Als er die Lobby des Hotels durchquerte, nickte ihm der Mann hinter der Rezeption höflich zu, sodass sich Ethan dazu entschied, das Telefonat mit seinem Vater direkt hinter sich zu bringen und dafür die Lobby zu nutzen. So wichtig es auch war, so wenig Lust hatte er darauf, sich mit seinem Vater auseinander zu setzen. Doch eher missmutig trat er zu einer der edlen, hölzernen Bänke, die sich in dem Eingangsbereich des Hotels befanden. Dann setzte er sich, wartete darauf, dass auch Nofretete auf die Bank gesprungen war und zückte anschließend sein AC-Phone, um die Nummer seines Vaters auszuwählen. Es klingelte eine Weile, aber sein Vater schien keine Anstalten zu machen, den Anruf entgegenzunehmen. Als er so lange gewartet hatte, dass er nicht mehr ausging, seinen Vater über diese Nummer zu erreichen, legte Ethan auf. Mit einem frustrierten Seufzen wählte er schließlich die Hauptnummer des Anwesens. Mit diesem Anschluss hatte er mehr Erfolg, denn nach vergleichsweise kurzer Zeit meldete sich seine Mutter. "Courtenay." Ethan unterdrückte das Bedürfnis, das Gespräch spontan zu beenden. "Hier ebenfalls", erwiderte er stattdessen. "Benjamin!", sagte seine Mutter sofort und klang reichlich vorwurfsvoll. "Du hättest dich wenigstens verabschieden können! Womit habe ich das verdient?" Ethan fielen eine ganze Menge Gründe ein, aus denen sie das verdient hatte. Allerdings hielt er es für kontraproduktiv, diese jetzt aufzuzählen - zumindest wenn er noch mit seinem Vater reden wollte. "Ich hatte es eilig", log er betont höflich. Die Stille am anderen Ende der Leitung war derart missbilligend, dass er sich sicher war, dass seine Mutter die Lüge als solche identifiziert hatte. Streng genommen war ihm das allerdings reichlich egal. "Ist Vater zu sprechen?" Die missbiligende Stille wurde von einem mindestens ebenso missbiligenden Schnauben unterbrochen. "Ich kann es nicht fassen, dass ich von meinem eigenen Sohn zu einem Hausmädchen degradiert werde", erwiderte seine Mutter eisig. "Und um deine Frage zu beantworten, Benjamin, er ist zu einem Geschäftsessen aufgebrochen." Das erklärte, weshalb Ethan ihn nicht erreicht hatte, denn sein Vater schaltete sein AC-Phone für gewöhnlich aus, wenn er sich mit wichtigen Kontakten traf. Hinzu kam, dass ein solches Geschäftsessen unter Garantie bis in den späten Abend hinein andauern würde, sodass Ethan nicht davon ausging, seinen Vater heute noch zu erreichen. "Danke für die Auskunft", sagte er steif. "Das war alles?", hakte seine Mutter hörbar pikiert nach. "Diese Reise bekommt dir nicht, Benjamin." "Vielen Dank für diesen Hinweis", kommentierte Ethan voller Ironie und aus Prinzip fügte er hinzu: "Ich habe übrigens die hiesige Arenaleiterin besiegt." Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er auf. Nach den Neuigkeiten und dem Gespräch mit Kate hatte er ohnehin bereits schlechte Laune gehabt, aber diese hatte sich soeben um ein Vielfaches verstärkt. Missmutig steckte er das AC-Phone weg und bezweifelte, dass sich das an diesem Tag noch ändern würde. Lediglich Nofretete wirkte gänzlich unbeeindruckt. Da ihm allerdings nichts anderes übrig blieb, stand er letztlich auf, um sich in Begleitung des Mauzi auf den Weg zu den anderen zu machen. Nicht dass er wirklich Lust darauf gehabt hätte, aber dieses Gespräch blieb ihm definitiv nicht erspart.
Jakob schaute kurz irritiert zu Lou und schüttelte dann amüsiert lächelnd den Kopf. "Falls es dich beruhigt, Holly, den kannte ich auch noch nicht. Und ja, ich sehe, dass er überhaupt keine Oberweite hat." Jakob seufzte kurz und kam dann zum eingentlichen Thema zurück. "Ja, allerdings wollte ich sagen, dass Finneas ziemlich starren kann." Jakob machte eine kurze Pause und versuchte, unter dem Starren des Natu Lou anzugrinsen. "Oder ist das auch eine Anspielung auf die weibliche Anatomie gewesen?"
"Ja, dass er ganz schön starrt, hab ich auch schon bemerkt. Allerdings glaube ich, dass das einfach normal ist", meinte Lou. "Und nein, das war keine weitere Anspielung." "Also mir wär das nach einer Weile echt unangenehm", erwiderte Holly und beobachtete das Natu, welches noch immer Jakob anstarrte. "Das ist einfach nur eine Frage der Gewöhnung", behauptete die jüngere der beiden und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Wenn du das sagst... Und was kann er so?", erkundigte sich Holly. "Na ja... Durch die Nachrichten bin ich gar nicht dazu gekommen, noch nachzuschlagen, aber im Kampf gegen Caleb, hat er Teleport und Schnabel eingesetzt", erzählte Lou daraufhin. "Teleport? Okay, das ist ziemlich cool", gab die junge Farmerin zu.
