"Ich befürchte, dass du in der Hinsicht wohl recht hast", meinte Lou und sah in ihre Schüssel, die sich schon merklich geleert hatte. Eine Portion würde definitiv nicht reichen. "Warum er sich für Charly entschieden hat? Keine Ahnung und ich bin mir nicht sicher, ob ich es wissen will. Es ist, als ob er nicht weiß, was er eigentlich will. Das ist echt anstrengend", kam es kopfschüttelnd von Lou, ehe sie den Rest ihres Müslis aß. "Ich befürchte, dass ihr IQ echt war", kommentierte sie noch und machte sich anschließend erneut auf den Weg zum Büffet.
Holly:
Holly beeilete sich zwar, aber sie hetzte nicht. Immerhin brauchte Lou auch etwas Zeit, um Essen zu können. Tatsächlich sah Holly sie auch am Büffet, als sie zurück nach unten kam und sich wieder an den Tisch setzte. "So, ich bin dann auch so weit."
Louthan: Ethan kommentierte die Aussage bezüglich des IQs mit einem belustigten Schnauben. "Der war aber wohl wirklich das einzige", fügte er hinzu, bevor sich Lou erneut auf den Weg zu dem Büffet machte. Unmittelbar danach kehrte auch die Farmerin zurück. "Ich würde sagen, wir lassen Lou erst in Ruhe essen und dann gehen wir los", merkte Ethan an, als sie die Farmerin setzte. "Wir sind immer noch früh dran. Zumindest für die hiesige Polizei."
"Ich darf meinem Pa gar nicht erzählen, was die hier für eine Arbeitsmoral haben", meinte Holly kopfschüttelnd. "Der würde einen Anfall kriegen. Vor allem wenn ich ihm sage, dass die Polizei aus Inito wirklich kompetent ist." Einen Moment später kam Lou mit einem Brötchen und einem Glas Saft zurück. "Ja, ich meinte eben schon zu Ethan, dass ich froh sein kann, in Inito überfallen worden zu sein", bemerkte Lou, die offensichtlich Hollys letzte Aussage mitbekommen hatte. "Ganz eindeutig. Allerdings mach ich mir Sorgen um die Voltilamm", musste die junge Farmerin zugeben. "Ich glaub, Inito ist gerade ein zu heißes Pflaster", überlegte Lou. "Gerade wegen der letzten Ereignisse." Holly nickte und sah anschließend zu, wie ihre Begleiterin in ihr Frühstück biss. "Ich hoffe, du hast recht."
Alle außer ihm: Ethan nahm zur Kenntnis, dass sich die beiden zu unterhalten begannen und entschied sich dazu, dass es ihm egal sein konnte. Immerhin wirkten die Farmerin und Lou so, als ob sie sich durchaus gut verstanden und ihm war es prizipiell egal, sodass er keinen Sinn darin sah, sich zwanghaft in das Gespräch zu integrieren, das ganz eindeutig auch ohne ihn funktionierte. Stattdessen stand er auf, um sich eine weitere Tasse Kaffee zu holen. Auch wenn das Büffet in Ordnung war, bevorzugte er Kellner, die solche Dinge für ihn erledigten.
"Wie schätzt du die Lage eigentlich insgesamt so ein?", erkundigte sich Lou bei Ethan, als dieser zurück war. Offensichtlich hatten die beiden Frauen ihr Thema nicht gewechselt, sondern unterhielten sich immer noch über diverse Risiken und Möglichkeiten, die im Moment durchaus aktuell waren. "Ich frage mich, wie lange es diese Organisation schon gibt. So strukturiert wie die sind und was die schon alles haben, sind die mit Sicherheit nicht erst seit Kurzem hier", meinte Holly und wirkte missmutig. Immerhin bedeutete das durchaus, dass sie vor allem die großen Diebstähle vermutlich schon länger planten und das setzte voraus, dass sie die Abläufe und alles darum kannten.
Alle außer Jayjay: Als Lou Ethan direkt ansprach, hob er die Schultern. "Ich bin mir nicht sicher", antwortete er dann. "Mein Vater wirkt durchaus ein wenig beunruhigt, das ist kein gutes Zeichen. Und ganz abgesehen von diversen Verbechen dürfte das größte Problem wohl die Tatsache sein, dass die Polizei genau so dasteht, wie sie das jetzt in Litora tut." Er schüttelte kritisch den Kopf. "Die Leute werden glauben, dass die Polizei nichts erreichen kann und das wiederum trägt nicht zu dieser Situation bei. Und außerdem hat Holly recht. Das hier ist unter Garantie nichts, das spontan entstanden ist. Dafür wissen sie zu viel - allein die Geschichte mit den Chiefs spricht Bände."
