Jakob drehte sich um und nickte Cordes zu. Seltsam, dass Magniro die Aktenschränke nicht erwähnt hatte, aber vielleicht wollte der Arenaleiter es einfach Jakob überlassen. "Passt auf jeden Fall zu dem Zeug in dem anderen Raum. Eine Menge OP-Berichte, aber es steht nicht drin, was sie genau gemacht haben, nur dass sie Dinge implantieren."
Holly stockte als sie das Nidoking sah. Sie hatte nicht mitbekommen, wie Jakob und der Arenaleiter sich um Licht gekümmert hatten, aber wenn sie ehrlich war, hatte sie da auch nicht drüber nachgedacht. Das Nidoking war wohl definitiv die bessere Alternative, wenn man bedachte, dass Jakob ein hüpfendes Panflam anzubieten hatte. "Da der Captain nicht direkt wieder zurückgekommen ist, muss es in diesem Archiv irgendwas geben... Hoffen wir, dass es uns weiterhilft", bemerkte die junge Farmerin, nachdem nun klar war, dass auch die beiden Männer keinen Erfolg gehabt hatten.
Lou:
"Lyn wüsste vielleicht, was man mit solchen Aufnahmen anstellen könnte", meinte Lou nach kurzem Zögern. "Ironisch, dass ich ausgerechnet jetzt an sich denken muss..." Das Mädchen seufzte schwer. Seine Mutter war noch immer verschwunden und niemand konnte sagen, was aus ihr geworden war. Ob es ihr gut ging oder ob sie auch ein Opfer der AC geworden war. "Ich hoffe, dass wir das Kleine retten können... Ich hoffe es so sehr... Auch wenn es nicht viel ist, für das Glumanda bedeutet das ein ganzes Leben... Und jedes gestohlene Pokémon, das lebt, ist ein Sieg für uns und eine Niederlage für die... Jedenfalls will ich das so sehen", meinte Lou schließlich.
Jolly: "Also Implantationen", schlussfolgerte Cordes und verließ anschließend als erste das Büro, um sich dem Archiv zuzuwenden, dessen Tür offen stand. Im flackernden Licht seines Fukanos lief Baker zwischen einigen Regalen des großen Raumes hin und her und hatte dabei einige Ordner und Papiere bei sich. Er sah zu der Tür, als das Licht des Pyroleo und des Nidoking den Raum zusätzlich erhellte. Baker hob kurz die Dokumente, die er mit sich herum trug. "Das hier sind die Dokumentationen über alle Pokémon, die eingetroffen sind", erstattete er Bericht, ohne das Cordes ihn dazu hätte auffordern müssen. "Mit genauen Daten und Anzahl der Pokémon. Außerdem ist hier vermerkt, welche Pokémon wie lange überlebt haben. Es sieht so aus, als ob die, die überlebt haben, an eine andere Forschungseinrichtung übergeben wurden. Station Iota. Demnach handelt es sich bei dieser Station hier um Station Beta." Er schüttelte den Kopf. "Aber was genau sie hier machen..." Der Captain hob ratlos die Schultern. "Ich habe etwas von Implantationen gelesen und die Pokémon sind alle zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, positiv und negativ, aber was das zu bedeuten hat..."
Louthan: Ethan fühlte sich maßlos überfordert. Einerseits war er selbst mit seinen Gedanken und Emotionen beschäftigt, andererseits saß Lou neben ihm im Auto, hatte ein vermutlich sterbendes Glumanda im Arm und redete über ihre noch immer spurlos verschwundene Mutter. Wie zum Nocryph sollte er ihr in dieser Situation helfen? "Ich bin mir sicher, dass im Fall deiner Mutter keine Nachrichten gute Nachrichten sind", sagte er um einen zumindest ansatzweise positiven Tonfall bemüht. "Und wir tun für das Glumanda zumindest, was wir können. Und der Zustand scheint sich zumindest nicht zu verschlechtern."
"Deswegen die Quarantäne", stellte Jakob die vermutung in den Raum. "Um zu sehen, ob sie die Operation überleben oder nicht." Er schnaubte kurz und wusste nicht mehr, wie er noch seine Abneigung gegenüber diesen Leuten deutlich machen sollte. Eine derartige Vorgehensweise war unglaublich skrupellos.
