Als Ethan sah, dass Lou zu dem Käfig trat, zwang er sich dazu, es ihr gleichzutun, immerhin wirkte sie sichtlich mitgenommen. Als er die Käfige einsehen konnte, zwang sich Ethan dazu, all die anderen, toten Pokémon zu ignorieren und seinen Blick stattdessen auf den einen Käfig zu konzentrieren, in dem ein lebendes Pokémon war. Es handelte sich dabei um ein Glumanda, das zusammengerollt in der Ecke des Käfigs lag und nur flach zu atmen schien. Die Flamme an seiner Schwanzspitze war kaum noch als solche zu erkennen und flackerte so schwach, dass sie bläulich wirkte. Das Pokémon reagierte derweil nicht einmal im Geringsten auf die Menschen vor dem Käfig und schien eindeutig bewusstlos zu sein.
Holly blieb, wo sie war, sie war viel zu überrascht von Lous Reaktion. Von allen war sie die Letzte, der Holly es zugetraut hätte, direkt zu einem Käfig zu laufen. Lou schüttelte derweil ungläubig den Kopf. Es war ein Glumanda und es lebte... Es hatte zwei verdammte Tage überlebt, ohne dass sich vermutlich jemand darum gekümmert hatte. Sie würde es nicht einfach in diesem Käfig seinem Schicksal überlassen! "Es atmet!", deklarierte das Mädchen schließlich, wobei es für jeden gut hörbar mitgenommen klang. "Ich weiß nicht, wie Sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren können, aber... aber ich muss es versuchen. Und wenn ich es zum Center tragen muss!" Es ging nicht. Das arme Ding hatte gekämpft, kämpfte immer noch und es lebte! Lou wollte verdammt sein, wenn ihr das egal war.
"Nein", entschied Cordes mit einem Kopfschütteln. "Wir wissen nicht einmal, was sie mit den Pokémon machen, falls sie mit Krankheiten experimentieren, ist es gefährlich, das Pokémon überhaupt anzufassen." Baker schüttelte resignierend den Kopf. "Der Chief hat recht", stimmte er dann zu. "Und bis wir wissen, was hier passiert, ist es zu spät." "Wenn es Krankheiten wären, wäre es hinter Glas und nicht in einem einfachen Käfig", wandte Ethan ein. "Der Raum heißt nicht umsonst Quarantäne", entgegnete Cordes. "Ich verstehe, dass euch das hier mitnimmt, aber das Risiko können - dürfen - wir nicht eingehen. Das ist ein Befehl."
Jakob schüttelte den Kopf und seufzte. Er hatte die letzten paar Momente damit verbracht, das Pokémon anzuschauen. Wirklich gut sah es nicht aus. "Ich verstehe dich ja", meinte der Teenager dann. "Es fühlt sich falsch an, es hierzulassen. Aber... es..." Jakob wollte nicht aussprechen, dass es so aussah, als ob es jeden Moment sterben könnte. "Und... was sollen wir im Pokémon-Center erzählen, wo wir das gefunden haben?"
Lou guckte sowohl Cordes und Baker als auch Jakob ungläubig an. Das konnte doch nicht deren Ernst sein! Sie brachte kein Wort heraus, so geschockt war sie von der Reaktion der anderen. Holly rieb sich währenddessen abermals über das Gesicht. Auch sie glaubte nicht, dass das Pokémon überleben würde, aber wenn Lou es darauf ankommen lassen wollte, dann konnte sie das auch verstehen. Prinzipiell stimmte sie zu, dass es riskant war, aber dann war da noch das, was Ethan angemerkt hatte... "Dann haben Sie gerade befohlen, dass Captain Baker und Magniro ihre Pokémon hierlassen müssen", wandte Holly sich dann an Chief Cordes. "Weil nach der Logik besteht die Gefahr, dass sich die Pokémon angesteckt haben könnten." Die junge Farmerin seufzte, fuhr sich ein weiteres Mal über das Gesicht. Ihr gefiel es nicht, das so sagen zu müssen, aber es war nur die Wahrheit. Und sie glaubte nicht, dass Baker oder Magniro ihre Pokémon freiwillig hier lassen würden. "Ich glaube, Ethan hat recht. Wenn es um Krankheiten ginge, wären die Käfige versiegelt", sprach Holly dann weiter, weil sie durch den Kommentar des jungen Mannes wieder unangenehm an die Horrorfilme erinnert worden war, die sie sonst eigentlich so genoss. "Und müsste es dann nicht so einen Zwischenraum geben, wo man Klamotten wechselt und sich wäscht und alles?" Und wo diverse Leute grausam ihren Tod gefunden hatten, die dort eingesperrt worden waren. Zumindest in den dazugehörigen Filmen.
