gab. "Wenn es eine Stelle gibt, wo er definitiv vorbei muss, müsste man den doch finden können, oder?", fragte Lou dann nach, weil sie es nicht einfach hinnehmen wollte, dass sie womöglich in einer Sackgasse steckten.
Jakob zuckte ratlos mit den Schultern. "Sieht wirklich nicht so gut aus... wir haben keine konkrete Spur, außer dass wir wissen, dass dieses Ding existiert. Ich hoffe nur, dass die jetzt nicht mitbekommen haben, dass wir nach der Einrichtung suchen." Der Teenager seufzte und sah in die Runde. "Die Frage ist, was jetzt unsere nächsten Schritte sein werden. Es kann ja sein, dass Magniro etwas herausfindet."
Watanabe warf Holly einen kurzen, skeptischen Blick zu und Ethan nahm an, dass es an ihrer Wortwahl gelegen hatte. Dann schüttelte der Captain den Kopf. "An den Ausfahrtsstraßen von Montu stehen keine Kameras, es gibt keinen Grund dafür", antwortete sie dann an Lou gewandt, nur um dann den Idioten anzusehen. "Und was hat Magniro damit zu tun, wenn ich fragen darf?"
Jakob kratzte sich verlegen am Kopf und sah den Captain an. "Nun wir haben von Captain Johnson den Hinweis bekommen, dass Magniro öfter mit der Polizei zusammen arbeitet und er auch ein nützlicher Verbündeter ist. Wir... wir haben ihm im Endeffekt gesagt, wonach wir suchen."
Holly murmelte eine Entschuldigung, als der Blick des Captains zu ihr glitt. Sie erinnerte sich daran, dass die anderen betont hatten, dass Watanabe besonders höflich war und da ergab es sogar für Holly Sinn, dass sich die Polizistin an ihrem Fluchen gestört hatte. "Er meinte, dass er seine Pokémon auf die Suche schicken würde und dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie was finden, weil es ihr natürlicher Lebensraum ist", fügte Lou zu Jakobs Aussage noch hinzu. Sie wusste nicht, wie klug es war, Captain Johnson so direkt zu erwähnen, aber dieser hatte auch positiv von Watanabe gesprochen, sodass Lou davon ausging, dass das schon in Ordnung war.
"In diesem Fall erwarte ich, dass Sie mich informieren, falls Magniro etwas findet", antwortete Watanabe mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. "Ich werde meine Ressourcen darauf verwenden, mehr über die Geschehnisse am Flughafen in Erfahrung zu bringen und nach dem fehlenden LKW zu fahnden." "Was sollen wir solange tun?", hakte Ethan nach. "Ich fürchte, Sie können wenig tun - bleiben Sie mit Magniro in Kontakt", antwortete Watanabe. "Und bleiben Sie erreichbar."