Jakob hatte mittlerweile den Blick von Lou auf Finneas umgelenkt und war in ein unfreiwilliges Starrduell verwickelt. Jakob konnte auch gar nicht anders, als hinzusehen. "Das sagst du so einfach, aber es starrt ja auch nicht dich an", erwiederte Jakob zögerlich. Dann räusperte er sich und schaffte es, sich aus dem Bann des kleinen Pokémon zu befreien. "Schnabel ist eine recht verbreitete Attacke, aber Teleport ist cool. Und so, wie es starrt, würde es mich nicht einmal überraschen, wenn es Silberblick beherrscht. Aber ansonsten kenn ich mich mit der Art auch gar nicht aus. Ich frage mich, wie es aussieht, wenn es sich entwickelt."
"Ich nehme an, dass er dann größer wird. Das ist zumindest das, was mit den meisten Pokemon passiert, wenn sie sich entwickeln", gab Holly eher wenig qualifiziert zur Antwort. Sie selbst störte sich daran nicht. "Ich bin eigentlich ganz froh, dass er so klein ist", gab Lou zu, woraufhin Finneas sich ein wenig aufplusterte. "Vor allem wegen dem Futter, aber halt auch wegen dem Platz, den er braucht. So finde ich das schön überschaubar." "Ich muss zugeben, dass ich auch gar nicht weiß, wie groß Lola oder Funke theoretisch noch werden können", meinte Holly und warf ihrem Snubbull einen kurzen Blick zu. Dieses blickte nur fragend zurück, aber Holly hatte von diesem sowieso keine Antwort erwartet. "Wie sieht es bei dir aus, Jakob? Wie groß werden Siggi und Pachira?"
Bei der Diskussion um die Größen grinste Jakob die beiden anderen nur an. "Also ich weiß, dass deine beiden auch nicht sehr groß werden am Ende." Dann machte Jakob eine kurze Pause. Er fragte sich, ob es Holly tatsächlich nicht aufgefallen war, dass sie bereits die finale Entwicklung von Pachira gesehen hatte. "Was Pachira angeht... ihr habt schon gesehen, wie groß sie wird, nämlich bei Mick. Siggi wird ähnlich groß, vielleicht einen Tick kleiner. Hab noch nie ein Irokex neben einem Panferno gesehen. Hemmit hat eins, also ein Irokex."
"Stimmt ja!", meinte Holly und schlug sich kurz vor die Stirn. "An Mick habe ich grad gar nicht gedacht. Aber wenn Siggi am Ende ähnlich groß ist, haben die beiden echt eine überschaubare Größe. Und wer auch immer Hemmit ist, aber schön dass er ein Irokex hat." "Das ist einer der Top Vier", erklärte Lou. "Aber frag mich bloß nicht, was der für Pokemon hat. Ich bin in der Sparte nicht sonderlich bewandert. "Hey, wenigstens wusstest du, wer das ist", gab Holly zu bedenken. "Hast du denn eine Ahnung, wie groß Caleb mal werden kann?" "Frag lieber nicht", erwiderte die jüngere der beiden. "Wenn Caleb sich entwickelt, dann wird er zu einem Kronjuwild und die sind so um die 1,90 m groß." "Wow, das ist stattlich. Dann müsste er ungefähr so groß wie Jakob sein, oder?", überlegte Holly und sah anschließend fragend zu dem jungen Mann.
Jakob schaute die beiden Mädchen erneut an. Er wusste ja bereits, dass die anderen seine Begeisterung für die Liga nicht unbedingt teilten. "Hemmit setzt Kampf-Pokémon ein", warf Jakob noch ein, bevor sich das Thema wieder den Pokémon zuwandte. "Naja, ich bin nicht ganz 1,90. Caleb wird also später mal ein wenig größer als ich. Na mal sehen, ob ich mir noch ein größeres Pokémon zulegen werde. Ich habe ja auch noch nicht geplant, was ich alles aufnehmen will." Dann schaute er wieder kurz zu Finneas, der sofort zurückstarrte. "Aber ein Flug-Pokémon wollte ich mir auch zulegen und die meisten von denen werden nicht sonderlich groß."
"Ich denke, dass das aber relativ ist, weil Kronjuwild ein Geweih haben. Dadurch wirkt die Größe nochmal ganz anders", meinte Lou und hob kurz die Schultern. "Ich find es trotzdem ziemlich beeidruckend. Ich bin ja auch recht groß, aber ich hab nicht einmal die 1,80 geschafft. Da ist es ziemlich krass, dass Caleb mal die 1,90 knacken wird", witzelte Holly. "Was soll ich denn sagen?", erwiderte Lou und deutete mit einer Hand ihre eigene Größe an. "Vermutlich kann ich dann auf ihm reiten. Weil mit ihm dann laufen zu gehen, könnte anstrengend werden." "So kann man auch für einen Marathon trainieren", meinte Holly scherzhaft. "Sehr witzig. Wenn er sich entwickelt, wird er oft in seinem Ball bleiben müssen und mir ist jetzt schon klar, dass er das gar nicht gut finden wird", gab die jüngere der beiden zu bedenken und wirkte dabei nur wenig begeistert.