"Ich will gar nicht wissen, wie Tim drauf ist, wenn er die Nachrichten hört", meinte Lou mit einem tiefen Seufzen. "Seit Lyn verschwunden ist, versucht er, sich nichts anmerken zu lassen, aber wenn man ein bisschen zwischen den Zeilen liest, merkt man auch, dass er ganz schön unter Druck steht. Leider erzählt er mir nichts Genaues." "Die Sache mit den Chiefs find ich auch besonders beunruhigend", meinte Holly ernst. "Wenn man das vergleicht, dann ist es eigentlich fast lächerlich, dass wir überhaupt etwas versuchen. Ich meine so als Freiwillige. Das heißt nicht, dass ich aufgeben will, ganz im Gegenteil. Die Frage ist halt... können wir überhaupt etwas bewirken oder bringen wir uns gerade in eine Position, wo wir richtig in Schwierigkeiten kommen?"
Immer noch alle außer Jayjay: "Die Frage ist, wie die Polizei in Grital City arbeitet", merkte Ethan an. "Wenn sie jemanden wir Cordes haben, finden sie über kurz oder lang etwas heraus. Wenn es sich hingegen um Leute wie hier handelt..." Er hob ratlos die Schultern. "Andererseits ist es vielleicht sogar ein gutes Zeichen, wenn man noch nichts gehört hat. Das spricht doch eher dafür, dass deine Mutter unerkannt bleiben will." Alles andere - sowohl ein Mord als auch eine Lösegeldforderung - wäre mittlerweile vermutlich längst in den Medien gewesen. Ethan seufzte. "Und ja, es ist lächerlich, dass wir irgendetwas versuchen", stimmte er dann der Farmerin zu. "Es ist ebenso lächerlich, dass die Polizei überhaupt Freiwillige gesucht hat, sie konnten schließlich nicht erwarten, dass sich irgendein professioneller Trainer meldet." Ethan schüttelte den Kopf. "Und abhängig davon, was genau wir noch tun, ist es durchaus denkbar, dass es uns in Schwierigkeiten bringt. Streng genommen hat es das schon längst." Er dachte an Bonaparte und ging davon aus, dass er das nicht extra erwähnen musste. "Aber wenn niemand etwas versucht, tut sich nichts. Wenn ich meinem Vater genug Beweise liefere, die dafür sprechen, dass die Polizei zu wenig finanzielle Mittel erhält, wird er sich dafür einsetzen, dass die Investitionen erhöht werden. Das ist zumindest ein Anfang."
"Und es ist ein guter Anfang", pflichtete Holly Ethan bei. "Du hast recht, wenn keiner etwas tut, dann ändert sich nichts. So können wir zumindest versuchen, etwas zu erreichen." Die junge Farmerin nickte entschlossen. Vielleicht war es wirklich nicht viel, was sie leisten konnten, aber jedes bisschen zählte und wenn sonst niemand die Arbeit machen wollte, dann würden eben sie es tun. "Wir sollten aber nichtsdestotrotz vorsichtig bleiben", meinte Lou und aß den letzten Bissen ihres Brötchens. "Und für heute sollte unser Anfang sein, dass wir uns auf den Weg zur Wache am Strand machen." Sie schenkte Ethan ein dankbares Nicken. Er hatte nicht nur recht, was die Arbeit betraf. Er hatte auch recht, was Lyn betraf und in ihrem Fall waren keine Nachrichten gute Nachrichten.
4-1: "Ich bin der Letzte, der spontan unvorsichtige Dinge vorschlagen würde", merkte Ethan an. "Vor allem nicht nach der ganzen Geschichte im Hafen." Er seufzte. "Wenn wir aber schon bei dem Thema Pokémon sind, sollten wir vorher vielleicht unsere füttern." Ethan nickte zu der Glasfront des Speisesaals, durch die man das Gelände des Hotels einsehen konnte, wo in der Tat ein paar Leute damit beschäftigt waren, ihre Pokémon zu füttern. "Und im Anschluss daran stehen die Polizeistation und Cordes auf dem Programm." Woher Lous Nicken kam, das von einem Lächeln begleitet wurde, leuchtete ihm nur bedingt ein, aber entschied sich dazu, es hinzunehmen und schlicht und ergreifend nicht zu hinterfragen.
"Sowas wie am Hafen darf nicht nochmal passieren", meinte Holly ernst. "Wir müssen uns in Zukunft besser abstimmen, damit niemand in so eine Lage kommt. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass uns immer irgendwer hilft. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir Momente haben werden, wo wir uns nur aufeinander verlassen müssen. Und dann sollten wir dazu in der Lage sein." "Das klingt fast, als wollten wir in den Krieg ziehen", bemerkte Lou zurückhaltend. "Es klingt vielleicht hochtrabend, aber im Grunde stimmt es doch. Wenn wir uns am Hafen nicht getrennt hätten, dann wäre es nie so schlimm gekommen", behauptete die junge Farmerin noch immer ernst. "Was mich auch wurmt ist, dass man es so hinnehmen muss, weil die Vergangenheit nunmal unveränderlich ist. Macht sie in solchen Fällen nicht weniger beschissen." Die junge Farmerin schüttelte den Kopf und stand dann auf. "Gehen wir die Pokemon füttern. Das Hier und Jetzt braucht eher unsere Aufmerksamkeit", schloss sie schließlich mit einem Seufzen.
