"Wenn das passiert, dann haben wir einige Probleme", meinte Lou. "Und wehrlos zu sein, gehört im Moment definitiv dazu. Aber wir haben dann auch überhaupt keinen Ansatzpunkt mehr. Die Polizei hat ja theoretisch doch ein paar Informationen für uns gehabt. Und außerdem... Wenn was passiert und man Hilfe bräuchte, dürfte das ziemlich heftig werden, wenn es keinen Notruf mehr gibt." Das Mädchen schüttelte den Kopf. Wenn nichts passierte, würden sie sich etwas wirklich Gutes überlegen müssen.
Holly:
Holly gähnte und streckte sich etwas. Es war seltsam, nichts tun zu müssen, aber insgesamt auch mal sehr angenehm. Sie war auch erstaunt, dass sie sie Zeit gut gefüllt bekam, das hätte sie so vorher nicht erwartet gehabt. Sie befand sich in der Nähe des Hotels, aber es war noch viel Zeit, bis sie sich mit den anderen treffen würde. Sie überlegte bereits, ob sie noch etwas mit Lola trainieren sollte und wie sie das angehen wollte.
Jakob zuckte kurz mit den Schultern, nickte dann aber. Ohne Polizei würde einiges schwieriger werden. "Ich weiß nicht, ob wir jetzt dafür eine Lösung finden werden, aber ich fürchte wir können an der Situation nichts ändern. Vielleicht ist Ethan der Meinung, er kann das zusammen mit Kate, aber ich habe weder Geld noch Beziehungen. Ich bin einfach nur ein Trainer." Dann lächelte er zu Lou. "Nicht dass das etwas Schlechtes wäre oder so. Zur Not könnten wir vielleicht doch über Ethan an Informationen kommen. Aber noch ist die Polizei nicht abgeschafft, also sollten wir das jetzt irgendwie noch auskosten."
"Ethan scheint zumindest eine Idee zu haben", meinte Lou. "Was genau er bezwecken will, können wir ihn nachher fragen. Und Kate ist immerhin Champion. Sie kann theoretisch eine ganze Menge Leute erreichen, das darf man auch nicht außer Acht lassen." Ob das Ethans Hintergedanke war, wusste Lou zwar nicht, aber sie würde es nicht ausschließen. Tatsächlich hatte sie auch keine andere Erklärung, warum Ethan Kate kontaktieren sollte. "Auskosten?", wiederholte sie irritiert Jakobs Wortwahl. "Was sollen wir denn auskosten? Dass noch nicht alles in Anarchie versunken ist? Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau du gemeint hast, allerdings bin ich überzeugt, dass deine Wortwahl nicht die geschickteste war."
Jakob nickte Lou kurz zu und lächelte. "Ich meinte eigentlich damit, dass wir so viele Informationen von der Polizei sammeln, wie wir können, bevor das nicht mehr geht." Er seufzte kurz, lächelte aber wieder. Bisher hatte ihnen niemand von der Polizei wirklich nützliche Informationen gegeben, trotzdem war Jakob der Meinung, dass man sie als Freiwillige irgendwann informieren würde. Wenn nicht, würde er Ärger von der Organisation bekommen. "Und vielleicht können wir ja auch bis dahin selber Kontakte aufbauen, über die wir an Informationen herankommen."
"Ich mach mir ehrlich gesagt auch Sorgen um Cordes oder Johnson. Nicht die nettesten Leute, aber sie machen gute Arbeit. Allein den beiden gegenüber wäre es einfach nur unfair. Und ich will gar nicht wissen, wie viel engagierten Leuten wir noch nie begegnet sind. Das ist einfach nicht richtig so... Und wenn es keine Polizei mehr gibt... Wer kümmert sich dann um die Organisation? Stehlen die einfach weiter fröhlich Pokemon? Das sind keine guten Aussichten." Vor allem weil niemand sagen konnte, was sie mit all den Pokemon taten. Nur eins war für Lou ganz sicher und zwar, dass es nichts Gutes sein konnte.