Jakob grinste Lou kurz an. "Ich weiß nicht, ich fände es cool, ein Pokémon zu haben, auf dem ich reiten kann. Macht bestimmt auch viel Eindruck. Aber ja, Caleb wird es sicher nicht gefallen, ständig weggesperrt zu sein. Leider." Dann schaute er Lou kurz an und versuchte, sich nicht von dem Natu ablenken zu lassen. "Aber ich bin mir sicher, du findest eine Lösung. Bis dahin kann Caleb ja auch noch viel herumtollen."
Während Jakob noch mit Lou sprach, ließ Finneas ihn nicht aus den Augen. Lou schien das nicht weiter zu kümmern. "Caleb wird immer viel umherlaufen dürfen", erklärte das Mädchen ein wenig angesäuert über die Wortwahl des jungen Mannes. "Ich hab meine Gewohnheiten einmal für ihn geändert, ich bin gerade dabei, es ein zweites Mal zu tun und ein drittes Mal wird mich dann auch nicht umbringen." "Im Endeffekt scheint er dafür zu sorgen, dass du sportlicher wirst", meinte Holly halb ernst und halb scherzhaft. "Ich bin mir nur noch nicht sicher, wie das werden soll, wenn er sich wirklich entwickelt. Dann ist es definitiv nicht mit einer Runde joggen getan", gab Lou zu bedenken. "Bis dahin hast du aber noch Zeit, um dir was zu überlegen", erwiderte die ältere der beiden. "Zum Glück, sag ich dir", stimmte Lou zu.
Jakob lächelte die beiden Frauen an. Es war schon entspannend, sich über Caleb zu unterhalten. Er hatte endlich mal das Gefühl, auch zu der Gruppe dazu zu gehören. Auch wenn das Natu ihn weiterhin anstarrte, als er mit Lou redete. "Hey, sieh es mal so. Einige Pokémon verändern auch ihre Persönlichkeit, wenn sie sich entwickeln. Ich weiß zwar nicht, wie ein Kronjuwild drauf ist, aber du kannst ja immerhin hofffen, dass Caleb ein wenig ruhiger wird. Auch wenn ich nicht glaube, dass er sich problemlos einsperren lässt." Insgeheim hoffte er ja auch, dass Pachira ein wenig ruhiger werden würde, wenn sie sich entwickelte. Es würde ihm auch reichen, wenn sie auf ihn hörte. Mittlerweile konnte er den Blick des Natu nicht mehr ertragen und er schaute von alleine zu Holly.
"Es ist durchaus möglich, dass er dann tatsächlich ruhiger wird", stimmte Lou zu, während Finneas seinen Blick noch immer nicht von Jakob löste. "Ich hoffe ja, dass Lola etwas mutiger wird, wenn sie sich mal irgendwann entwickelt", meinte Holly. "Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als so daran zu arbeiten. Im Moment hab ich sie draußen, damit neue Umgebungen für sie nicht mehr so unangenehm sind." "Klingt nach einem guten Anfang", musste Lou zugeben. "Willst du sie so auch an Kämpfe gewöhnen?" "Das ist der Plan", erwiderte Holly mit einem Nicken.
Jakob nickte und blickte weiterhin zu Holly. er versuchte zwar, das natu zu ignorieren, aber er merkte trotzdem, dass sich die Blicke des kleinen Pokémon in ihn bohrten. "Was das Gewöhnen an Kämpfe angeht, kann ich dir gerne helfen. Wenn du meinst, dass Lola schon bereit ist, können wir gerne schon heute anfangen, zu trainieren. Siggi braucht heute sowieso noch seine Trainingseinheit." Dann schaute er wieder kurz zu Lou und lächelte die beiden Frauen an. "Aber unabhängig von Lola fände ich es trotzdem schön, wenn wir heute nochmal gemeinsam trainieren. Zusammen mit euch macht es Spaß und ist effektiv."
Nofretete stolzierte regelrecht neben ihm her, aber der Anblick des sichtlich eitlen Mauzi unterhielt Ethan nicht. Diese ganze Sache störte ihn gewaltig. Kate, sein Vater, seine Mutter - Personen, mit denen er sich eigentlich nicht auseinandersetzen wollte, aber es blieb ihm nicht erspart. Als er schließlich in einiger Entfernung die anderen ausmachte, seufzte er. Noch etwas, das ihm nicht erspart blieb. Er bemühte sich darum, zumindest die äußerst düstere Miene zu ersetzen, die sich auf seinem Gesicht hielt, dann ging er auf die anderen zu.