"Keines unserer Pokémon wird Kontakt zu anderen haben, bis wir wissen, was hier gemacht wird", antwortete Cordes und bestätigte damit Hollys Aussage. Weder Magniro noch Baker schienen dagegen protestieren zu wollen. "Wir wissen nicht, ob es ansteckend ist - wenn es das ist, scheint es zumindest Menschen nicht zu betreffen, ansonsten hätten wir hier andere Schutzvorrichtungen gesehen, soweit stimme ich zu", fügte Baker an Holly und Ethan gewandt hinzu. "Aber alle Pokémon hier sind offensichtlich damit in Kontakt gekommen. Und es gibt verschiedenste Übertragungsformen für Krankheiten. Wir können es nicht riskieren, ein Pokémon, das hier war, an einen Ort wie ein Pokémon-Center zu bringen, in dem es noch viel mehr Pokémon gibt. Für dieses eine Pokémon können wir kein derartiges Risiko eingehen." Ethan versuchte, irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen. Er verstand Lou, nach allem, was sie gesehen hatten, wollte er das Glumanda nicht zurücklassen, auch wenn es vermutlich in jeglicher Hinsicht die logische, die sichere Variante gewesen wäre. Aber die Risiken, die Baker und Cordes angesprochen hatten, waren denkbar und nicht unwahrscheinlich und Ethan fiel keine Lösung dafür ein. Streng genommen fiel es ihm schwer, an diesem Ort überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. "Wir sollten uns beeilen und uns in den Büros umsehen", schlug Magniro gepresst vor. "Wenn wir da herausfinden, was gemacht wurde, haben wir vielleicht genug Zeit, um das Pokémon zu retten." Das Pokémon. Alle nannten das Glumanda nur "das Pokémon" und das bedeutete, dass alle ohnehin davon ausgingen, dass es aussichtslos war. "Aber dann müssen wir erst nach Montu zurück", wandte Ethan ein. "Selbst wenn wir etwas finden..." Er brachte den Satz nicht zu Ende, jede Minute war vermutlich ein Risiko für das Glumanda. "Je länger wir diskutieren, desto mehr Zeit verlieren wir", erwiderte Cordes entschieden. "Wir sehen uns in den Büros um und teilen uns auf." Aufteilen. Das war eine Möglichkeit! "Ich fahre mit Lou und dem Glumanda zum nächsten Pokémon-Center", entschied Ethan. Cordes sah ihn düster an. "Ich sagte doch gerade, dass..." "Wir fahren hin", unterbrach Ethan den Chief, "parken davor und warten im Auto. Sobald Sie herausfinden, was gemacht wird, sobald Sie wissen, ob es sicher ist, gehen wir rein. Keine Minute früher. Aber so gewinnen wir Zeit. Der Weg nach Montu dauert so lange, dass sich vielleicht in der Zwischenzeit schon etwas finden lässt." Der Chief sah kurz zu Lou, die noch immer eher auf das Glumanda konzentriert war, und wieder zurück zu Ethan. "Wenn sie das Auto auch nur zwei Sekunden zu früh verlässt", sagte Cordes dann in einem eindeutig mahnenden Befehlston an Ethan gewandt, "bist du dafür verantwortlich. Und ich weise dich darufhin, dass es sich in diesem Fall eine um eine Straftat handelt: Fahrlässige Gefährdung von Pokémon, Widersetzen gegen die Befehlsgewalt - mir fällt mit Sicherheit noch mehr ein." "Das ist mir bewusst und wir werden uns an die Anweisung halten", erwiderte Ethan. Einen Moment lang schien Cordes zu zögern, dann trat sie zu dem Käfig und öffnete die Tür, die wegen der mangelnden Elektrizität selbstverständlich nicht geschlossen war.
Für einen Moment blieb Jakob wie angewurzelt stehen und sah Cordes an. Krankheiten, Risiken und andere Möglichkeiten schwirrten ihm im Kopf herum und erschwerten ihm, einen klaren Gedanken zu fassen. Erst als Cordes tatsächlich den Käfig des Glumanda öffnete, realisierte er, was der Chief eigentlich gesagt hatte. Er nickte Ethan und Lou zu und sah dann zu dem Glumanda. "Seid sehr vorsichtig, es sieht sehr schwach aus... ich wünsche euch das Beste. Ich hoffe, der Kleine hat bisher überlebt, weil er ein Kämpfer war und dass er das letzte Stück auch noch durchhält!" Zumindest hoffte er, dass sie im Büro irgendetwas fanden, was Cordes davon überzeugte, Ethan und Lou mit dem schwachen Pokémon ein Pokémon-Center betreten zu lassen.
