Jakob lächelte die Frau kurz an, sagte ein kurzes Dankeschön, wandte sich sofort wieder ab und ging zu Lou. "Gut, es ist an der Strandpromenade. Zehn Minuten vom Center entfernt in Richtung der Tribüne. Was ist los?"
"Gleich", gab Lou Jakob zur Antwort. Sie würde noch genug Zeit haben, ihm zu erklären, was los war, aber zunächst hatte das Gespräch Vorrang. "Ethan?", sprach sie anschließend wieder in den Hörer. "Das First Row ist vom Pokemoncenter am Strand etwa zehn Minuten die Promenade entlang entfernt. Und zwar in Richtung der Tribüne, wo vorhin das Turnier war. Sollen wir uns da treffen?"
"Damit dürfte es ganz in der Nähe von unserem Hotel sein", stellte Ethan fest, fragte sich allerdings, ob es eine gute Idee war, sich wirklich mit den anderen zu treffen. Er bezweifelte es. "Ich gehe schonmal vor. Wir können uns im Anschluss daran treffen." Kate wäre alles andere als froh darüber, wenn er die anderen mitbringen würde, dessen war er sich sicher. Und er konnte auf weitere Drohungen verzichten. Außerdem zweifelte er ihre Kooperationsbereitschaft an - und das auch ohne, dass noch andere erfuhren, wer sie war.
Ethan war ein wenig verwirrend, aber Lou ging noch immer davon aus, dass der junge Mann eine Art von Plan hatte und sie vertraute ihm in dieser Hinsicht. "Einverstanden", gab sie ihm dementsprechend zur Antwort. "Dann warten wir entweder im Pokemoncenter auf dich oder doch lieber bei uns im Hotel?" Beides war für sie in Ordnung, so lange sie einander nicht verpassen würden.
Jakob sah irritiert zu Lou. Er fragte sich, was Ethan vorhatte. Und er war sich sicher, dass es, was auch immer es war, warscheinlich nicht gut war, ihn alleine gehen zu lassen. "Ich weiß immer noch nicht was los ist, und wir sollen hier einfach brav warten? Sicher, dass Ethan keine Begleitung haben möchte?"
"Ich brauche keine Begleitung", antwortete Ethan eilig, als er den Idioten im Hintergrund gehört hatte. "Vermutlich ist es ohne sogar sinnvoller." Er machte eine kurze Pause. "Und wir treffen uns danach im Hotel, da sind weniger Leute." Und das wiederum war sinnvoll, wenn er die ominösen Informationen ansehen und mit den anderen besprechen wollte. "Wenn ihr Holly erreicht, wäre das nicht schlecht." Sicherheitshalber entschied er sich dazu, das Gespräch nicht noch weiter zu ziehen, um dem Idioten keine Möglichkeit zum Diskutieren zu geben. "Ich mache mich auf den Weg, bis später."
Lou wollte Ethan noch widersprechen, aber da hatte er schon aufgelegt. Für einen Moment musterte sie den Hörer, dann legte sie mit einem Seufzen auf. "Das ist alles sehr, sehr merkwürdig", meinte sie mehr zu sich als zu Jakob. Es folgte ein weiteres Seufzen. Lou hoffte, dass Ethan wirklich keine Hilfe brauchen würde, aber im Grunde ging er nur zu einem Hotel, um nach Kate zu fragen. Das war eigentlich nicht sonderlich gefährlich. "Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wo Holly sein könnte, oder?", fragte das Mädchen an Jakob gewandt.
Jakob sah zu, wie Lou den Hörer auflegte. So wie sie aussah, hatte Ethan das Gespräch einfach beendet. Jakob schüttelte einfach den Kopf über die Situation. "Denkst du, er ist sicher?" Jakob schüttelte dann erneut den Kopf. "Nein, ich weiß nicht, wo Holly ist. Hab nicht mal so richtig mitbekommen, was sie jetzt machen wollte. Du erinnerst dich, ich bin mit Annie recht früh abgehauen."
Ethan steckte sein AC-Phone weg und tastete nach Nofretetes Luxusball. Als hätte sie das gewittert, setzte sie sich augenblicklich auf und erdolchte ihn mit ihrem Blick. "Es tut mir leid, aber du kannst jetzt nicht weiterschlafen", wandte sich Ethan an das Mauzi, das sich daraufhin abwandte, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Anschließend sprang es von der Bank und wartete davor. "Das heißt, dass du nicht in den Ball zurückwillst", schlussfolgerte Ethan halb fragend, nahm es dann hin und machte sich auf den Weg von dem Garten in die Lobby. Den Umschlag nahm er kurzerhand mit, als er schließlich das Hotel verließ und sich auf den Weg zu dem First Row machte.
