Jakob seuftze kurz. Er war sich nicht sicher, ob das das beste Gesprächsthema war, aber es war nunmal so. Lous Mutter war von den Leuten verschleppt worden, die den AC-Menschen und die Chiefs umgebracht hatten. Und leider war Jakob dazu gewzwungen, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten. Aber das waren Dinge, die er Lou nicht erzählen wollte und konnte. "Ich hoffe echt, dass wir da was tun können. Die Typen... sind auch echt schlimm." Jakob seufzte und schaute auf die Leute vor sich. Zumindest waren sie bald dran.
"Ich traue es Lyn auch zu, dass sie diese Leute von sich aus verfolgt hat", meinte Lou und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. "Allerdings ist sie schon recht lange weg, sodass man nur schwer einschätzen kann, was nun der Fall ist und was nicht. Fakt ist, sie ist weg. Ich kann nur hoffen, dass ihr nichts zugestoßen ist." Das Mädchen seufzte tief. Sie wusste nicht genau, welche Art von Nachrichten sie eigentlich erwarten sollte. Dass Lyn wieder aufgetaucht war? Dann wäre sie wahrscheinlich wütend auf ihre Mutter, weil sie Tim und ihr so lange Sorgen bereitet hatte. Und das wegen ihrer Karriere. Allerdings wollte sie auch nicht, dass Lyn etwas zugestoßen war. Natürlich hatten sie immer ihre Differenzen gehabt, aber dennoch wünschte Lou ihr ganz sicher nicht den Tod.
Jakob schüttelte den Kopf. "Hey, es ist total verständlich, dass du dir Sorgen machst. Und wenn es dir ein Trost ist... bisher waren diese Typen auch nicht subtil darin, wenn es darum geht, ähm, du weißt schon." Jakob tat sich ziemlich schwer dabei auszusprechen, dass die Organisation gerne Leute umbrachte. Jakob schwieg einen Moment und musterte den Rücken der Person vor sich.
"Ja, da hast natürlich auch nicht ganz unrecht", meinte Lou und seufzte abermals. "Das Ganze ist ziemlich bescheiden. Allerdings kann ich mir auch nur schwer vorstellen, wie es Tim bei der Sache geht. Mittlerweile ist er zumindest nicht mehr ganz so durch den Wind wie am Anfang. Er arbeitet auch schon wieder. Jedenfalls zum Teil, soweit ich das verstanden hab. Das war auch der Grund, warum er nicht nach Inito gekommen ist." Ein weiteres Schulterzucken folgte. "Zumindest manche Sachen verändern sich nie", fügte das Mädchen hinzu. "Wie fanden es eigentlich deine Eltern, dass du dich für die Polizei gemeldet hast?"
Jakob seufzte nochmal. Lou schien die ganze Sache mehr zu belasten, als sie sich anmerken ließ. Allerdings nahm es Jakob als gutes Zeichen auf, dass sie von sich aus mit ihm darüber redete. Als sie dann allerdings das Thema auf seine Eltern verlegte, verkrampfte sich sein Körper. "Weißt du, ich habe ihnen gar nicht gesagt, dass ich mich freiwillig gemeldet habe", sagte Jakob dann steif. "Wozu auch? Zum einen hätten sie mir das sowieso nicht geglaubt, zum anderen denke ich, dass sie das nur für Zeitverschwendung halten. So wie alles, was ich mache, was kein Geld einbringt."
"Du hast es ihnen nicht gesagt?", hakte Lou doch ziemlich überrascht nach. Gut, sie hatte ihrem Vater auch nichts gesagt, aber das lag einfach daran, dass sie offiziell sowieso keine Freiwillige war. "Meinst du nicht, dass sich Sorgen machen werden? Ich meine, wir sind schon seit einigen Tagen weg und so", gab das Mädchen zu bedenken und schüttelte den Kopf. "Außerdem... Was glaubst du, wie Chief Cordes drauf ist, wenn deine Eltern dich als vermisst melden?"
Jakob schaute Lou ein wenig ratlos an. Er hatte gehofft, dass er mit seinem Kommentar das Gespräch in dieser Richtung beenden würde. Stattdessen stellte Lou weitere Fragen. Fragen, die sich Jakob selbst nie gestellt hätte. "Naja, ich bin 18, ich muss mich nicht mehr abmelden. Denke ich. Ich hab mir tatsächlich keine Gedanken gemacht, dass sie sich Sorgen machen könnten." Jakob seufzte einen kurzen Moment. "Es... es tut mir einfach im Moment gut, nicht zuhause zu sein." Er blickte zu Siggi. "Und es ist auch definitiv gut, sich nicht verstecken zu müssen, oder?"
"Naja... Es klang halt so, als ob du noch zu Hause lebst", gestand Lou und war etwas ratlos. "Dementsprechend würde es Sinn machen, bescheid zu sagen, wenn du nicht da bist." Gerade damit sich seine Eltern keine Sorgen machten. Als Jakob allerdings zu Siggi sah, dämmerte dem Mädchen, was das eigentliche Problem war. Und das war ein ziemlich schwerwiegendes. "Sie mögen Siggi nicht, oder?", fragte sie vorsichtiger geworden nach. Lou wusste, dass das ein sehr empfindliches Thema war und sie wollte nicht Salz in irgendwelche Wunden streuen.