Lou machte sich ernsthaft Sorgen um die kompetenten Leute. Jakob war sich sehr sicher, dass solche Leute wie Cordes ganz sicher irgendwo unterkommen würden. Es war zwar ärgerlich, wieder von unten anzufangen, aber die inkompetenten Leute wie Charlie, würden größere Probleme bekommen, wenn sie ohne Job dastehen würden. "Du machst dir echt viele Gedanken über die Situation und die Organisation, oder?" Jakob schüttelte den Kopf und seufzte einmal kurz. "Weißt du, ich kann dich da echt verstehen. Pokémon-Diebstähle finde ich wiederlich und Mord sowieso. Vor den Typen muss man sich echt in Acht nehmen."
Halb hatte Ethan damit gerechnet, dass ihn doch irgendwer der anderen auf dem Weg abfangen würde, aber offenbar hatten sie darauf verzichtet, sodass er ungehindert das First Row betreten konnte. Bei dem Hotel handelte es sich um ein mehr als ansehnliches Hotel, das – wie der Name bereits sagte – in der ersten Reihe am Strand stand. Abgesehen von einem großen Außenbereich, den man von außen nur erahnen konnte, machte es den Eindruck, als befänden sich auf den eindrucksvoll hohen Dachterrassen ebenfalls Pools. Auch die Eingangshalle bestätigte diesen Eindruck, angefangen bei dem marmornen Boden, aufgehört bei der gläsernen Decke, die das Ganze zu einem gewaltigen Atrium machte. Ethan trat zu der Rezeption, hinter der sich ein junger Mann in einer sichtlich teuren Uniform befand und ihn interessiert musterte. „Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte er nach. Ethan wusste, dass er nicht darum herum kommen würde, seinen Nachnamen zu erwähnen, wenn er hier überhaupt etwas erreichen wollte. Dementsprechend legte er mit einem höflichen Lächeln seinen Ausweis auf die Theke. „Ich suche jemanden, der hier wohnt“, sagte er dann.
„Wie könnte ich mir keine Sorgen machen?“, erwiderte Lou, während sie weiter neben Jakob herlief. „Denk doch nur an das, was im Hafen passiert ist. Oder dass es denen gelungen ist, einen Tunnel zwischen hier und Inito zu bauen, ohne dass es aufgefallen wäre. Die bringen Leute vor laufender Kamera um und keiner kann etwas tun...“ Lou seufzte tief. Sie wusste, dass das nur der Anfang war und wollte sich lieber nicht vorstellen, was noch alles im Hintergrund passierte.
Jakob nickte. Er konnte Lous Verärgerung über diese Typen verstehen. Er mochte zwar seine Eltern nicht, aber er wünschte ihnen auch nicht den Tod. Und mit jedem Tag, der verging, war es unwarscheinlicher, dass Lous Mutter gefunden würde. "Ich bin mir nicht sicher, ob keiner etwas tun kann", begann Jakob dann Lou zu beschwichtigen. "Ich meine, so wie sich das anhört, ist Ethan echt daran interessiert, die Situation zu ändern und das zum Besseren. Ich bin ja auch was das angeht auf seiner Seite. Bin ich ihm ja auch irgendwie schuldig." Jakob seufzte. Ohne Ethan und sein Geld war er im Moment wirklich aufgeschmissen und er konnte nicht sagen, wann er an die nächste Information rankam, für die sich die Organisation interessierte. Vielleicht sollte er es einmal ausnutzen, dass er Charlie kannte und sich in der Station nach etwas brauchbarem umschauen, wenn er weiß, dass sie früher Feierabend macht.