"Ja... Ja ich denke schon", antwortete sie Jakob. "Ich erzähl dir unterwegs, was ich weiß." Lou wandte sich der Tür des Pokemoncenters zu und trat zusammen mit Jakob nach draußen. "Ethan will zum First Row, weil er vermutet, dass Kate dort ist. Er will mit ihr wegen der Polizeisache reden, frag mich aber nicht warum", begann das Mädchen seine Erklärung, während sie sich in Bewegung setzten. "Das eigentliche Problem ist, dass Ethan Freiwilliger ist, um genug Infos zu sammeln, damit er seinen Vater überzeugen kann, mit der AC zu reden, damit die wiederum mehr Geld für die Polizei ausgeben. Du weißt schon, weil er ja Großaktionär ist. Und wenn die Polizei womöglich aufgelöst wird oder was auch immer, dann ist das ein ziemliches Problem."
Jakob war irritiert darüber, dass Ethan mit Kate wegen der Polizeisache reden wollte. Er wusste nicht, was Kate damit zu tun haben sollte und wollte gerade nachhhaken, als Lou auch ihre Verwirrung darüber erwähnte. "Klingt aber so, als wäre sie da mehr drin, als wir bisher angenommen haben." Darüber, dass Ethan auch nicht nur aus reiner Menschenliebe zum Freiwilligen geworden war, musste Jakob lächeln. Außer Lou hatten sie wohl alle Hintergedanken gehabt, als sie sich bei der Polizei freiwillig gemeldet hatten. "Zumindest erklärt das, dass du Ethan gleich bescheid sagen woltest. Aber trotzdem nicht, was er von Kate will. Ich habe ja die Befürchtung, wir werden es nicht erfahren." Dann blickte er kurz in die Luft. So gerne er auch Kate noch einmal sehen wollte, glaubte er nicht, dass Ethan ihn mitnhemen würde. Lou würde ihm das sicher auch ausreden, aber Jakob war zu neugierig und befürchtete, dass Ethan nicht wirklich etwas preisgeben würde. "Und was jetzt?"
"Das ist eine sehr gute Frage", gab Lou zur Antwort. "Wir treffen uns später mit Ethan wieder im Hotel. Ich bin allerdings dafür, dass wir nicht direkt zurückgehen, sondern einen Umweg laufen. Holly meinte, dass sie ein paar Sachen einkaufen möchte und vielleicht haben wir Glück und treffen sie irgendwo. Ich weiß, dass es denkbar unwahrscheinlich ist, aber etwas Besseres fällt mir nicht ein. Und blöd rumsitzen und auf Ethan warten will ich ehrlich gesagt nicht." Das Mädchen hob kurz die Schultern. Im besten Fall würden sie Holly tatsächlich finden und wenn nicht, hatten sie die Zeit zumindest genutzt und es versucht.
Jakob hatte halb gehofft, dass Lou sagen würde, Ethan vor dem Hotel abzufangen. Er wusste zwar nicht, was das gebracht hätte, Lou hätte aber bestimmt irgendwas sagen können. Wenn Lou allerdings nicht wollte, würde er diesen Vorschlag auch nicht machen. Ethan würde schon alleine klar kommen. "Ja, mehr als das können wir auch nicht machen. Nur schade, dass damit unsere Pläne erst einmal hinüber sind." Immerhin konnte er so noch Zeit mit Lou verbringen.
"Das ist ziemlich bescheiden", meinte Lou und klang alles andere als fröhlich. Das Mädchen hoffte, dass Ethan irgendetwas erreichen konnte, egal was es war. Ohne die Polizei hätte die Organisation Narrenfreiheit und selbst wenn es nur zu einer Umstrukturierung käme, würde das vermutlich auch einiges an Zeit kosten, bis der Polizeischutz wieder hergestellt wäre. "Wer auch immer mal auf die Idee gekommen ist, die Polizei zu privatisieren, gehört dafür verklagt. Wenn es ginge... Ohne Polizei bricht doch das Chaos aus. Das können private Sicherheitsfirmen doch gar nicht alles stemmen", murrte Lou vor sich hin, während sie weiterlief.
Holly:
Holly hatte es sich zusammen mit Lola auf einer Bank bequem gemacht. Funke ruhte sich wieder aus, hatte sich aber sehr über ihre Belohnung gefreut. Auch Lola war gerade für ihre Verhältnisse entspannt, auch wenn ihr das Gespräch mit Holly über das Kämpfen nicht wirklich gefallen hatte. Aber hier auf einer Bank zu sitzen und Leute und Pokemon zu beobachten, das war in Ordnung.
Jakob konnte nur den Kopf schütteln. Im Endeffekt hatte er ja auch nichts gegen eine unfähige Polizei. Aber er hatte definitiv etwas gegen mörderische Organisationen. Er war sich sicher, dass er stärker werden musste. Wenn die Polizei wirklich abgeschafft werden würde, musste er zusehen, wie er weiter machte. Er konnte nur hoffen, dass die Organisation ihn in Ruhe lassen würde, wenn sie ihn nicht mehr brauchte. Aber Jakob hielt das alles für Wunschdenken, vor allem da Ethan anderer Meinung war. "Bescheiden trifft es kaum. Dafür gibt es andere Wörter." Jakob schüttelte einfach nur den Kopf. "Ich glaube, wenn wir wirklich irgendwas erreichen wollen, müssen wir auf jeden Fall in der Lage sein, uns gegen solche Typen zur Wehr zu setzen. Aber du hast ja gesehen, wie das im Lagerhaus ausgegangen ist."