3/4: Die Ausführungen der Farmerin missfielen Ethan. Er hatte wenig Lust, sich noch einmal detailliert mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen. Ja, sie hatten sich getrennt und ja, der Idiot hatte den Kampf begonnen, aber es war letztlich Ethans eigene Schuld und das wusste er. Wenn die Farmerin und Lou nicht gekommen wären, hätte er vermutlich nicht einmal erste Hilfe geleistet. Es war in jedem Fall seine Schuld. Durchaus dankbar nahm er dementsprechend denThemenwechsel zur Kenntnis und nickte. "Gute Idee", stimmte er dann zu und stand auf.
"Es ist wirklich wahnsinnig warm geworden, so über die letzten Tage", bemerkte Lou als die kleine Gruppe nach draußen trat. Natürlich wollte sie auch das ernste Thema los werden, denn eine so bedrückte Stimmung konnte niemand gebrauchen. "Stimmt schon", meinte Holly zustimmend und ließ dann Funke und Lola aus ihren Bällen. Zu ihrer Freude benahmen sich die beiden noch immer wie am Vortag. Vielleicht konnte sie doch hoffen, dass es bergauf ging. Auch Lou ließ Caleb aus seinem Ball, der sich daraufhin erst einmal ordentlich streckte und anschießend freudig die anderen begrüßte. Das musste Lou ihrem Pokemon lassen: Caleb hatte eigentlich immer gute Laune.
Der größte Teil der Gruppe: Nachdem sie die Pokémon versorgt hatten, machten sie sich auf den Weg zu der Polizeistation. Lou hatte es zwar geschafft, das Thema auf Belanglosigkeiten zu lenken, aber Ethans Gedanken waren bei Bonaparte hängen geblieben und das war nicht unbedingt förderlich, was seine Stimmung anbelangte, sodass er das Gespräch weitestgehend den beiden anderen überließ. Auch als sie an der Strandpromenade entlang zu der Polizeistation liefen, änderte sich das nicht. Dort angekommen war zumindest die Tür offen und das war im Vergleich zum Vortag eindeutig ein Fortschritt. Ethan sah kurz zu der Farmerin und Lou, dann betrat er die Polizeistation, deren Inneres genauso aussah wie das aller Polizeistationen, die er bisher gesehen hatte. Die Theke war sogar besetzt und das hiesige Exemplar von Polizist wirkte zumindest kompetenter als Charly. "Willkommen", begrüßte sie die Frau mittleren Alters, die sogar eine vollständige Uniform trug. "Was kann ich für Sie tun?" "Wir sind die Freiwilligen aus Inito", antwortete Ethan. Im Anschluss an diese Aussage runzelte die Frau die Stirn und blätterte durch ein paar Zettel oder Akten, die vor ihr lagen. "Ja, ich erinnere mich daran, dass man mir diesbezüglich etwas gesagt hat", bestätigte sie und sah anschließend von den Akten wieder zu Ethan. "Was gibt es?" "In der Hauptstation ist niemand, also sind wir hier, um zu erfahren, was genau wir tun sollen", erwiderte Ethan. "Theoretisch am Strand aushelfen", sagte die Frau sofort. "Praktisch dürfen Sie das allerdings nicht, solange sie nicht mit dem Chief oder zumindest einem Captain gesprochen haben. Die sind allerdings alle erst wieder am Montag im Dienst." Sie hob entschuldigend die Schultern. "Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen."
Lou war froh, dass Ethan das Wort ergriff, denn da sie offiziell keine Freiwillige war, hielt sich das Mädchen doch lieber etwas zurück. Wenn niemand hinterfragte, dass sie da war, dann fiel es auch nicht auf, dass sie keine richtige Freiwillige war.
Holly:
"Im Ernst jetzt?", meinte Holly und klang danach, als ob sie sich ehrliche Mühe gab, nicht wütend zu werden. "Chief Cordes hat uns gesagt, dass sie hier bescheid gesagt hat, dass wir ankommen. Und zwar für gestern. Es ist also keine Überraschung, dass wir da sind. Wieso hat denn dann keiner Anweisungen hinterlassen, was mit uns zu tun ist?" Die junge Farmerin schüttelte den Kopf. Das war doch alles nicht wahr! "Tschuldigung...", brummte sie anschließend. "Ist ja nicht Ihr Fehler... Sie machen ja auch nur Ihre Arbeit." Hoffentlich jedenfalls.