Holly glaubte im ersten Moment, dass Ethan fertig gesprochen hatte, allerdings bemerkte sie dann, dass es irgendwie keinen Auslöser für Lolas Unwohlsein gab. Normalerweise kam ihr etwas zu nahe oder war zu laut oder etwas Vergleichbares, aber dass nichts war, war in ihren Augen merkwürdig. "Lola? Was hast du?", fragte Holly ihr Pokémon und beugte sich dann auch zu ihm herunter. Vielleicht war Lola auf etwas getreten, das war spontan die einzige Erklärung, die die junge Farmerin gerade parat hatte.
Ethan sah zu, wie sich Holly zu Lola bückte, doch diese ließ sich nicht anfassen, sondern winselte weiter, wobei sie abwechselnd zu schnüffeln schien. Was auch immer sie roch, es schien sie zu beunruhigen. Prüfend sah Ethan zu Nofretete, die neben ihm saß und sich aufmerksam umsah - ob sie das allerdings wegen Lolas Winseln tat oder selbst etwas bemerkt hatte, war Ethan schleierhaft. Sicherheitshalber sah sich auch Ethan um, aber abgesehen davon, dass sie sich in einem Wohngebiet mit aktuell menschenleeren Straßen befand, gab es wenig zu sehen. Lolas Winseln hingegen wurde lauter.
Lola schien irgendetwas zu wittern, aber Holly musste feststellen, dass sie nichts roch. Das war wenig überraschend, immerhin hatte Lola die deutlich bessere Nase. Allerdings schien das Snubbull die Ursache selbst noch nicht ausfindig gemacht zu haben, denn es schnüffelte in mehrere Richtungen. "Du riechst irgendwas?", meinte Holly dann. "Es ist okay, ich bin da. Dir passiert nichts." Die junge Farmerin hoffte, dass Lola sich ein wenig beruhigen lassen würde, denn so konnten sie definitiv nicht weitergehen.
"Bisher hat sie sich nicht so verhalten", kommentierte Ethan Lolas Verhalten und sah sich erneut um, weil er zugeben musste, dass ihm die Situation nicht geheuer war. Als Nofretete abrupt ein leises Fauchen von sich gab, zuckte er zusammen und folgte dann dem Blick seines Pokémons, der auf eine kleine Seitenstraße gerichtet war. "Ich glaube, da ist wirklich irgendwas", fügte er dann hinzu.
Holly folgte Ethans Blick, aber mehr als die Existenz der Seitenstraße konnte die junge Frau auch nicht bestätigen. "Das gefällt mir nicht", meinte Holly und holte dann Lolas Pokéball hervor, um das Snubbull zurückzurufen. Sie würde nicht den gleichen Fehler wie in Inito machen und Lola die Chance geben, das Weite zu suchen. Holly konnte darauf verzichten, ihr Pokémon in einer fremden Stadt zu suchen. Es war schwierig genug gewesen, Lola in Inito zu beruhigen und unter dem Müllcontainer hervorzulocken.
Ethan war sich nicht sicher, wie klug es wirklich war, Lola zurückzurufen, denn Nofrete war mittlerweile gänzlich auf die Seitenstraße konzentriert, auch ihre Ohren hatte sie in diese Richtung gestellt und zusätzlich zu dem leisen Fauchen sträubte sich das Fell auf ihrem Rücken. Nofretete war eigentlich souverän, sie hatte bisher selten so reagiert und als Ethan überlegte, wann sie überhaupt so reagiert hatte, fielen ihm die Hunduster wieder ein. Sofort griff er nach dem Luxusball von Bonaparte und rief ihn aus seinem Ball, auch wenn er von dem Training erschöpft war. "Vielleicht sollten wir einfach einen Bogen um die Straße machen", schlug er dann an Holly gewandt vor.
"Ich bin jetzt auch nicht scharf darauf, nachzusehen. Auch wenn Lola jetzt nicht wegrennen kann", meinte Holly und behielt die Seitenstraße im Auge. Sie griff nach Funkes Pokéball, rief das Waaty allerdings nicht. "Hauen wir einfach ab. Was auch immer da ist, scheint nichts Gutes zu sein. Nicht so, wie unsere Pokémon reagieren."
