Jakob nahm die Papiere entgegen und studierte sie. Den ersten Zettel empfand Jakob als uninteressant. Bestimmt konnte man versuchen, etwas daraus zu erkennen, aber Jakob sah nur das, was er sowieso schon wusste. Die Organisation war in ganz Aventu tätig. Die zweite Seite fand Jakob interessanter. Kate kam also an Polizei-Dokumente heran, was nur noch mehr bestätigte, dass sie in irgendeiner Form wichtig war. Den Handschriftlichen Hinweis fand Jakob ein wenig bedenklich. Wenn es innerhalb der Polizei andere Informanten gab, musste Jakob doch seinen Wert unter Beweis stellen. Auf jeden Fall wusste sie nicht, dass Jakob selbst ein Informant war, das war immerhin beruhigend. Er hätte in dem Fall auch wohl eher Hollys Faust als die Zettel bekommen. Der letzte Zettel allerdings war eine Eindeutige Spur. "Montu also... die Frage ist, wann wir hier fertig sind. Oder wem wir diese Informationen zuspielen." Damit gab Jakob die Zettel an Lou weiter.
Als Lou schließlich die Zettel bekam, sah sie endlich, was die anderen meinten. Das waren eine ganze Reihe neuer und vor allem wichtiger Informationen. "Ich finde es interessant, dass Kate uns die Infos gibt. Will sie, dass wir die an Johnson weitergeben oder dass wir uns direkt auf den Weg nach Montu machen?", wollte Lou schließlich wissen. Sie war sich nicht so ganz sicher, was Kate wirklich bezwecken wollte. Glaubte sie wirklich, dass sie etwas bewirken konnten?
Ethan musterte Lou skeptisch. "Ich bezweifle, dass sie möchte, dass wir nach Montu gehen", merkte er dann an. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie glaubt, wir könnten ernsthaft etwas erreichen." Er nahm die Zettel wieder an sich uns sah sie einen Augenblick lang an. "Aber wenn sie davon ausgeht, dass es Spione innerhalb der Polizei gibt, bringt es ihr rein gar nichts, wenn sie die Informationen an die Polizei weitergibt." Ethan hob den Blick wieder und sah zu Lou. "Ich glaube, Johnson wäre jemand, der damit etwas anfangen könnte. Und wir können es immer noch im Hinterkopf behalten."
"Das bezweifle ich allerdings auch", stimmte Lou Ethan zu. "Ich denke auch, dass wir eher sowas wie... keine Ahnung, Kuriere sind oder sowas. Aber ich bin auch dafür, dass wir uns an Johnson wenden. Ich meine... ich muss eh mit ihm reden und außerdem sind die jüngsten Infos von gestern. Ich finde, dass wir da nicht sonderlich viel Zeit vertrödeln sollten." "Stimmt schon. Johnson kann wahrscheinlich am ehesten einschätzen, wie dringlich das alles ist. Sollen wir die Zettel eventuell kopieren? Kann nicht verkehrt sein, wenn wir den Kram auch haben und ich kann mir gut vorstellen, dass Johnson die Blätter behalten möchte." "Das würde jedenfalls Sinn machen. Vor allem haben wir dann auch später noch die Gelegenheit, uns die Infos in Ruhe anzusehen", fügte Lou hinzu.
Jakob nickte den anderen kurz zu. Immerhin bedeutete das, dass er die Zeit haben würde, die Arena herauszufordern. "Ich weiß nicht, ob ich uns als Kuriere bezeichnen würde. Eher als Informanten. Aber ja, ich denke auch, dass wir die Informationen mit irgendwem teilen sollten. ich kenne jetzt Johnsen nicht so gut, aber er machte auf mich einen guten Eindruck. Zumindest einen strengen." Er war sich sicher, dass Johnson mit der letzten Seite viel anfangen könnte. Allerdings war er sich nicht so sicher, was die zweite Seite anging. "Wollen wir ihm eigentlich wirklich alles geben? Ich finde es seltsam, vertrauliche Polizeidokumente zurück zur Polizei zu spielen."
"Vermutlich geht Kate davon aus, dass wir als Freiwillige zumindest eine grobe Ahnung davon haben, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht", schlug Ethan mit einem Schulterzucken vor und sah anschließend erneut zu den Papieren. "Kopieren sollten wir sie definitiv vorher. Und was die zweite Seite angeht..." Er machte eine kurze Pause und sah anschließend zu dem Idioten. "Ich würde sagen, es ist eine durchaus wichtige Information, dass es in den Reihen der Polizei Spitzel gibt. Johnson sollte das wissen."
"So wie ich Johnson einschätze, würde es mich nicht einmal überraschen, wenn er schon einen Verdacht hätte", meinte Lou bezüglich der Informanten. "Da wir uns ja offensichtlich einig sind, was Captain Johnson angeht, hab ich eigentlich nur noch zwei Fragen", begann Holly schließlich. "Erstens: Was genau sagen wir ihm eigentlich, wenn er fragt, wo wir die Infos herhaben? Und Zweitens: Sollten wir uns nicht zeitnah auf den Weg machen? Immerhin ist es schon recht spät und ich kann mir gut vorstellen, dass Johnson bald Feierabend hat." "Guter Einwand", musste Lou zustimmen. "Vielleicht wäre es sogar von Vorteil, wenn wir ihn erstmal anrufen?"