Der Mann griff nach dem Ausweis, sah ihn einen Moment lang an und richtete den Blick dann wieder auf Ethan, dieses Mal ebenfalls lächelnd. „Selbstverständlich, Mr. Courtenay“, erwiderte der Mann. „Um wen handelt es sich?“ Einen Moment lang zögerte Ethan. Er wusste nicht, unter welchem Namen sic h Kate hier einquartiert hatte, aber ein derartiges Hotel bot Diskretion, also war es wahrscheinlich, dass sie den richtigen Namen benutzt hatte. Außerdem ging Ethan davon aus, dass er auch auf ihrem Trainerpass auftauchte. „Malvina Katelyn Ainsley Arkwright.“
"Du solltest auf seiner Seite sein, weil es richtig ist, etwas ändern zu wollen und nicht weil du ihm etwas schuldig bist", erwiderte Lou ernst. "Sowas sollte man aus Überzeugung machen, wenn du mich fragst. Wenn du irgendeine Schuld begleichen willst, findet sich garantiert etwas Passenderes." Es folgte ein weiteres Seufzen. "Aber du hast recht... Es ist nicht ganz hoffnungslos. Sonst hätten diverse Leute schon längst das Handtuch geworfen."
Jakob schüttelte kurz den Kopf. Es gab natürlich noch ganz andere Gründe, warum er sich dazu entschieden hatte, mit dem Courtenay zusammenzuarbeiten. Allerdings war noch nicht die Zeit gekommen, das mit Lou zu besprechen. Vielleicht irgendwann, dann wusste sie auch, dass er etwas tun konnte, weil er anscheinend mit der Organisation zusammenarbeitete. Allerdings würde er die Erklärung Ethan überlassen, falls es nötig sein würde. "Ja, du hast natürlich recht. Aber ich mach ja nicht nur wegen Ethan mit. Ich bin mindestens genau so überzeugt wie du, dass solche Leute nicht frei herumlaufen sollten." Dann lächelte er Lou an. "Und wer weiß? Vielleicht sind es doch irgendwann wir, die bei der ganzen Sache noch was reißen." Zumindest war sich Jakob sicher, dass sie bereits stärker involviert waren, als das Mädchen ahnte.
Der Mann hinter dem Tresen wirkte unglücklich über diese Antwort. „Ich weiß nicht, woher Sie wissen, dass…“ „Ich weiß es“, unterbrach Ethan ihn. „Hören Sie, das ist eine äußerst vertrauliche Angelegenheit und wenn ich Ihnen irgendetwas dazu sage, werde ich...“ „Sie müssen mir nichts dazu sagen, wie Sie sehen, bin ich informiert“, fiel Ethan ihm erneut ins Wort. „Ich brauche lediglich eine Zimmernummer.“ Da der Mann noch immer unentschlossen wirkte, legte Ethan einen mittelgroßen Geldschein auf der Theke ab. „Oder Sie rufen in besagtem Zimmer an und fragen nach.“
Lou schnaubte, kam aber nicht umhin, zumindest schief zu grinsen. "Wir? Irgendetwas reißen?", fragte sie halb skeptisch, halb amüsiert nach. "Wie stellst du dir das vor? Dass wir irgendwann deren Hauptquartier finden und in die Luft jagen?" Es folgte ein weiteres Kopfschütteln, wenn auch ein amüsiertes. "Vielleicht sollten wir das doch lieber den Profis überlassen. Aber ich hätte nichts dagegen, diese zu unterstützen."
Jakob sah Lou erst ein wenig skeptisch an, musste dann aber lachen, da ihre Aussage doch etwas absurd klang. "Also so, wie du das jetzt formulierst, würde ich mich für komplett bescheuert halten." Jakob grinste sie kurz an und schüttelte dann den Kopf. "Aber ja, im Moment bleibt uns nichts anderes übrig, als die Profis zu unterstützen. Zumindest solange wir selber noch keine Profis sind. Und du musst zugeben, Ethans Kampf in der Arena war schon nicht ohne. In uns steckt auf jeden Fall das Zeug, dass wir auch Profis werden können!"