Allein von dieser Erklärung wurde Holly abermals schlecht. Die Pokemon waren nicht nur zum Sterben zurückgelassen worden, sondern es war im Grunde schon zuvor beschlossen worden, dass ihr Leben keinen Wert mehr hatte. Holly hielt sich eigentlich für jemanden, der viel abkonnte, aber diese... Einrichtung brachte sie definitiv an ihre Grenzen. "Das heißt... Das heißt, wir können uns darauf einigen, dass es hier nicht um Krankheiten geht, oder? Weil bevor wir uns um alle möglichen Fragen kümmern, sollten wir Lou und Ethan bescheid sagen", merkte Holly dann an. Und es waren einige Fragen offen. Gab es vielleicht doch noch Hinweise darauf, um was für Implantate es sich handelte? Was war das für eine andere Station, die der Captain erwähnt hatte? Oder wieso war diese Einrichtung aufgegeben worden? Aber vor allen diesen Fragen kam das Glumanda, welches vielleicht doch zu retten war.
Lou:
"Das ist auch das, was ich mir immer sage, wenn es um Lyn geht", gab Lou dann zu. Sie bevorzugte diese Haltung allerdings nur deshalb, weil alle Alternativen noch schlimmer waren. Als Ethan das Thema wieder auf das Glumanda lenkte, nickte Lou zustimmend. "Den Eindruck habe ich auch... Zumindest rede ich mir das ein." Das Mädchen seufzte und strich dem kleinen Feuerpokémon abermals über den Kopf. Lou wusste nicht, wie oft sie das inzwischen getan hatte, aber es half ihr, die Nerven zu behalten und sie hatte die Hoffnung, dass das Glumanda vielleicht, wirklich nur vielleicht, doch merkte, dass ihm gerade geholfen wurde. "Gerade versuche ich, mir keine Sorgen zu machen, ob die anderen rechtzeitig etwas finden", gestand das Mädchen. Das war im Augenblick tatsächlich seine größte Angst: Dass sie am Pokemoncenter ankamen und sich herausstellte, dass sie nichts tun konnten oder durften.
Hollkob: "Die Wahrscheinlichkeit sinkt", stimmte Cordes zu, schüttelte dann allerdings den Kopf. "Aber ich für meinen Teil bin kein Experte auf diesem Gebiet, ich kann nicht ausschließen, dass es ansteckend ist." "Wir haben noch etwas Zeit", erwiderte Baker. "Selbst wenn sie schnell fahren, brauchen sie eine Weile zum nächsten Pokémon-Center." "Baker, Sie sind technikaffin, richtig?", wandte sich Cordes an den Captain, der daraufhin kurz nickte. "Versuchen Sie, den Laptop irgendwie zum Laufen zu bringen - nutzen Sie ein Notstromaggregat, was auch immer Sie finden." Baker nahm das Gerät von Magniro entgegen. "Sie melden sich, sobald Sie irgendetwas finden. Geben Sie Magniro die Aufzeichnungen, die Sie hier gefunden haben." "In Ordnung", bestätigte Baker, woraufhin der Arenaleiter die Ordner entgegennahm. "Ich will eine Zusammenfassung - und ich will wissen, was es mit der Zweiteilung der Pokémon auf sich hat", wies Cordes den Arenaleiter an, der kurz nickte. "Du", fuhr Cordes an Jakob gewandt fort, "besorgst mir die OP-Berichte. Zumindest einige davon. Jetzt." Ihr Blick richtete sich auf Holly. "Und du siehst dir die Literatur noch einmal an - ignoriere alles, was mit Transplantation zu tun hat, konzentrier dich auf Implantation. Vielleicht findet sich ein Überthema oder irgendein Werk, das nicht dazu passt."
Louthan: "Ich hoffe, dass sie etwas finden", stimmte Ethan zu und seufzte. "Im Notfall könnte ich vermutlich in das Pokémon-Center gehen, während du im Auto wartest. Dann können sie das Glumanda vielleicht irgendwie reinbringen, ohne dass es mit anderen Pokémon in Kontakt kommt. Oder sie schicken einen Arzt raus." Er deutete ein Schulterzucken an. "Aber laut Navi brauchen wir sowieso noch knapp zwanzig Minuten."
"In Ordnung", meinte Jakob so zackig, wie er konnte und machte sich auf in das verlassene Büro. Er überflog die Akten und suchte sich diejenigen heraus, die am dicksten wirkten. So hatte er zumindest die Hoffnung, dass sie ein wenig detaillierter waren.
"Verstanden", erwiderte Holly der Polizistin und verließ dann eilig das Archiv, um zurück in das erste Büro zu laufen. Dort angekommen, bemerkte sie, dass das Licht nicht wirklich ausreichte, sodass Holly Funke aus ihrem Ball entließ. Das Waaty blickte sich irritiert um, ehe es fragend zu seiner Trainerin sah. "Ich brauche etwas Licht, Funke", meinte diese, woraufhin sich das Waaty umdrehte und die Spitze seines Schwanzes aufleuchten ließ. Holly bedankte sich kurz und fing danach an, systematisch die Bücher noch einmal durchzugehen.