Jakob blickte von Siggi wieder zu Lou. Er seufzte einmal kurz und strich sich durch die Haare. "Nee, Siggi mögen sie ganz und gar nicht. Meine Ma hält ihn für einen Rüpel und mein Dad sieht in ihm keinen wirklichen Arbeitsnutzen. Wenn es nach den beiden gehen würde, hätte ich ihn schon längst weggeben müssen." Jakob schaute für einen Moment zu Boden. Das Thema war sehr heikel. Sie hatten ihm auch kein Labor-Pokémon bezahlen wollen. Nach der Sache mit Siggi war seine Mutter nicht mehr überzeugt gewesen, dass Jakob ein Pokémon so richtig unter Kontrolle haben konnte. Und sein Vater hatte die Labor-Pokémon schon immer für Geldverschwendung gehalten. "Naja, ich freue mich einfach im Moment, hier zu sein und die Arena herausfordern zu können. Vielleicht ändert sich dann was."
"Das klingt... schwierig", musste Lou zugeben. "Das heißt... deine Eltern sind nicht glücklich, dass du Siggi hast? Was haben sie dann zu Pachira gesagt?" In ihren Ohren klang das nicht so, als ob die beiden sehr erfreut gewesen wären. Eher so gar nicht. Sie konnte ohnehin nicht wirklich mitreden, denn ihre Eltern hatten nie ein Problem mit Caleb gehabt und Lou bezweifelte ehrlich, dass es ein Problem damit geben würde, dass sie sich ein zweites gefangen hatte. Da würde es schwerer werden, sie zu überzeugen, dass sie in Inito leben oder regelmäßig an Wettbewerben teilnehmen wollte.
Jakob seufzte noch einmal kurz. Irgendwie war es schön, dass sich Lou mit ihm über seine Probleme unterhalten wollte. Allerdings machte das die Probleme nicht weniger schwierig. "Nein, zufrieden sind sie nicht. Unglücklich trifft es wohl eher. Ich vermeide den Kontakt, so gut es geht, wenn man in einer Wohnung wohnt." Er wusste nicht, wie er Lou sagen sollte, dass er sowohl Siggi, als auch Pachira im Moment vor seinen Eltern geheim hielt. Glücklicherweise musste er ihr es auch nicht sagen, denn gerade rückte die Schlange ein weiteres Stück vor. "Hey, wir sind dran", meinte Jakob zu Lou, um das Thema vorerst zu beenden.
Lou merkte an Jakobs Antwort, dass sie definitiv falsches Terrain betreten hatte, sodass sie bereits überlegte, wie sie das Gespräch wieder in eine andere Richtung lenken konnte. Glücklicherweise kam Jakob ihr zuvor und wies sie darauf hin, dass sie endlich dran waren. "Guten Tag", begrüßte sie die Frau hinter dem Tresen. "Ich hab mir grade ein Natu gefangen und würde das und mein Sesokitz gern checken lassen." Das Mädchen legte die beiden Pokebälle auf dem Tisch ab und holte anschließend ihren Trainerausweis hervor, der für die Prozedur erforderlich war. "Und wäre es möglich, eine Geschlechtsbestimmung für das Natu zu machen? Ich selbst hab davon leider keine Ahnung."
Jaylou: "Selbstverständlich", erwiderte die Krankenschwester mit einem Lächeln. "Und herzlichen Glückwunsch zu deinem Fang." Sie nahm die beiden Pokébälle und Lous Trainerpass entgegen und übergab alles einer jungen Frau, die vermutlich eine Art Auszubildende war. Ebenfalls lächelnd nahm diese die Pokébälle und den Trainerpass entgegen und verschwand in dem hinteren Teil des Pokémon-Centers. "Das dürfte nicht allzu lange dauern", wandte sich die Krankenschwester erneut an Lou und Jakob. "Sie können hier warten."
"Vielen Dank", erwiderte Lou der Schwester, wobei sie ebenfalls lächelte und sich anschließend wieder Jakob zuwandte, um das Gespräch erneut aufzunehmen, während sie warten musste. "Ich bin gespannt, welches Geschlecht das Natu hat. Ich hab tatsächlich schon ein paar Ideen für Namen, aber dafür muss ich natürlich erstmal wissen, was es ist." Das Mädchen lachte kurz und hob die Schultern. "Du hattest ein Muster, richtig?"
[align=left]Jakob nickte kurz der Schwester zu. Der Rest war ja Lous Angelegenheit, aber er wollte höflich bleiben. Lou nahm immerhin das Gespräch wieder auf, als sie hörte, dass es nicht so lange dauern würde. Jakob fand es angenehm, dass Lou ihn nicht direkt wieder nach draußen schickte und sie tatsächlich auch für einen Moment lachte. Er lächelte Lou an. "Ja, tatsächlich. Ich benenne meine Pokémon nach berühmten Trainern." Jakob lachte kurz. "Am Anfang hatte ich vor, dass die Namen sich mit den Bevorzugten Typen der Berühmtheit decken, aber bei Siggi hatte das nicht so gut geklappt." [/align]