Jakob nickte zustimmend. Immerhin war diese Besprechung recht kurz verlaufen. So viel gab es ja auch leider nicht, was sie hätten tun können. "Ich bin auch dafür, dass wir ihm die Informationen so bald wie möglich geben. Gibt es hier einen Kopierer? Ich glaube nämlich kaum, dass wir ihn fragen sollten, ob wir eine Kopie für uns haben können." Dann nickte er. "Ja, anrufen klingt gut. Je eher er davon weiß, dass es etwas Wichtiges gibt, desto sicherer können wir es ihm heute noch übergeben."
"Ihn anzurufen, ist das geringste Problem", erwiderte Ethan und griff dabei nach seinem AC-Phone. "Ich bezweifle allerdings, dass man hier einfach einen Kopierer findet und ich halte es für eine denkbar schlechte Idee, es jemandem an der Rezeption zum Kopieren zu geben." Zugegebenermaßen ratlos schüttelte er den Kopf. "Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob es hier überhaupt eine Möglichkeit gibt, irgendetwas zu kopieren."
"Die unten an der Rezeption dürften ziemlich verwirrt sein, wenn die sehen, was wir kopieren. Das ist nichts, was irgendjemand wissen sollte", stimmte Holly zu. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Problem gibt, einen Kopierer aufzutreiben", meinte Lou und war von der allgemeinen Ratlosigkeit irritiert. "Litora ist die zweitgrößte Stadt Aventus. Es gibt hier mit Sicherheit mindestens einen Copyshop oder eine Bibliothek. Beides besitzt für gewöhnlich einen Kopierer. Ich weiß sogar, dass es Zeitschriftenläden gibt, die einen haben. Wir müssen doch unten an der Rezeption nur nachfragen, wo man irgendetwas in der Art findet. Und dann können wir das ohne Probleme anonym kopieren. Alles, was wir brauchen, sind ein paar Münzen."
Jakob nickte zu Lou. "Das klingt ja fast schon zu einfach. Okay, wenn der Copyshop etwas weiter weg ist, wäre ich doch dafür, Johnson erst ein wenig später Bescheid zu sagen. Aber wir sollten uns trotzdem beeilen, wir haben ja heute noch eine Verabredung."
Ethan runzelte die Stirn. "Ich würde ihn eher sofort anrufen, damit er überhaupt noch erreichbar ist. Und dann können wir ihm notfalls immer noch sagen, dass es noch etwas dauert, bis wir bei der Polizei sind", sagte er dann mit einem weiteren Kopfschütteln. "Und wenn es wirklich eilt, können wir immer noch ein Taxi nehmen. Aber andernfalls kopieren wir das Ganze, rufen an und stellen fest, dass er schon nicht mehr im Dienst ist."
"Warum gehen wir nicht einfach nach unten, fragen nach dem Copyshop und wenn wir wissen, ob der in der Nähe ist oder wir erst durch die ganze Stadt müssen, können wir Johnson immer noch anrufen. Aber dann wissen wir definitiv, wie lange es noch dauert", schlug Holly ihrerseits vor. "Ich bin dafür, dass wir Johnson direkt anrufen. Er weiß nicht, wo wir sind, daher spielt es keine Rolle, ob wir nun genau bescheid wissen oder eben nicht. Ich glaube nicht, dass eine kleine Lüge in dieser Sache wirklich schlimm ist", erwiderte Lou. Das Mädchen war definitiv dafür, die Angelegenheit mit dem Captain schnell zu erledigen.
Jakob blickte kurz zu Ethan und dann zu Lou. Es gab gute Gründe, seine Meinung spontan zu ändern, was den Zeitpunkt des Anrufes anging. "Also gut, ich sehe es ein. Wir wollen ihn ja noch erwischen und dann sollten wir ihn jetzt anrufen. Ist ja auch nicht sicher, ob wir direkt zu ihm können. Und dann gehen wir kopieren." Er blickte in die Runde. "Für mich klingt das jetzt nach einem Plan."
Ethan nickte kurz, widmete sich seinem AC-Phone und wählte Johnsons Nummer. Noch war es theoretisch früh genug, um den Captain zu erreichen - zumindest hoffte Ethan das. Es dauerte eine ganze Weile und Ethan war bereits kurz davor, aufzulegen, als der Anruf schließlich doch entgegen genommen wurde. "Johnson", ertönte es doch eher unfreundlich. "Courtenay", antwortete Ethan, Johnson wusste es schließlich ohnehin. "Sind Sie noch in der Wache?" "Wo sollte ich sonst sein?", entgegnete Johnson kühl. "Ich für meinen Teil nehme meinen Job ernst." "Wie lange sind Sie noch da?", hakte Ethan ebenfalls ein wenig unterkühlt nach. "Worum geht es überhaupt?", fragte Johnson. "Wir haben Informationen erhalten - zu den aktuellen Geschehnissen", antwortete Ethan. "Und die können Sie nicht einfach in der Wache abgeben?" Einen Moment lang schwieg Ethan. Er war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, Johnson am Telefon zu sagen, dass davon auszugehen war, dass es Verräter in den Reihen der Polizei gab. "Ich werde die Wache um achtzehn Uhr verlassen", fuhr Johnson schließlich fort, ohne eine Antwort abgewartet zu haben. "Dann werde ich mich zu Fuß auf den Weg zu meinem Wagen machen. Dieser steht auf einem öffentlichen Parktplatz in der Nähe der Arena. Die Überwachungskameras auf dem Parkplatz sind seit ein paar Wochen defekt." Abrupt beendete Johnson das Gespräch, sodass Ethan sein AC-Phone ein wenig irritiert ansah. Irgendwie machte dieses Gespräch den Eindruck, als ahnte Johnson etwas, als ginge er davon aus, dass es Spione gab.