Ethan nickte zustimmend, dann setzten sie sich in Bewegung, um eine Querstraße weiter weg an der Seitenstraße vorbeizugehen. Auf der Straße, die sie dabei entlang liefen befanden sich glücklicherweise einzelne Passanten und obwohl es absurd war, gab Ethan das durchaus ein Gefühl von Sicherheit, obwohl Nofretete den Blick nicht von der mittlerweile deutlich weiter entfernten Seitenstraße löste. Obwohl es natürlich noch hell war, konnte Ethan in der Straße nichts Außergewöhnliches bemerken. Er glaubte, eine kurze Bewegung hinter einem Müllcontainer gesehen zu haben, aber das konnte auch Einbildung gewesen sein.
"Da ist definitiv was", meinte Holly schließlich. "Irgendwas hat sich da bewegt." Das gefiel ihr nicht wirklich. Wenn es sich um ein Pokémon handelte, und davon ging Holly im Moment aus, dann war Lolas Verhalten normal, aber normalerweise ignorierte Nofretete die meisten anderen und da das Mauzi eindeutig angespannt war, war Holly dementsprechend beunruhigt.
"Ich bin mir nicht sicher, ob es klüger wäre, das Ganze zu ignorieren, oder ob Bonaparte nachsehen sollte", merkte Ethan an und blieb dabei stehen, um die Seitenstraße aus sicherer Entfernung zu mustern. Er konnte keine weitere Bewegung erkennen. "Vielleicht ist es nur ein Fiffyen, das nach etwas Essbarem sucht, auch wenn mich dann Nofretetes Reaktion überrascht..."
"Also wenn wir zu zweit gehen, dann können wir von mir aus nachsehen gehen, aber ich bin trotzdem dafür, dass wir es in Ruhe lassen. Was auch immer da ist, kann uns nicht folgen, ohne aus der Gasse rauszukommen, oder?", bemerkte Holly dann mit einem kurzen Nicken in Richtung der eigentlichen Straße. "Also falls uns überhaupt irgendwas verfolgen wollen würde. Warum auch immer das passieren sollte."
Ethan atmete tief durch. "Dann lassen wir es", entschied er. "Sicher ist sicher." Er sah zu Nofretete. "Behalte das Ganze im Auge, bis wir in sicherer Entfernung sind." Nofretete sah ihn kurz an und richtete ihren Blick dann wieder auf die Seitenstraße. Sicherheitshalber würde Ethan auch Bonaparte außerhalb des Luxusballs lassen. "Gehen wir zurück zu der Ferienwohnung."
"Finde ich auch", meinte die junge Farmerin und nickte zustimmend. "Sehen wir zu, dass wir wegkommen. Dann kann sich das Was-auch-immer auch nicht von uns gestört fühlen." Allerdings konnte sich Holly nicht dazu überwinden, Funkes Pokéball wieder wegzustecken. "Allerdings... Ich weiß nicht... Was ist, wenn es wirklich was Ernstes ist? Ist es dann rücksichtslos von uns, weil wir es ignoriert haben? Also falls es doch was ist, was jemanden angreifen würde, der da zu dicht dran vorbeigeht..."
Ethan sah skeptisch zu Holly. Erst sagte sie, dass sie nicht nachsehen wollte und jetzt klang es so, als ob sie genau das doch vorhatte. Er seufzte schwer. "Also willst du doch nachsehen", stellte er überflüssigerweise fest. "Dann ruf Funke." Er hatte die vage Hoffnung, dass Holly genau das nicht tun würde, denn eigentlich hatte er wenig Lust darauf, herauszufinden, was in dieser Seitenstraße war.
"Von wollen kann nicht die Rede sein", meinte Holly und seufzte dann schwer. "Aber ich will noch weniger, dass irgendwas passiert, wenn es sich verhindern lässt. Nachzusehen ist das kleinere Übel." Die junge Farmerin seufzte abermals, ehe sie Ethans Aufforderung folgte und Funke aus ihrem Ball entließ. "Meine Idee, dementsprechend würde ich auch vorangehen", schlug die junge Frau dann vor.