Lou war verzweifelt. Sie wollte das Glumanda nicht zurücklassen. Das Kleine brauchte so schnell wie möglich Hilfe! Sie verstand die Sorgen der anderen, aber es fühlte sich so falsch an, nichts zu tun. Als Ethan dann das Wort ergriff und mit Cordes diskutierte, war Lou dem jungen Mann unglaublich dankbar. Was er anbot, in Kauf zu nehmen, war für sie kaum zu fassen. Er hatte eine Lösung für das Dilemma und auch wenn Lou klar war, dass das Glumanda potentiell dennoch sterben konnte, war sie bereit es darauf ankommen zu lassen. Sollte Cordes ruhig drohen. Lou würde Ethan genauso verteidigen, wenn es sein musste, denn immerhin war es ihre Idee gewesen und Ethan hatte sich für sie eingesetzt. Wenn jemand Ärger bekommen musste, war es ohnehin sie. Im Augenblick interessierte es Lou auch viel mehr, dass Cordes gerade den Käfig geöffnet hatte, sodass sie sich nicht zweimal bitten ließ und vorsichtig nach dem Glumanda griff.
Holly hoffte das Beste und das beinhaltete definitiv, dass die beiden keinen Ärger bekommen würden, egal wie es sonst ausgehen sollte. "Wir beeilen uns. Verlasst euch drauf", meinte die junge Farmerin ernst. Sie würde jedenfalls tun, was sie konnte, um ihre Freunde zu unterstützen.
Ethan sah zu, wie Lou das Glumanda aus dem Käfig holte. Das Feuer-Pokémon reagierte nicht im Gerinsten darauf, dass es bewegt wurde und das sprach in Ethans Augen doch eher gegen dessen Zustand - ebenso wie die noch immer eindeutig bläuliche, winzige Flamme an der Schwanzspitze des Feuer-Pokémons. "Wir gehen zu den Büros", sagte Cordes dann und ging mit Pyroleo vor. Gemeinsam ging die Gruppe zurück in den Raum mit dem Pförtnerhäuschen. Dort nickte Cordes Ethan und Lou kurz zu. Ethan erwiderte die Geste und machte sich mit Lou auf den Weg nach draußen.
Louthan: Der Gang war zwar noch immer dunkel, aber das Licht des Pyroleo im Rücken und das Tageslicht, das am anderen Ende in den Gang hinein schien, reichten aus. Draußen wartete Watanabe und sah sie prüfend an, bevor sie das Glumanda bemerkte. "Was ist passiert?", fragte der Captain für seine Verhältnisse erstaunlich direkt.
Rest: Magniros Sumpex öffnete auch diese Tür problemlos. Dahinter lag ein Gang, von dem aus insgesamt sieben Türen abzweigten. Nicht alle hatten Beschriftungen, manche hatten nur Nummern, die restlichen hatten die Aufschriften: WC, Aufenthaltsraum und Archiv. "Baker, Sie gehen in das Archiv", wandte sich Cordes an den Captain. "Magniro und einer der Freiwilligen - die erste Tür rechts, der andere Freiwillige und ich die erste Tür links. Wir arbeiten uns nach hinten durch."
Jakob sah kurz zu Holly und nickte dann, bevor er zu Magniro trat.Wenn er die Wahl zwischen einer schlecht gelaunten Cordes und Magniro hatte, dann wusste er, was er wählen würde. Er hoffte nur, dass ihm Holly das nicht zu sehr übel nahm.
"Verstanden, erwiderte Holly und trat dann zu Cordes, weil Jakob zu dem Arenaleiter gegangen war. Ihr war es gleich, denn immerhin ging es nicht um Sympathie, sondern darum, möglichst effektiv herauszufinden, was an diesem Ort eigentlich gemacht worden war.
Lou
"Die haben Pokemon zum Sterben zurückgelassen", antwortete Lou der Polizistin, damit diese wusste, dass es keinen Angriff gegeben hatte. "Das Glumanda hat durchgehalten, darum müssen wir jetzt los." Es interessierte Lou nicht, dass Watanabe mehr Informationen gebrauchen konnte, sie hatte ihre Antwort bekommen und Ethan und sie mussten los, sodass Lou gar nicht wirklich stehen geblieben war, sondern direkt weiter zum Auto lief.