Lou
"Die Zeit vergeht irgendwie unglaublich langsam. Sie schleicht geradezu", meinte Lou mit einem weiteren besorgten Blick auf das Glumanda. "Aber ich... ich find das beeindruckend, wie du selbst in so einer Situation schon einen Plan B hast. Auch vorhin... So wie du Cordes überzeugt hast, war das einfach nur der Wahnsinn. Ich glaube ja, dass sie dir nur gedroht hat, weil sie sonst keine Argumente mehr hatte..."
Jakob: Cordes wartete sichtlich ungeduldig auf Jakobs Rückkehr. Sobald er auftauchte, nahm sie ihm die Berichte ab und legte sie auf einen der Tische des Archivs. Anschließend zückte sie ihr definitiv nicht mehr aktuelles AC-Phone und begann damit, die Seiten im flackernden Licht ihres Pyroleo abzufotografieren.
Holly: Buchtitel: "Implant Treatment in Small Pokémon Species" "Infektionen nach Implantat-Insertion" "Selected Dermal Implants" "Muscular Implant Studies" "Insertionsgenauigkeit von Implantaten mittels DTV-Scan" "Genauigkeit der Computer gestützten Implantat-Insertion"
Louthan: "Sie hat mich auf den Plan B gebracht, weil sie gesagt hat, dass wir uns aufteilen", erwiderte Ethan und schüttelte den Kopf. "Davor... davor habe ich selbst kaum klar denken können." Er presste kurz die Lippen aufeinander. "Nicht in diesem Raum jedenfalls..." Mit einem Seufzen warf er einen kurzen Blick auf das Navigationsgerät, als sie an die erste Weggabelung kamen, dann bog er rechts ab. "Ich glaube, wenn du das Glumanda nicht unbedingt hättest retten wollen... dann hätte ich vermutlich auch einfach auf Cordes gehört."
Jakob sah, wie Cordes ihr AC-Phone holte und die Berichte begann, abzufotografieren. Kurzerhand griff er nach Pachiras Pokéball und rief sie hervor. "Mach auch ein bisschen Licht, aber geh mit dem Feuer nicht zu nah an die Berichte", teilte er dem Panflam mit.
Holly besah sich die Bücher und seufzte schwer, als sie feststellen musste, dass einige davon sogar auf Einall geschrieben worden waren. Sie kannte das Wort 'Insertion' zwar nicht, aber aus dem Kontext ergab sich der Sinn dann doch recht schnell. Die junge Farmerin war nicht der Meinung, dass irgendeins dieser Bücher herausstach, aber sie legte sie dennoch sicherheitshalber separat. Für den Fall, dass sie sie schnell wiederfinden musste. "Kleine Dinge, die in kleine Pokémon sollen... in Haut und Gewebe und mit Hilfe von Technik...", murmelte Holly zu sich selbst und musste bei der Vorstellung, die erneut aufkommende Übelkeit zurückdrängen. Sie wollte sich eigentlich nicht noch mehr vorstellen, was diesen armen Pokémon angetan wurde. Die junge Farmerin seufzte schwer und widmete sich dann den nächsten Büchern. Immerhin suchte sie noch immer nach Hinweisen.
Lou:
"Klingt danach, als ob wir uns beide ein wenig in die richtige Richtung geschubst haben", meinte Lou. "Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nichts gesagt hättest. Ich war komplett verzweifelt, weil ich nicht verstehen konnte, wie irgendwie keiner darüber nachdenken wollte, was man tun kann... Sie hatten sich einfach alle damit abgefunden. Aber ich... ich weigere mich. Auch jetzt noch. Ich meine... Wofür machen wir das, wenn wir es nicht einmal für ein einzelnes Pokémon versuchen?" Das Mädchen schüttelte den Kopf und sah abermals zu dem Glumanda. "Aber ich versteh dich... Als ich da in diesem... Raum stand, da hat mein Verstand auch nicht mehr normal funktioniert", gab Lou zu und seufzte, bevor sie das Glumanda noch einmal streichelte.
Jayjay: Cordes macht Fotos. Kein Kommentar zu Pachira.
Holly: "Short Time Anesthetics in Pokémon" "Komplikationsraten anorganischer Implantate" "Dislocation of Dermal Implantats" "Artificially Induced DNA-Mutation" "Minimal Invasive Chirgurgie" "Einfluss subepithelialer Implantate"
Louthan: "Wir machen das, um zu verhindern, dass so etwas weiterhin passiert", antwortete Ethan entschiedener, als er sich dabei fühlte. "Und in diesem Punkt hat Cordes Recht - ja, es geht auch um einzelne Pokémon, aber eben auch um die Versuche, die wir so vielleicht verhindern können. Und das ist vielleicht sogar noch wichtiger." Er war feinen kurzen Blick zu dem Glumanda, das unverändert dalag. "Aber wenn wir einzelnen Pokémon helfen können... dann müssen wir das versuchen."
Für einen Moment wünschte sich Holly eine andere Aufgabe, denn diese erforderte Wissen über Dinge, die sie nicht einmal richtig verstand. In ihren Augen wäre das eher eine Aufgabe für Ethan gewesen. Als die junge Farmerin das erste Buch überflog, dessen Titel sie nicht ganz verstand, kam sie zumindest recht zügig zu dem Schluss, dass es um Narkose ging. Dementsprechend landete das Buch bei den anderen, die sich mit der Technik des... Einsetzens beschäftigten. Interessanter war für sie eher der Fakt, dass es um 'anorganische' Implantate ging. Das war etwas, was Cordes definitiv wissen sollte. Anorganisch sprach nach Hollys Wissensstand gegen Krankheiten. Das nächste Buch zeigte auf, was selbst nach dem Einsetzen schiefgehen konnte. Etwas, das die junge Farmerin sich ebenfalls nicht wirklich vorstellen wollte. Zu ihrem diskutablen Glück lenkte das nächste Buch sie ohnehin ab. Mutationen tauchten das allererste Mal auf und allein deswegen würde Cordes davon erfahren. Holly legte dieses Buch, das über anorganische Implantate und das letzte über den Einfluss von Implantaten auf den Schreibtisch, bevor sie das Buch über Chirugie zur Seite legte. Ihr Blick ruhte kurz auf Funke, aber das Waaty war ruhig, wirkte allerdings etwas angespannt. Die junge Farmerin unterdrückte ihr Seufzen dieses Mal und widmete sich stattdessen wieder dem Regal.
Lou:
"Das sehe ich ja ein...", meinte Lou ein wenig niedergeschlagen. "Und ich stimme dem auch zu. Es muss aufhören und umso früher desto besser. Aber wenn wir nur auf das große Ganze gucken und dabei das Kleine vergessen..." Das Mädchen beendete seinen Satz nicht, sondern schüttelte nur den Kopf. Es wusste, dass es nichts brachte, wenn sie sich nur um die Einzelfälle kümmerten. Das Übel musste an der Wurzel gepackt werden, aber Lou... Lou konnte nicht übersehen, was passierte und das war der Grund, weshalb sie nun mit einem Glumanda, das mit dem Tod rang, in einem Auto saß. "Jedes Pokémon, das wir finden und retten können, ist ein Sieg für uns. Egal wie klein", entschied Lou. Wenn das Glumanda lebte, hatten sie gewonnen, denn die hatten es zum Sterben zurückgelassen.
Jayjay: Cordes warf Jakob einen genervten Blick zu. "Ist es so schwer, auf die Idee zu kommen, der anderen Freiwilligen zu helfen?"
Holly: "Anästhetische Risiken bei kleinen und mittleren Pokémonarten" "Modern Concepts in Muscular Implants" "Rejection of Implants in Pokémon" "MIC - Grenzen und Möglichkeiten" "Handbook of Clinical Surgery" "In vitro Untersuchung der mutagenen Wirkung implantierter Nanopartikel"
Louthan: Ethan atmete tief durch. Allein die Tatsache, dass sie über dieses Thema diskutierten, allein die Tatsache, dass überhaupt jemand derartige Versuche durchführte, war einfach nur unglaublich falsch. Aber so sehr er das auch wollte, er konnte es nicht ändern. Jedenfalls nicht spontan. "Das stimmt", bestätigte er dann Lous Aussage. "Jedes überlebende Pokémon ist ein kleiner Sieg." Aber eben nur ein kleiner. Es war letztlich nichts anderes als ein Tropfen auf den heißen Stein - zumindest was die Gesamtsituation betraf. Für das Glumanda selbst war es selbstverständlich deutlich mehr als das. "Und wenn es so lange durchgehalten hat, schafft es das auch bis zum Pokémon-Center", fügte er dann hinzu, einerseits um Lou aufzumuntern, andererseits weil das Glumanda tatsächlich für seine Verhältnisse stabil wirkte.