Holly: Holly und Cordes betraten ein Büro, das weder besonders groß noch besonders klein war. Es beinhaltete einen Schreibtisch mit mehreren Schubladen, auf dem Anschlusskabel, aber kein Rechner waren. Außerdem fanden sich einige Regale, in denen Bücher standen, die nach Fachliteratur aussahen. "Sieh dir die Bücher an, vielleicht haben sie ein gemeinsames Thema", wies Cordes sie an, während sie selbst zu dem Schreibtisch trat, während Pyroleo den Raum erhellte.
Jayjay: Magniro griff nach einem Pokéball und rief das Sumpex zurück, um anschließend ein Nidoking zu rufen (Jayjay könnte beide Viecher seinem Turnierteam zuordnen, falls er aufnahmefähig genug ist). Die Bürotüren waren nicht verschlossen, also war Sumpex nicht länger von Nöten. "Wir brauchen Licht", wandte sich Magniro an sein Nidoking, das daraufhin seine Fäuste hob, die anschließend von Flammen umgeben wurden und den Raum erhellten. Das Büro war recht klein und wies einen Schreibtisch mit einem nahezu antik wirkenden Laptop auf. Ansonsten waren lediglich zwei kleine, kaum hüfthohe Aktenschränke dort. Wortlos trat Magniro zu dem Laptop und klappte ihn auf.
Louthan: "Cordes wird nachher mehr Informationen haben", fügte Ethan noch hinzu, bevor er wieder zu Lou aufschloss und das Auto mit der Fernbedienung im Schlüssel entriegelte. "Gib mir das Glumanda, damit du einsteigen und dich anschnallen kannst."
Jakob sah kurz zu dem Nidoking und lächelte leicht. Es war aus seinem Tunierteam, wie auch das Sumpex von zuvor. Immerhin bedeutete das, dass Magniro seine schweren Geschütze auffuhr. Kurz sah er zu dem Laptop, wunderte sich ein wenig und ging zu Magniro, um auf den Bildschirm zu sehen. "Das wäre jetzt großes Glück, wenn der angehen würde", meinte der Teenager sarkastisch.
Holly nickte Cordes wortlos zu, ehe sie sich dem Bücherregal widmete. Natürlich verstand sie nichts von Wissenschaft, aber Holly ging dennoch davon aus, dass auch wissenschaftliche Bücher in ihrem Titel haben mussten, womit sie sich befassten.
Lou
"Okay", antwortete Lou auf Ethans Aussage hin, bevor sie ihm möglichst vorsichtig das Glumanda reichte, um in das Auto einsteigen zu können. An Watanabe dachte das Mädchen gar nicht mehr, wichtig war nur, dass das Glumanda Hilfe bekam.
Holly: Cordes durchsucht Schreibtisch. Hauptthematik der Bücher ist Implantation/Transplantation. Mehr kriegt Holly nicht raus.
Jayjay: Magniro warf dem Idioten einen skeptischen Blick zu, dann betätigte er den Schalter, doch selbstverständlich blieb der Laptop aus. Der Arenaleiter hob den Laptop hoch und schien ihn zu untersuchen. "Soweit ich sehe, ist die Festplatte noch drin", stellte er fest. "Vielleicht kriegt man mit der richtigen Technik noch Informationen hier raus." Er nickte zu den Aktenschränken. "Sieh dich dort um." Mit dem Laptop unter dem Arm wandte sich Magniro derweil dem Schreibtisch zu.
Louthan: Ethan unterdrückte seine Unsicherheit und nahm das Glumanda entgegen. Er war nicht sicher, wir er es halten sollte und hinzu kam natürlich der Zustand des Feuer-Pokémon. Tatsächlich war er froh, als Lou im Auto saß und angeschnallt war und er ihr das Glumanda wieder übergeben konnte. Als Lou das Glumanda letztlich wieder festhielt, schloss Ethan die Beifahrertür, ging um das Auto herum und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Anschließend wählte er auf dem Navigationsgerät die schnellste Route zu dem nächsten Pokémon-Center aus und fuhr anschließend von dem Parkplatz. Die Stille im Auto war ihm durchaus unangenehm, aber auch wenn er ein Gespräch anfangen wollte, so wusste er doch nicht, worüber er mit Lou reden sollte - zumindest nicht in dieser Situation.